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Kuckuck mit behaarter Raupe (Foto: Herwig Winter)

Bei Menschen beliebt, von Singvögeln gehasst: Der Kuckuck

Der Kuckuck (Cuculus canorus) kehrt mit einer derartigen Pünktlichkeit aus seinem zentralafrikanischen Überwinterungsgebiet zurück, dass man fast den Kalender danach ausrichten kann. Meist wird sein unverkennbarer Ruf von Wanderern in den Mai das erste Mal im Jahr vernommen, die dann rasch auf ihre Geldbörse klopfen, denn der Aberglaube garantiert dadurch ein stets gefülltes Portemonnaie.

Zu Gesicht bekommt man den lauthals seinen Namen rufenden Gesellen allerdings nur selten, und das hat seinen guten Grund. Zum einen muss der Kuckuck natürlich wie andere Vögel auch ein Revier abgrenzen und markieren, wozu sein markanter Ruf dient. Zum anderen will er aber möglichst unsichtbar bleiben und sitzt deshalb beim Rufen gerne in der dicht beblätterten Baumkrone, denn bei den zahlreichen Singvögeln, die jetzt gerade ihrem Brutgeschäft nachgehen, ist er alles andere als beliebt. 

Kuckuck mit behaarter Raupe (Foto: Herwig Winter) Kuckuck mit behaarter Raupe (Foto: Herwig Winter)  (Foto: Herwig Winter)

Der Kuckuck legt seine Eier in fremde Nester

Den Grund dafür kennt bereits jedes Kind: der Kuckuck ist ein Brutschmarotzer. Er baut niemals ein eigenes Nest, in das er seine Eier legt, sondern er ist dauernd klammheimlich am Beobachten, wo gerade ein Singvogel am Brüten ist. Sobald dieser eine Brutpause einlegt, ist das Kuckucksweibchen zur Stelle, legt sein Ei dazu und nimmt dafür eines aus dem Gelege heraus und trägt es weg, um es irgendwo unterwegs fallen zu lassen.

Der auf diesem Weg hinters Licht geführte Singvogel brütet nichtsahnend das fremde Ei zusammen mit den eigenen Eiern aus und programmiert damit die Vernichtung seiner eigenen Brut vor. Denn sobald der junge Kuckuck geschlüpft ist, besteht seine erste Handlung darin, alles was sich sonst noch im Nest befindet, egal ob Ei oder Jungvogel, über den Nestrand zu bugsieren und damit aus dem Nest zu befördern, so dass er als Einziger übrig bleibt. Und das ist gut so, für den Kuckuck. Denn innerhalb der nächsten drei Wochen wird sich unter der eifrigen Fütterung durch die Stiefeltern sein Körpergewicht um das vierzig- bis fünfzigfache erhöhen; Futterkonkurrenten kann man da nicht brauchen.  

Wieso lassen sich die Wirtseltern täuschen?

Weshalb aber, so fragen sich viele Menschen, fallen die Wirtseltern auf den jungen Kuckuck herein, während sie den erwachsenen Kuckuck, wenn sie ihn entdecken, heftig attackieren, um ihn vom Nest fernzuhalten? Nun, der junge Kuckuck hat etwas, dem die Singvögel einfach nicht widerstehen können: er sperrt genau wie ihre eigenen Jungen und zeigt dabei seinen grell orangerot gefärbten Rachen. Das ist ein so genannter Schlüsselreiz, der das angeborene Fütterungsverhalten der Altvögel mit absoluter Sicherheit auslöst.

Aufgrund des größeren Schnabels im Vergleich zu den eigenen Singvogeljungen wird der Reiz, den der Jungkuckuck aussendet, sogar noch verstärkt. Die Singvögel können nicht anders, sie müssen den kleinen Schmarotzer, der nach etwa drei Wochen flügge wird und dann ihre eigene Körpergröße bei weitem übertrifft, mit Futter vollstopfen, so lange er sperrt.

Weshalb wird das fremde Ei nicht erkannt?

Wieso aber bemerken die Singvögel eigentlich nicht, dass da ein fremdes Ei in ihrem Nest liegt? Manchmal, so hat man beobachtet, wird die Brut tatsächlich nach einem Kuckucksbesuch aufgegeben, aber das hängt wohl oft eher mit den Nestbeschädigungen zusammen, die der taubengroße Vogel gelegentlich bei seiner Eiablage hinterlässt. Denn das Ei des Kuckucks als fremdes zu erkennen vermögen die Wirtseltern in der Regel nicht, da das Kuckucksei zwar etwas größer, aber den eigenen in der Färbung meist recht ähnlich ist. Das Kuckucksweibchen kann nicht etwa beim Legen die Eifarbe anpassen, aber es sucht sich als Wirtseltern überwiegend die Singvogelart aus, bei der es selbst großgezogen wurde, in das also die eigene Mutter auch schon ihr Ei gelegt hatte. Und diese Eier passen in der Färbung eben recht gut zu den Eiern der Wirtseltern.

Es gibt richtiggehende Spezialisten unter den Kuckucken, die man biologisch schon als Rassen betrachten kann, je nachdem welche Singvogelart von ihnen ausgenutzt wird. Die Eifarbe ist dann dieser Art zum Verwechseln ähnlich. Dabei wird so gut wie keine Singvogelart ausgelassen, wenn auch manche Arten stärker als andere unter dem Kuckuck zu leiden haben. Besonders betroffen sind beispielsweise der Teichrohrsänger, die Mönchsgrasmücke, die Heckenbraunelle, die Bachstelze, das Rotkehlchen und der Zaunkönig. Rund ein Dutzend Eier platziert ein Kuckucksweibchen pro Saison.

Frisst auch behaarte Raupen

Käfer und Heuschrecken gehören zur bevorzugten Nahrung des Kuckucks, aber er ist einer der wenigen Insektenfresser, die auch behaarte Raupen nicht verschmähen, was ihn bei Gartenfreunden doppelt beliebt macht. So verkündet er nicht nur mit seinem Ruf, dass das Frühjahr nun endgültig Einzug gehalten hat, sondern er vernichtet auch noch üble Pflanzenschädlinge, an die sich sonst keiner heranmacht.

Der erwachsene Kuckuck hat aufgrund seiner eher versteckten Lebensweise kaum Feinde zu fürchten, allenfalls Greifvögel wie den Habicht oder den Sperber. Eher wird der Jungkuckuck im Nest Opfer eines Nesträubers wie Marder, Wiesel, Fuchs und Dachs

Mehr Artenportraits?

Herwig Winter freut sich über Rückmeldung: Falls Sie sich ein Portrait zu einer speziellen Tier- oder Pflanzenart wünschen, können Sie das Herwig Winter gerne mitteilen. Vielleicht ein Tier mit Q? – Sie erreichen ihn unter herwig.winter(at)bund.net.  

Bildverwendung

Die Fotografien von Herwig Winter dürfen unter Angabe von „(Foto: Herwig Winter)“ zu nicht‑kommerziellen Zwecken verwendet – allerdings nicht auf anderen Internetseiten veröffentlicht werden. Andere Verwendungszwecke müssen mit Herwig Winter abgesprochen werden. 

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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