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Pressemitteilung

BUND fordert Herdenschutzoffensive: Wölfe kommen an ungeschützten Weidetieren auf den Geschmack

26. Oktober 2023 | Wolf, Naturschutz

Das Regierungspräsidium Kassel hat den BUND Hessen zur Stellungnahme über eine geplante Ausnahmegenehmigung zum Abschuss von zwei Wölfen gebeten.

Wolf blickt nach hinten Der Wolf kehrt nach Hessen zurück.  (Foto: Cornelia Arens / Klick Faszination)

Der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) fordert angesichts eines Antrags auf Abschussgenehmigung von Wölfen in der Rhön eine Herdenschutzoffensive zur Vermeidung von Nutztierrissen durch Wölfe. Jörg Nitsch, Vorsitzender des BUND Hessen: „Auch in Hessen treffen Wölfe noch viel zu oft auf ungeschützte Weidetiere. Besonders gefährdet sind Schafe und Ziegen. Nutztierrisse lassen sich aber nur vermeiden, wenn der Herdenschutz auch präventiv flächendeckend stattfindet.

Aktuell hat das Regierungspräsidium Kassel den BUND Hessen zur Stellungnahme über eine geplante Ausnahmegenehmigung zum Abschuss von zwei Wölfen gebeten. Dabei handelt es sich um die Wölfin GW3092f und den Wolf GW3222m, deren Genetik in 2023 in Hessen immerhin 15- bzw. dreimal an Nutztierrissen festgestellt wurde. In Bayern sollen weitere Nachweise erfolgt sein. Nach Informationen des BUND fehlte es für die Nutztiere ganz überwiegend am nötigen Herdenschutz gegen Übergriffe des Wolfs.

Die wechselnden Standorte der Nutztierrisse in 2023 zeigen, dass es sich um jüngere Wölfe handelt, die lange kein festes Territorium hatten, sich vermutlich nun aber in der „Langen Rhön“ kurz hinter der Landesgrenze in Bayern niedergelassen haben.

Die beiden Wölfe zeigen beispielhaft, dass Wölfe in ihrer Jugend- und Wanderphase bis zur Gründung eines eigenen Reviers auf Nutztiere konditioniert werden. Die Erfahrung, wie einfach ein Schaf in einer Koppel zu erlegen ist, ist prägend. Ebenso prägend ist aber auch die schmerzhafte Erfahrung mit einem Stromschlag am Herdenschutzzaun. Wölfe mit dieser schmerzhaften Erfahrung halten sich von Nutztieren fern.

Für die Zahl der Nutztierrisse ist deshalb nicht die Zahl der Wölfe, sondern die Qualität des Herdenschutzes entscheidend. In Deutschland finden Übergriffe aber weiter überwiegend an ungeschützten Nutztieren statt. „Ohne konsequenten Herdenschutz schaffen wir uns ständig wachsende Probleme mit dem Wolf“, mahnt Jörg Nitsch.

Dem Ausnahmeantrag auf Abschüsse hat der BUND zugestimmt, wenn dabei die bereits 2019 beschlossene Anforderungen des Herdenschutzbündnisses berücksichtigt werden.
 

Hintergrund:

  • Das Herdenschutzbündnis aus 11 Verbänden, darunter u.a. der Bundesverband Berufsschäfer, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Deutscher Grünlandverband, Deutscher Tierschutzbund, International Fund for Animal Welfare, Naturschutzbund Deutschland (NABU), Ökologischer Jagdverband, WWF Deutschland hat 2019 im Positionspapier „Weidetierhaltung & Wolf in Deutschland – Eckpunkte für ein konfliktarmes Miteinander“ Kriterien für Abschüsse von Wölfen beschlossen:
    https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/wolf-und-herdenschutz-gehen-zusammen/
     
  • Bundesamt für Naturschutz: Häufig gestellte Fragen zum Wolf: Warum greifen Wölfe Nutztiere an?
    „Es ist wichtig, Herdenschutzmaßnahmen schon vor eventuellen Wolf-Nutztier-Begegnungen umzusetzen, das heißt auch in Gebieten, in denen Wölfe zwar zu erwarten sind, derzeit aber noch nicht auftreten. Ein solcher präventiver Herdenschutz ist entscheidend, um so eine mögliche Konditionierung zu verhindern, das heißt, dass sich Wölfe an das Reißen von schlecht geschützten oder ungeschützten Weidetieren als leichte Beute gewöhnen.“ https://www.bfn.de/haeufig-gefragt-wolf#anchor-8717
     
  • „Einige Bundesländer geben auf ihren Internetseiten Informationen zu den wolfsverursachten Nutztierübergriffen, die auch Angaben zum Herdenschutz enthalten. Diesen lässt sich entnehmen, dass auch 2022 in knapp der Hälfte bis drei Viertel der Übergriffe auf Schafe und Ziegen kein bzw. nur ein eingeschränkter Mindestschutz vorhanden war (LAU 2023; LfU 2023; Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz 2023; Wolf-MV 2023).“
    DBBW 2023: Bericht zu Schäden und Prävention: https://www.dbb-wolf.de/mehr/literatur-download/berichte-zu-praevention-und-nutztierschaeden

 

Weitere Informationen

 

Pressestelle BUND Hessen

Lynn Sophie Anders
069 677376 43
presse(at)bund-hessen.de
www.bund-hessen.de

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Geleitsstraße 14
60599 Frankfurt am Main

 

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