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Mauersegler mit gefülltem Kehlsack. (Foto: Herwig Winter)

Der Mauersegler (Apus apus) ist nicht zu übersehen und schon gar nicht zu überhören. Wenn Mauersegler im Sommer in Trupps ständig schrille Rufe ausstoßend um die Dachgiebel flitzen, im Sturzflug Hindernissen ausweichen und dabei noch so enge Gassen nicht meiden, wird einem regelrecht schwindlig. Selbst Captain Kirk kann nur vor Neid erblassen. Denn die Mauersegler halten bei ihren flinken Wendemanövern ihren Kopf horizontal und haben so ihr Umfeld stets aus der gleichen Perspektive im Blick. Bei ihren Sturzflügen können sie bis zu 200 km/h erreichen.

Nicht mit den Schwalben verwandt

Im Flug sieht man sie besonders gut vor einem hellen Himmel. (Foto: Herwig Winter) Im Flug sieht man sie besonders gut vor einem hellen Himmel. (Foto: Herwig Winter)


Auch wenn Mauersegler den Schwalben von der Flugsilhouette und vom Jagdverhalten her ähneln, sind sie nicht miteinander verwandt. Schwalben sind Singvögel, während Mauersegler der Ordnung Seglervögel angehören.

Bei den Schwalben hat offenbar unabhängig von den Seglern eine Evolution stattgefunden, die Körper- und Flügelbau für das Jagen von Insekten in der Luft optimiert hat.

Der Mauersegler ist deutlich größer als unsere Schwalben. Sein Gefieder ist einheitlich braunschwarz bis auf den grauweißen Kehlfleck, der allerdings im Flug kaum zu erkennen ist. Der schwach gegabelte Schwanz ist relativ kurz.
 

Verändertes Zugverhalten wegen des Klimawandels

Traditionell sind Mauersegler zwischen Anfang Mai bis Ende Juli bei uns zu sehen, bis sie ihren Nachwuchs aufgezogen haben. Danach treten sie ihre Reise zurück ins Winterquartier nach Afrika an. Normalerweise statten sie uns also nur einen kurzen Besuch für ihre Brutzeit ab. Seit einigen Jahren hat sich diese Zeitspanne jedoch verlängert. Die Ankunftszeit der Mauersegler hat sich um ein bis zwei Wochen nach vorne verschoben und der Wegzug um die gleiche Zeit nach hinten. Was erfreulich scheint, ist leider ein Warnsignal. Infolge der Klimaerwärmung verändern die Mauersegler ihr Zugverhalten.

Lebensraum Himmel

Das Brutgebiet der Mauersegler liegt in Europa und Asien zwischen dem 35. und 60. Breitengrad. Sie meiden also die extrem kalten ebenso wie die extrem heißen Bereiche. Den Winter verbringen sie in Subsahara-Afrika, wo bislang kein einziger Ruheplatz am Boden bekannt ist. Das bedeutet, dass sich die Vögel praktisch ausschließlich in der Luft befinden. Auch in den Brutgebieten beobachtet man, dass sie die Nächte meist in der Luft verbringen. Schlaf in dem Sinne, wie wir als Menschen ihn kennen, gibt es bei Mauerseglern nicht. Vermutet wird ein Halbhirnschlaf, bei dem sich nur jeweils eine der beiden Gehirnhälften im Schlafmodus befindet.

Mauersegler klettert an rauer Hauswand hoch. (Foto: Frankfurter Mauersegler-Initiative)

Kein Wunder also, dass die Beine der Mauersegler sehr klein ausfallen und zum Laufen nur sehr wenig geeignet sind. Sie können sich aber mit den vier nach vorne gerichteten Krallen gut an Unebenheiten festhalten und so auch nach oben klettern. Das machen sie vor allem dann, wenn sie aus irgendeinem Grund auf den Boden gelangt sind und nicht genug Platz haben, um von dort aus zu starten. Entgegen landläufiger Ansicht können Mauersegler aber durchaus auch vom Boden aus starten. Lieber ist es ihnen allerdings, wenn sie sich von einer erhöhten Stelle aus in den Flug fallenlassen können.

Mauersegler fliegen bis zu 3.000 Meter hoch und oftmals tausende Kilometer weit, um Fluginsekten oder Spinnen, die sich an Flugfäden durch die Luft treiben lassen, zu erbeuten. Fütternde Altvögel sammeln die Beute in ihrem Kehlsack.

Brutplätze stets hoch oben

Mehrgeschossige Bauwerke aller Art oder Kirchtürme sind der bevorzugte Brutplatz der wendigen Vögel. Vorausgesetzt, dass sie eine geeignete Nische möglichst hoch oben finden, die genügend Raum dafür bietet. Das kann auch ein eigens für Mauersegler entwickelter Nistkasten sein. Die bei uns meist Ende April aus Afrika zurückkehrenden Vögel bauen nach der Verpaarung ein eher unordentliches Nest, das einem flachen Napf ähnelt und aus Materialien besteht, die sie im Flug eingesammelt haben. Haare, Pflanzenhalme, Federn, Papierfetzen; alles, was durch die Luft geweht wird und sich ohne allzu großen Luftwiderstand transportieren lässt. Dieses Material wird mit Speichel verklebt.

Die meist zwei bis drei weißen Eier werden drei Wochen lang bebrütet, die Jungenaufzucht dauert noch einmal rund sieben Wochen, so dass nicht mehr als eine Brut während des Aufenthalts der Vögel im Brutgebiet möglich ist. Brut- und Fütterungszeit sind jedoch stark vom Wetter abhängig.
 

Mauersegler (Apus Apus) schaut aus Nistkasten Junger Mauersegler schaut aus einem Nistkasten.  (Foto: Frankfurter Mauersegler-Initiative)


Nur Wenige Feinde

Den Altvögeln in der Luft können nur wenige Beutegreifer, die es an Schnelligkeit und Wendigkeit mit ihnen aufnehmen, gefährlich werden. Bei uns kommen Wanderfalke und Baumfalke in Frage. Brütende Vögel, Jungvögel im Nest oder Gelege fallen gelegentlich Steinmardern zum Opfer. Der Mauersegler gilt nicht als bestandsbedroht, aber moderne Bauwerke, die keine geeigneten Brutnischen aufweisen, machen ihm mancherorts zu schaffen. Hier können geeignete Nisthilfen einiges bewirken, um verlorengegangene Brutplätze in Altbauten zu ersetzen.

Mehr Artenportraits?

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Die Fotografien von Herwig Winter dürfen unter Angabe von „(Foto: Herwig Winter)“ zu nicht‑kommerziellen Zwecken verwendet – allerdings nicht auf anderen Internetseiten veröffentlicht werden. Andere Verwendungszwecke müssen mit Herwig Winter abgesprochen werden. 

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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