Der Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) ist ein kaum starengroßer Watvogel mit sandbraunem Rücken und schneeweißer Bauchseite, die an der Brust von einem schwarzen Ring umgeben ist. Die Kopfzeichnung ist ebenfalls durch einen Wechsel von schwarz und weiß gekennzeichnet, wobei das von einem gelben Ring umrahmte schwarze Auge hervorsticht.
Die gelbbraun gefärbten Beine sind wie bei allen Watvögeln im Verhältnis zum Körper relativ lang und kräftig. Der Flussregenpfeifer ist meist zu Fuß unterwegs, wobei er sich außer bei der Nahrungssuche fast immer sehr schnell rennend vorwärtsbewegt. Seine Nahrung besteht aus Boden bewohnenden Insekten und deren Larven, gelegentlich auch aus kleinen Muscheln und Krebsen.
Ursprünglich auf Sandbänken, heute meist in Kiesgruben
Der Lebensraum des Flussregenpfeifers hat sich während des letzten Jahrhunderts stark verändert. Ursprünglich lebte er auf den Sand- und Kiesbänken der großen Flüsse. Im Zuge des Ausbaus der Gewässer zu Wasserstraßen ist dieser Lebensraum aus Mitteleuropa mehr und mehr verschwunden, doch neue, ähnlich gestaltete Lebensräume sind mit der zunehmenden Bautätigkeit entstanden.
Heute findet man den Flussregenpfeifer vorwiegend in Kiesgruben, im Bereich von Mülldeponien, auf geschotterten Park- und Festplätzen und selbst auf den Bermen von Steinbrüchen. Da lässt es sich natürlich nicht vermeiden, dass sein Gelege immer einmal wieder unter die Räder kommt. In solch einem Fall reagiert der Flussregenpfeifer genau wie beim Verlust des Geleges durch einen Nesträuber mit einer Ersatzbrut.
Nesträuber austricksen
Meist im Mai legt der Flussregenpfeifer in der Regel vier Eier in einer Nistmulde direkt auf den steinigen Boden. Die Eier sind aufgrund ihrer gefleckten Zeichnung bestens getarnt, gleichsam Kieselsteine zwischen Kieselsteinen. Auch der brütende Altvogel fällt durch seine sandbraune Oberfläche kaum auf, obwohl sich das Nest völlig offen auf einer Fläche befindet. Nähert sich ein Nesträuber wie beispielsweise ein Fuchs oder Marder, dann bewegt sich der brütende Vogel nicht, bevor nicht eine Fluchtdistanz von fünf bis zehn Metern unterschritten ist.
Dann jedoch erhebt sich der Regenpfeifer und läuft rasch zur Seite weg, was die Aufmerksamkeit des Räubers auf den fliehenden Vogel und weg vom Nest lenkt. Gelingt das nicht auf Anhieb, dann zieht der Flussregenpfeifer eine regelrechte Schau ab. Er gibt den flügellahmen, schwer verletzten Vogel, dessen Flügel auf dem Boden schleift und ihn beim kurzen Auffliegen sofort wieder abstürzen lässt. Der Nesträuber wittert leichte Beute und stürzt sich auf den vermeintlich einfach zu fangenden Vogel, der spätestens dann, wenn er den Beutegreifer weit genug vom Nest weggelockt hat, auffliegt und sicher entkommt. Zum Nest zurück fliegt er nicht, sondern läuft grundsätzlich und das auch nicht auf direktem Weg, sondern immer in einer zickzackförmigen Linie.
Die Jungen sind Nestflüchter
Nach drei- bis vierwöchiger Brut schlüpfen die Jungen und verlassen, kaum dass ihr Gefieder trocken ist, das Nest. Ihre Tarnung ist perfekt. Wenn sie sich bei Gefahr, die die Altvögel durch Warnlaute signalisieren, reglos auf den Boden legen, dann verschmelzen sie für jeden Beobachter vollständig mit dem Untergrund. Selbst die scharfen Augen eines Mäusebussards oder Turmfalken können sie dann nicht mehr entdecken. Nach weiteren drei bis vier Wochen sind sie flügge und damit selbständig.
Im Winter in Afrika
Als Insektenfresser würde der Flussregenpfeifer nördlich der Alpen in den Wintermonaten kaum noch ausreichend Nahrung finden. Deshalb verbringt er die Zeit von November bis Februar im warmen Afrika zwischen dem Mittelmeerraum und dem Äquator. Auf dem Zug ist er meist nachts unterwegs, um sich tagsüber an den Raststellen mit Nahrung zu versorgen. Dort kann man die Flussregenpfeifer dann oft zusammen mit anderen Watvögeln beobachten, die auch auf dem Zug sind.
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