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Kleiner Frostspanner, Männchen
Kleiner Frostspanner, Männchen (Foto: Herwig Winter)

Der Kleine Frostspanner (Operophtera brumata) ist eine Ausnahmeerscheinung. Wer rechnet schon damit, bei Schnee und Eiseskälte ausgerechnet auf einen Schmetterling zu treffen? Doch genau zu der Zeit, nämlich im Spätherbst meist nach dem ersten Frost, wenn sich alle anderen Insekten beziehungsweise deren Puppen oder Eier in Winterstarre befinden, schlüpfen die Frostspanner aus ihren Puppen. Aber nur bei den Männchen kann man auf Anhieb erkennen, dass es sich um einen wenn auch sehr unscheinbaren Schmetterling mit beigebrauner Flügelfärbung ohne auffällige Zeichnung handelt. Mit seinen bis zu 2,5 Zentimetern Flügelspannweite fällt der nachtaktive Falter eigentlich nur dadurch auf, dass er plötzlich und unerwartet im Lichtkegel von Autoscheinwerfer oder Taschenlampe flattert.

Weibchen gleichen eher einer Larve mit langen Beinen

Kleiner Frostspanner, Weibchen (Foto: Herwig Winter)

Die Weibchen des Frostspanners mit ihren Stummelflügeln würde man nie für einen Schmetterling halten, eher für eine Raupe auf sechs Beinen. Flugunfähig sitzen sie an Baumstämmen oder sonstigen exponierten Stellen und senden Duftstoffe (Sexualpheromone) aus. Der Duftspur folgend finden die Männchen zu den Weibchen.

Ein Leben wie die Eintagsfliegen

Einmal aus den Puppen geschlüpft nehmen die Frostspanner keine Nahrung zu sich, so dass ihr Leben nur ein paar Tage währt. In dieser Zeit paaren sie sich und die Weibchen legen anschließend bis zu 300 Eier in die Ritzen von Baumrinden oder im Knospenbereich in den Astspitzen. Die im Frühjahr schlüpfenden Raupen machen sich sofort über das erste frische Grün der Bäume her, wobei sie bezüglich der Baumart nicht wählerisch sind. Sollte die Nahrung knapp werden, bilden sie Spinnfäden und lassen sich vom Wind auf andere Bäume tragen. Wenn sie nach mehreren Häutungen ausgewachsen sind, seilen sie sich an einem Spinnfaden ab und verpuppen sich im Boden.

Weiblicher Trauerschnäpper mit erbeuteter Raupe des Kleinen Frostspanners. (Foto: Herwig Winter)

Bei Obstbauern ziemlich unbeliebt

Kohlmeise verfüttert Spannerraupe. (Foto: Herwig Winter)

Vor allem im Obstanbau können die Raupen des Frostspanners enorme Schäden anrichten, denn sie fressen in großer Zahl bereits an den Knospen und später an den Blüten und Blättern. Das zerstört zwar nicht den Baum selbst, kann aber zum Totalverlust der Ernte führen. Deshalb werden im kommerziellen Obstbau die Frostspanner stets in irgendeiner Form bekämpft.

Ökologisch verträglich lässt sich eine Bekämpfung mit Leimringen oder -bändern gestalten, die verhindern, dass die flugunfähigen Weibchen den Stamm erklettern und ihre Eier ablegen. Im konventionellen Obstbau werden aber bei bereits vorhandenem Befall in der Regel Insektizide eingesetzt.

Biologische Spannerbekämpfer

Weiblicher Gartenrotschwanz mit erbeuteten Raupen Ein weiblicher Gartenrotschwanz hat gleich mehrere Raupen erwischt. (Foto: Herwig Winter)  (Foto: Herwig Winter)

Obwohl die Spannerraupen durch ihre grüne Färbung gut getarnt sind, entgehen sie den scharfen Blicken vieler Insektenfresser in der Vogelwelt nicht. Da die Singvögel zu dieser Zeit für ihren Nachwuchs sorgen müssen, landen Spannerraupen in großer Zahl in den Schnäbeln von Meisen, Schmätzern und Schnäppern. Während Meisen (Bild: Kohlmeise verfüttert Spannerraupe) und Schmätzer (Bild: Weiblicher Gartenrotschwanz mit erbeuteten Spannerraupen) die Raupen durch Absuchen der Zweigspitzen beziehungsweise Zweige erbeuten, fangen die Schnäpper (Bild: Weiblicher Trauerschnäpper mit erbeuteter Spannerraupe) als Fluginsektenjäger eher die am Spinnfaden durch den Wind getragenen oder sich gerade zur Verpuppung abseilenden Raupen. Wer sich die biologischen Schädlingsbekämpfer zunutze machen möchte, sollte möglichst in jedem Obstbaum einen geeigneten Nistkasten anbringen.

Mehr Artenportraits?

Herwig Winter freut sich über Rückmeldung: Falls Sie sich ein Portrait zu einer speziellen Tier- oder Pflanzenart wünschen, können Sie das Herwig Winter gerne mitteilen. Vielleicht ein Tier mit Q? – Sie erreichen ihn unter herwig.winter(at)bund.net.  

Bildverwendung

Die Fotografien von Herwig Winter dürfen unter Angabe von „(Foto: Herwig Winter)“ zu nicht‑kommerziellen Zwecken verwendet – allerdings nicht auf anderen Internetseiten veröffentlicht werden. Andere Verwendungszwecke müssen mit Herwig Winter abgesprochen werden. 

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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