In Hessen gab es im Jahr 2024 nur wenige Nutztierrisse durch Wölfe. Das ergibt die Auswertung der Bewertung „gemeldeter Nutztierschäden“ auf der Webseite des Wolfszentrums Hessen durch den hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen). „Der Konflikt zwischen Wölfen und Weidetierhaltung hat sich im letzten Kalenderjahr wieder deutlich entspannt“, zeigt sich Jörg Nitsch, der Vorsitzende des BUND Hessen, erleichtert. „Der anhaltende Flächenverbrauch ist für die Landwirtschaft in Hessen ein größeres Problem als die Anwesenheit des Wolfs.“
Nach der Bewertung durch das Wolfszentrum Hessen wurden im Jahr 2024 nur sechs Mal Nutztiere durch Wölfe gerissen. Das ist ein klarer Rückgang gegenüber 43 Rissen im Jahr 2023. Auch die Zahl der gemeldeten Nutztierschäden nahm mit 72 im Jahr 2024 gegenüber 92 im Jahr 2023 ab. Unverändert hoch blieb wieder der Anteil gemeldeter Nutztierschäden, die nach der Bewertung des Wolfszentrums nicht vom Wolf verursacht wurden (62,5 %) oder nicht bewertet werden konnten (8,3 %). Nach dem Wolfsbericht 2023 des Landes Hessen waren im Vorjahr 66,3 % der gemeldeten Nutztierrissergebnisse „Falschmeldungen oder nicht bewertbar“.
Der wichtigste Grund für die günstige Entwicklung liegt nach Auffassung des BUND ganz einfach im Fehlen von Wölfen, die gehäuft Weidetiere angreifen. Ein Großteil der Übergriffe erfolgte im Jahr 2023 durch die Wölfin GW3092f. Nach dem Wolfsbericht 2023 wurde sie 16-Mal bei Nutztierrissen nachgewiesen, davon 13-Mal im Main-Kinzig-Kreis und dreimal in der Rhön. Nachdem sie am 12.02.2024 bei einem Übergriff auf Schafe identifiziert wurde, gab es keine weiteren Nachweise dieser Wölfin mehr in Hessen. Die Wölfin GW3092f hatte zunächst regelmäßig ungeschützte Weidetiere erbeutet, bis sie so weit auf Nutztiere konditioniert war, dass sie auch den Grundschutz überwand.
Positiv dürfte sich auch die Förderung des Herdenschutzes in Hessen ausgewirkt haben, der anders als in etlichen anderen Bundesländern, schon länger landesweit angeboten wird. Jörg Nitsch, Vorsitzender des BUND Hessen: „Die landesweite Förderung des Herdenschutzes ist vorbildlich, denn nur so können Trainingssituationen, wie wir sie bei der Wölfin GW3092f feststellen mussten, verhindert werden.“ Die Bedeutung des Herdenschutzes wird auch dadurch unterstrichen, dass vier der sechs Rissereignisse im Jahr 2024 an ungeschützten Nutztieren erfolgten.
Unverständlich ist für den BUND, dass die von der Landesregierung zugesagten Verbesserungen der Herdenschutzförderung immer noch nicht in Kraft sind. Die Anhörung des Landesnaturschutzbeirats zur neuen Richtlinie „Weidetierschutz“ erfolgte bereits am 23.04.2024. Sie beinhaltet u.a. die Erhöhung der Investitionsförderung für Herdenschutzzäune von von 80 % auf 85 %. Da Herdenschutzmaßnahmen sofort wirken, sind sie wichtiger als die 2024 erfolgte Aufnahme des Wolfs ins hessische Jagdgesetz, wo der Wolf nach der Rechtslage eine ganzjährige Schonzeit erhalten musste.
Hintergrund
1. „gemeldete Nutztierrisse“:
Das Wolfszentrum Hessen dokumentiert alle gemeldeten Nutztierrisse auf seiner Webseite. Die vom BUND kritisierten Änderungen in der Darstellung (PM vom 27.11.2024) haben sich als Übergangsproblem beim Umzug des Wolfszentrums zu Hessen-Forst herausgestellt und sind behoben. Bei der Bewertung der gemeldeten Nutztierschäden werden vom Wolfszentrum verschiedene Kategorien unterschieden. Ausgewertet wurde am 06.01.2025 die abrufbare Tabelle (mit Stand vom 12.12.2024). Danach konnten von 72 in der Tabelle dargestellten Meldungen sechs (8,3 %) Meldungen dem Wolf als Verursacher zugeordnet werden, während bei 36 (50 %) der „Wolf mit hinreichender Sicherheit ausgeschlossen“ und bei weiteren neun (12,5 %) Meldungen „andere Todesursache/kein Wolf“ festgestellt wurde. In sechs Fällen (8,3 %) war keine Begutachtung bzw. Bewertung möglich und in einem Fall musste die Begutachtung des Nutztierrisses abgebrochen werden. 14 (19,5 %) der gemeldeten Nutztierschäden konnten noch nicht bewertet werden.
Link zur Liste der gemeldeten Nutztierschäden 2024:
2. Wolf in Hessen - Jahresbericht 2023
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