
Unaufgeräumt
In Wäldern mit umgestürzten Bäumen, Baumhöhlen, Wurzeltellern, Reisighaufen und Gebüsch fühlt sich die Wildkatze wohl. Hier findet sie ausreichend Verstecke für sich und ihre Jungen.
In Wäldern mit umgestürzten Bäumen, Baumhöhlen, Wurzeltellern, Reisighaufen und Gebüsch fühlt sich die Wildkatze wohl. Hier findet sie ausreichend Verstecke für sich und ihre Jungen.
Gut für die Mäusejagd: Lichtungen & strukturreiche Waldränder mit einer ausgeprägten Strauch- & Krautschicht.
Gefahren entstehen vor allem für junge Wildkatzen durch den Abtransport von Holzpoltern, wodurch die beliebten Verstecke für die Jungenaufzucht zur tödlichen Falle werden können. Wildkatzen können auch beim Versuch, Knotengitterzäune zu überwinden, an diesen hängen bleiben und qualvoll verenden. Der BUND will auf solche Gefahrenquellen aufmerksam machen und sie reduzieren.
Einst fast ausgerottet in Hessen, ist die Europäische Wildkatze seit einigen Jahren wieder im Aufwärtstrend und konnte die meisten großen hessischen Waldgebiete wieder zurückerobern. Damit die Ausbreitung eine Erfolgsgeschichte bleibt, ist es unerlässlich, dass die Samtpfoten auch in der Zukunft bei uns in Hessen geeignete Lebensräume finden, in denen sie ausreichend Nahrung, Verstecke und Rückzugsräume für die Jungenaufzucht finden.
Unaufgeräumte, arten- und strukturreiche Wälder bieten genau das. Zugleich trotzen diese dem Klimawandel viel besser als die artenarmen und monotonen Fichtenwälder, die vielerorts seit 200 Jahren das Waldbild in Hessen prägen. Der Waldumbau hat an vielen Orten bereits begonnen – und auch wir vom BUND Hessen möchten nun unseren Beitrag leisten und „Wildkatzenwälder von morgen“ gestalten.
Seit Ende 2022 führt der BUND Hessen Maßnahmen im Gladenbacher Bergland und Umgebung zur Aufwertung der Wildkatzenlebensräume im Rahmen des bundesweiten, sechsjährigen Großprojekts „Wildkatzenwälder von morgen“ durch. Das Vorhaben wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert. Das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat ist Co-Förderer des Projekts.
Die Europäische Wildkatze ist in Hessen im Aufwind. Sie konnte in den letzten Jahrzehnten in vielen Regionen wieder nachgewiesen werden, wo sie lange als ausgestorben galt – so auch im Gladenbacher Bergland. Die „Hörre“ ist ein wahrer Hotspot der dortigen Wildkatzenvorkommen und die gesamte Region ist eine wichtige Verbindungsachse zwischen den Wildkatzenpopulationen im Taunus und im Rothaargebirge. Wird die Population hier gestärkt, fördert das die weitere Ausbreitung und den genetischen Austausch der Art.
Unsere Kooperationspartner sind HessenForst, das Regierungspräsidium Gießen und der Naturpark Lahn-Dill-Bergland. Ein Kernbereich des Projekts bildet der Staatswald des Forstamtes Wetzlar in der "Hörre". Mit dem Forstamt setzen wir Maßnahmen um: Waldränder werden als Nahrungshabitat struktur- und artenreich gestaltet, Totholzhaufen als Tagesverstecke und zur Jungenaufzucht aufgeschichtet und Bachtäler naturnah entwickelt. Hier können wir von der großen Expertise des Forstamts profitieren und gemeinsam viel bewegen.
»Wildkatzenwälder von morgen«
Doch auch über die „Hörre“ hinaus möchten wir im Gladenbacher Bergland und Umgebung aktiv werden und suchen dafür Verbündete. Wir laden Waldbesitzende herzlich dazu ein, beim Projekt mitzumachen. Ob Kommune oder Privatwaldbesitzer*in, jede*r kann etwas für die Artenvielfalt und Klimastabilität im Wald tun. Gemeinsam mit dem Naturpark Lahn-Dill-Bergland wird es im Laufe des Projekts verschiedene Informationsveranstaltungen geben, bei denen wir mit Waldbesitzenden ins Gespräch kommen möchten.
Auch der Wald zählt zu den Gewinnern: Strukturreiche laubholzgeprägte Wälder sind besser vor Extremwetterereignissen und ihren Folgen geschützt. Selbst Stürme und Dürre überstehen sie deutlich besser. Die Wildkatzenwälder von morgen sind somit robuster gegenüber der Klimaerhitzung und widerstandsfähiger gegen das Artensterben. Die Wildkatzenwälder von morgen sind eine Bereicherung für uns alle!
Wo die Wildkatze sich wohlfühlt, geht es auch vielen anderen Arten gut. Die heimische Samtpfote steht stellvertretend für viele im Wald lebende Arten. Gefährdete Arten wie Bechsteinfledermaus, Feuersalamander, Mittelspecht, Hirschkäfer, Haselmaus und Laubfrosch profitieren von den naturnahen Wildkatzenwäldern von morgen.
Beteiligt sind neben dem BUND Hessen der BUND-Bundesverband, die BUNDjugend die BUND-Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Damit ist beinahe das gesamte aktuelle Verbreitungsgebiet der Art in Deutschland abgedeckt.
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