Der Große Gabelschwanz (Cerura vinula) ist ein in Europa recht weit verbreiteter Nachtfalter aus der Familie der Zahnspinner. Als Lebensraum bevorzugt er leicht feuchte und sonnige bis halbschattige Plätze, die er in Kiesgruben, Wald- und Gewässerrändern oder in Auwäldern findet.
Im Gegensatz zur nektarschlürfenden Verwandtschaft fristet er sein kurzes Falterleben von April bis Juli mit Dauerfasten. Mundwerkzeuge nämlich hat die Evolution bei seiner Ausstattung komplett eingespart. Es geht für ihn ausschließlich um die Fortpflanzung, dafür müssen die Nährstoffreserven aus der Raupenzeit ausreichen.
Unauffälliger Falter – imposante Raupe
Mit einer Flügelspannweite von bis zu acht Zentimetern ist der Falter zwar recht groß, aber farblich von eher dezenter Eleganz. Der weißgraue, pelzige Körper mit den schwarz gebänderten Flügeln ist im halbschattigen Gehölz gut getarnt. Seine braunen Eier platziert der Große Gabelschwanz an den Blättern von Zitterpappeln und Salweiden. Aus ihnen schlüpft die zunächst schwärzliche, aber nach mehreren Häutungen äußerst auffällige Raupe mit der namensgebenden Schwanzgabel.
Abwehr gegen Fressfeinde – vorne und hinten
Schon allein ihre Größe ist mit bis zu 8 Zentimetern eindrucksvoll. Komplettiert wird die imposante Erscheinung durch die leuchtend hellgrüne Färbung, die braune, weiß umrandete Rückenzeichnung und die Gabel am Hinterleib. Fressfeinde beindruckt die Raupe, indem sie sich durch Einziehen des Kopfes in das erste Brustsegment dicker macht und dem Angreifer die rote Kopfumrandung mit den schwarzen Scheinaugen entgegenreckt.
Zusätzlich kommt am anderen Ende der Gabelschwanz zum Einsatz: aus den dunklen Schwanzenden werden lange rote Schläuche ausgestülpt, die drohend zittern. Werden diese deutlichen Warnungen ignoriert, greift die Raupe zum chemischen Kampfstoff: Aus einer Drüse an der Kopfunterseite kann sie Ameisensäure spritzen - bis zu 30 Zentimeter weit.
Überwinterung in der Baumrinde
Hat die Raupe den Sommer unbeschadet mit dem Fressen von Weiden- und Pappelblättern hinter sich gebracht, wird es Zeit für die Verpuppung. Zu diesem Zweck nagt sie eine Mulde in den unteren Bereich des Baumstamms und baut dort hinein aus Spinnfäden und den abgeraspelten Spänen einen farblich getarnten und sehr festen Kokon. Gut geschützt findet hier die Überwinterung und Metamorphose zum erwachsenen Insekt (Imago) statt. Im April des Folgejahres verlässt dann der weißgraue Nachtfalter den Kokon, nachdem er die stabile Hülle mit einer speziellen Flüssigkeit aufgeweicht hat.
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