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Frauenschuh

Zum Laufen ungeeignet, dafür aber eine Schönheit: Der Frauenschuh

Der Frauenschuh (Cypripedium calceolus) gilt nicht nur unter Botanikern als die schönste Wildorchidee in Europa. Das leuchtende Gelb der pantoffelförmigen Unterlippe, die der Pflanze ihren Namen einbrachte, ist umrahmt vom Purpur der vier äußeren Blütenhüllblätter und hinterlegt vom hellen Grün des jeweils hinter der Blüte stehenden obersten Blattes. Die bis zu 9 cm Durchmesser aufweisenden Blüten sitzen meist einzeln am halbmeterhohen Stängelende. Der Stängel selbst besitzt zwei bis vier parallelnervige Blätter, die bis zu 12 cm lang werden. 

Frauenschuh (Foto: Herwig Winter) Frauenschuh (Foto: Herwig Winter)  (Foto: Herwig Winter)

Der Schuh als Falle

Der gelbe Schuh, den die Unterlippe bildet, stellt eine Kesselfalle dar, deren äußerer Rand durch einen Ölfilm ebenso spiegelglatt ist wie die Innenwände. Kleine Insekten wie Sandbienen werden durch den Glanz der Blüte angelockt. Bei der Landung am Rand rutschen sie unweigerlich in die Falle und können diese nur auf einem Weg wieder verlassen, der im Inneren des Schuhs mit durchscheinenden Punkten und griffigen Haaren markiert ist.

Der Weg nach draußen führt zunächst an der Narbe vorbei, wo die zur Freiheit strebenden Insekten mitgebrachten Pollen abstreifen, um dann beim Passieren der Staubblätter neuen Blütenpollen aufgedrückt zu bekommen. Mit dem Fallentrick erreicht der Frauenschuh also das Gleiche wie andere Blütenpflanzen, aber ohne die Pollentransporteure mit Nektar entlohnen zu müssen.

Lebensgemeinschaft mit Pilzen

In einer einzigen Fruchtkapsel bilden sich einige tausend winzige Samen, die vom Wind davongetragen werden. Zur Keimung und Entwicklung ist der Frauenschuh wie andere Orchideen auch auf bestimmte Bodenpilze angewiesen, mit denen er eine so genannte Symbiose, also eine Lebensgemeinschaft, bildet, die von Botanikern als Mykorrhiza bezeichnet wird.

Die erwachsene Pflanze braucht diese Mykorrhiza allerdings nicht mehr, doch kann es viele Jahre dauern, bis der Frauenschuh dieses Stadium erreicht und erstmals blüht. Mit ihren unterirdischen Überwinterungsorganen, den Rhizomen, kann die Pflanze dann aber weit über zwanzig Jahre alt werden, sich polsterartig ausbreiten und jedes Jahr im Mai neu austreiben.  

Anspruchsvolle Schönheit

Schönheiten sind in der Regel anspruchsvoll, so auch der Frauenschuh. Er ist wärmeliebend und benötigt lockeren, kalkhaltigen, gut durchlüfteten Boden in lichten Wäldern. Die moderne Forstwirtschaft setzt jedoch eher auf dichte Wälder, so dass es kaum noch geeignete Areale für den Frauenschuh gibt. Hinzu kommt, dass die Pflanze auch heute noch von Liebhabern ausgegraben wird, um sie im Garten anzupflanzen. Derartige Versuche sind regelmäßig aufgrund der hohen Ansprüche der schönen Orchidee an ihre Umgebung zum Scheitern verurteilt.

All das hat dazu geführt, dass die Bestände des Frauenschuhs stark zurückgegangen sind. Deshalb wurde ihm große Aufmerksamkeit durch das europäische Naturschutzrecht zuteil, wo er in den Anhängen II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geführt wird. Damit verbunden ist die rechtliche Verpflichtung, die noch vorhandenen Bestände streng zu schützen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen, die zur Sicherung des Fortbestandes der Art beitragen. 

Mehr Artenportraits?

Herwig Winter freut sich über Rückmeldung: Falls Sie sich ein Portrait zu einer speziellen Tier- oder Pflanzenart wünschen, können Sie das Herwig Winter gerne mitteilen. Vielleicht ein Tier mit Q? – Sie erreichen ihn unter herwig.winter(at)bund.net.  

Bildverwendung

Die Fotografien von Herwig Winter dürfen unter Angabe von „(Foto: Herwig Winter)“ zu nicht‑kommerziellen Zwecken verwendet – allerdings nicht auf anderen Internetseiten veröffentlicht werden. Andere Verwendungszwecke müssen mit Herwig Winter abgesprochen werden. 

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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