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Gast aus dem hohen Norden: Der Seidenschwanz

Der Seidenschwanz (Bombycilla garrulus) ist dort zuhause, wo die Taiga in die Tundra übergeht, also sozusagen an der nördlichen Baumgrenze. Da jedenfalls brütet er und bleibt auch, solange die Witterung und vor allem die Nahrungsgrundlagen es zulassen. Bäume benötigt er in seinem Umfeld, denn er baut ein napfförmiges Nest aus Gras und Moos in den Zweigen von Nadelbäumen. In der Brutzeit erbeutet er Insekten im Flug, im Winter jedoch stehen ausschließlich Beeren aller Art auf seinem Speiseplan: Mistel, Hartriegel, Schneeball, Wacholder, Liguster, Weiß- und Schwarzdorn. Auch hängen gebliebenes Obst verschmäht er nicht. Eine zentrale Rolle aber spielt die Eberesche.

Wenn's ihm zu kalt wird, kommt er zu uns

Der Seidenschwanz ist ein Standvogel. Doch wenn ihm vor allem in strengen Wintern der Zugang zu all den Köstlichkeiten in seiner Heimat verwehrt wird und offenbar insbesondere dann, wenn die Ebereschensaison schlecht war, weicht er nach Süden aus. Deshalb bekommen wir ihn nur alle paar Jahre (es kann auch Jahrzehnte dauern) in den Wintermonaten zu Gesicht. Er tritt stets in kleinen Schwärmen auf, die im Flug genauso wirken wie ein Schwarm von Staren.

Da der Seidenschwanz auch etwa die Größe eines Stars besitzt, ist man geneigt, dem vermeintlichen Starenschwarm keine weitere Beachtung zu schenken. Doch wenn man genauer hinsieht, was durch die geringe Scheu der Gäste aus dem Norden leicht möglich ist, dann fällt als erstes die Federhaube am Kopf auf und dann, bei noch genauerem Hinsehen, erkennt man die dottergelbe Schwanzspitze und die leuchtend roten, an Siegellack erinnernden Hornplättchen am Ende der Armschwungfedern. Wenn die Vögel wie fast immer mit dem Verspeisen von Beeren beschäftigt sind, weist noch eine weitere, weniger appetitliche Sache darauf hin, dass Seidenschwänze am Werk sind oder waren: Der Kot, den die Vögel ausscheiden, hängt in langen, dünnen Fäden, die in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Verdickungen fast wie Perlen aufweisen, von den Ästen herab, auf denen die Tiere sitzen oder eben noch saßen.

Im Mittelalter als Pestvogel verrufen

Die Tatsache, dass der Seidenschwanz über viele Jahre im mittleren und südlichen Europa nicht zu sehen ist, dann aber in manchen Wintern wie beispielsweise 2004/05 invasionsartig auftaucht, hat ihm im Mittelalter einen üblen Ruf als Pestvogel eingebracht. Viele Menschen betrachteten ihn als Unglücksboten, der schlimme Krankheiten, Kriege und Hungerkatastrophen ankündigen würde.

Der Seidenschwanz besucht auch, wenn er denn gerade bei uns weilt, die für die Winterfütterung aufgestellten Futterhäuschen. Allerdings muss für ihn auch deutlich erkennbar Futter dort zu holen sein. Wer ihn also anlocken möchte tut gut daran, sein Futterhaus mit auffällig gefärbten Beeren zu bestücken. Die Eberesche ist, wie bereits ausgeführt, die Leibspeise der Seidenschwänze. 

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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