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Hirschkäfer-Männchen auf einem Pfingstrosenblatt

Der Hirschkäfer (Lucanus cervus) gehört zur Familie der Schröter, was auf seine Hauptaufgabe im Wald, das Schroten, also Zerkleinern von Holz, hinweist. Seinen Namen verdankt er den geweihartigen Mundwerkzeugen der Männchen, die bei besonders großen Exemplaren fast die Hälfte der Körperlänge ausmachen können. Die Weibchen tragen dieses “Geweih” nicht. Männchen können bis zu 8 cm, Weibchen bis zu 5 cm lang werden.

 

Hirschkäfer-Männchen auf einem Eichenstamm Hirschkäfer-Männchen auf einem Eichenstamm.  (Foto: Herwig Winter)

Wovon ernähren sich Hirschkäfer?

Hirschkäfer-Weibchen auf der Hand, entdeckt bei einem Waldspaziergang. Hirschkäfer-Weibchen entdeckt bei einem Waldspaziergang.  (Foto: Andrea Vetter-Anders)


Baumharz lässt Hirschkäferherzen höher schlagen. Die Weibchen können problemlos mit ihren kräftigen Kiefern kleine Wunden in die Baumrinde reißen und so an das Harz gelangen, von dem die Käferart sich ernährt. Die Männchen hingegen hindert ihr Geweih daran, es den Weibchen gleichzutun.

Fun Fact: Ab und zu kommt es vor, dass man Hirschkäfer torkeln oder von alleine vom Ast fallen sieht. Das passiert, wenn Bakterien im Baumharz Alkohol erzeugen. Lecken die Käfer nun das Harz, werden sie “betrunken” und verlieren die Orientierung.

Die Baumwunde als Partnerbörse

Die von den Weibchen geschaffenen Futterstellen haben deswegen einen weiteren Zweck: sie locken hungrige und paarungsbereite Männchen an. Begegnen sich zwei Männchen auf einem Baum, beginnen sie zu kämpfen. Mit ihren Mundwerkzeugen versuchen sie, ihren Konkurrenten vom Baum zu werfen oder auf den Rücken zu drehen. Ernsthaft verletzt wird dabei aber keiner. Der Sieger darf sich mit dem Weibchen paaren.

Nach der Paarung gräbt sich das Weibchen etwa einen halben Meter tief in den Boden ein und legt seine Eier in die Nähe von morschem Holz oder modernden Baumwurzeln. Hirschkäfer können an unterschiedlichen Laubbäumen in Parkanlagen und Gärten in Waldnähe vorkommen, sie bevorzugen jedoch sonnige Stellen in Wäldern mit einem hohen Totholzanteil und bestenfalls über 150 Jahre altem Eichenbestand. Die Larven ernähren sich nach dem Schlüpfen von dem morschen und verpilzten Holz, das sich so mit der Zeit in sogenannten Mulm verwandelt. Je besser das Nahrungsangebot für die Larve ist, desto größer wird später der Käfer. Insgesamt kann es bis zu 8 Jahre dauern, bis sich die Larve verpuppt. Die Käfer überwintern anschließend im Boden und schlüpfen Ende Mai, wobei die Männchen rund eine Woche früher erscheinen als die Weibchen. Nun bleiben ihnen nur etwa 8 Wochen, um sich fortzupflanzen, bevor ihr kurzes Käferleben endet.

Indikator für alte Wälder

Den idealen Lebensraum der Hirschkäfer stellen sonnige Stellen in Eichen- und Laubmischwäldern dar. Dort sollten bestenfalls über 150 Jahre alten Eichen, ein hoher Totholzanteil und zahlreiche Baumstümpfe vorhanden sein. Diese Wälder sind jedoch selten geworden. Hauptgründe dafür sind die Abholzung von Waldgebieten für Bauprojekte und das Waldsterben 2.0 aufgrund des Klimawandels und die damit einhergehender Trockenheit der Wälder. Beispiele für diese beiden Faktoren gibt es in Hessen an gleich zwei Standorten:

  1. Der bedeutendste Vorkommensraum des Hirschkäfers liegt im Kelsterbacher Wald am Frankfurter Flughafen. Für den Bau der Nord-West-Landebahn wurden hier etwa 216 Hektar Wald gerodet. Damit ist das Käfervorkommen vermutlich weitgehend zerstört.
  2. Das zweite große Hirschkäfer-Vorkommen in Hessen befindet sich im Jägersburger-Gernsheimer Wald. Dieser leidet unter anhaltender Trockenheit, seit vor über 50 Jahren mit der rücksichtslosen Förderung von Grundwasser begonnen wurde. Durch eine aktive Anhebung des Grundwasserspiegels könnten die hier stehenden Eichen und damit auch die dort lebenden Hirschkäferpopulation gerettet werden.

Schutz erforderlich

Hirschkäfer-Männchen zu Besuch in einem Garten nahe des Waldes. Hirschkäfer-Männchen zu Besuch in einem Garten nahe des Waldes.  (Foto: Andrea Vetter-Anders)


Am Beispiel des Hirschkäfers erkennt man, welchen Einfluss der Mensch auf die Natur und damit auf die biologische Vielfalt hat.

Der Hirschkäfer steht in Deutschland schon seit vielen Jahren unter Naturschutz. In Hessen gilt er als gefährdet (Hessische Rote Liste Stufe 3), in ganz Deutschland sogar als stark gefährdet (Rote Liste Deutschland Stufe 2).

Er zählt außerdem zu den wenigen Käferarten, die aufgrund der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) europaweit geschützt werden müssen.

 

 

Käfer gesichtet?

Sie haben einen Hirschkäfer entdeckt? Dann melden Sie ihn mit Bild an das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG).

 

Autorin: Lisa Hopfgarten

Mehr Artenportraits?

Herwig Winter freut sich über Rückmeldung: Falls Sie sich ein Portrait zu einer speziellen Tier- oder Pflanzenart wünschen, können Sie das Herwig Winter gerne mitteilen. Vielleicht ein Tier mit Q? – Sie erreichen ihn unter herwig.winter(at)bund.net.  

Bildverwendung

Die Fotografien von Herwig Winter dürfen unter Angabe von „(Foto: Herwig Winter)“ zu nicht‑kommerziellen Zwecken verwendet – allerdings nicht auf anderen Internetseiten veröffentlicht werden. Andere Verwendungszwecke müssen mit Herwig Winter abgesprochen werden. 

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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