Mehr Naturwälder zulassen

Als Naturwälder werden Waldgebiete bezeichnet, in denen keine forstliche Nutzung mehr stattfindet. Die Wälder werden sich selbst überlassen und können sich ohne menschliche Eingriffe entwickeln. Dadurch entstehen natürliche Alters- und Zerfallsphasen, die für hochspezialisierte Arten von entscheidender Bedeutung sind. Naturwälder sind deshalb unverzichtbare Refugien für den Erhalt der Biodiversität und ganz besonders ruhige Erholungsräume. Hessen hat sich verpflichtet, 5% der gesamten Waldfläche aus der Nutzung zu nehmen. Anfang 2025 waren bereits 4,3% erreicht.

Naturwälder sollen möglichst groß sein!

Je größer ein Naturwald ist, desto bessere Voraussetzungen bietet er für die dauerhafte Erhaltung seltener Arten, die Entwicklung vielfältiger Waldstrukturen und die gleichzeitige Existenz aller Waldentwicklungsphasen. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die an unterschiedlichen Altersphasen der Bäume spezialisiert sind, können in großen Naturwäldern einen Lebensraum finden.

Darüber hinaus fungieren stillgelegte Waldschutzgebiete als essentielle Biotopverbunde, die eine Wanderung, Ausbreitung und Wiederbesiedlung von verschiedenen Tier- und Pflanzenarten ermöglichen. Durch die Vernetzung verschiedener Lebensräume kann ein genetischer Austausch stattfinden, was die genetische Vielfalt und somit die Anpassungsfähigkeit und Resilienz der Arten gegenüber Umweltveränderungen erhöht. Dadurch wird die langfristige Überlebensfähigkeit der Arten in diesen Gebieten gesichert. Große Naturwaldgebiete leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt und zur Stabilität von Ökosystemen.

Laubwald in Hessen Laubwald in Hessen.  (Foto: Niko Martin)

Waldschutzgebiete gelten ab einer Größe von 1.000 Hektar als sogenannte Wildnisgebiete. Ein deutschlandweites Ziel ist die Schaffung großer Wildnisgebiete auf 2 % der Landesfläche im Rahmen der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Die Ausweisung großer Naturwälder kann somit einen Beitrag zur Erreichung dieses nationalen Ziels leisten.

Ihr Kontakt

Josephin Bruhn

Naturschutzreferentin
Geleitsstraße 14 60599 Frankfurt am Main E-Mail schreiben Tel.: 069 677 376 - 12

Impressionen von Naturwäldern

Große Naturwälder sollen zu besonders ruhigen Erholungswäldern entwickelt werden!

Der Wald hat nachweislich eine signifikante Erholungsfunktion für den Menschen und wirkt sich positiv auf die geistige und körperliche Gesundheit aus. Besonders in großen, weitgehend ungestörten Naturwaldgebieten liegt ein enormes Potenzial, ruhige Erholungsräume zu schaffen und das Naturerlebnis für die Bevölkerung zu intensivieren.

Darüber hinaus trägt die Entwicklung solcher ruhigen Erholungswälder zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität bei. In ungestörten Naturwäldern finden zahlreiche Tierarten wichtige Lebens- und Rückzugsräume, die für ihr Überleben und ihre Fortpflanzung von entscheidender Bedeutung sind. Besonders bedrohte Arten, die zunehmend unter den Eingriffen und der Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume leiden, wie die Wildkatze oder der Schwarzstorch, können in solchen Erholungswäldern wichtige Refugien finden.

Schwarzstorch im Flug Schwarzstorch im Flug.  (Foto: Herwig Winter)

Große Naturwälder sollen als Naturschutzgebiete gesichert werden!

Ein Wald benötigt etwa 300 Jahre, um sich ohne menschliche Bewirtschaftung durch natürliche Prozesse zu einem Naturwald zu entwickeln. Um diesen Prozess langfristig zu sichern, ist eine Ausweisung als Naturschutzgebiet (NSG) notwendig. Sie schafft den rechtlichen Rahmen, um den Prozessschutz und die Stilllegung des Waldes auch über lange Zeiträume hinweg zu gewährleisten. Nur so kann der Naturwald vor kurzfristigen wirtschaftlichen Entscheidungen, wie der kommerziellen Holznutzung, geschützt werden.

In einem NSG ist zudem ein umfassender Schutz gegen jegliche, auch unvorhersehbare Störungen gewährleistet. Planer*innen wissen, dass Störungen und Zerstörungen in einem NSG verboten sind und vermeiden deshalb möglichst die Beeinträchtigung dieser Schutzgebiete. Die Ausweisung von Naturschutzgebieten führt somit zu rechtlicher Klarheit und vereinfacht spätere Infrastrukturplanungen. Gerade in Zeiten, in denen die Energiewende zu zahlreichen neuen Stromtrassen und Leitungsprojekten führt, ist diese Klarheit besonders wichtig.

Die Naturwaldfläche „Bienenkopf und Mühlberghänge bei Heidenrod Wisper“ im Rheingau-Taunus-Kreis Die Naturwaldfläche „Bienenkopf und Mühlberghänge bei Heidenrod Wisper“ im Rheingau-Taunus-Kreis befand sich bereits in einem Verfahren zur Ausweisung als Naturschutzgebiet und hätte dadurch die notwendige, rechtliche Sicherung erhalten. Dieses Verfahren wurde jedoch, wie viele andere, Anfang 2024 vorläufig vom hessischen Umweltministerium gestoppt.  (Foto: Thomas Giebel)


Die Naturwälder müssen die natürliche Standortvielfalt Hessens repräsentieren!

Ein forstlicher Standort bezeichnet den spezifischen Ort, an dem ein Waldbaum wächst, und umfasst alle natürlichen Umweltbedingungen, die das Wachstum und die Entwicklung des Baumes beeinflussen. Zu diesen Bedingungen zählen vor allem die Bodenbeschaffenheit, die Wasserverfügbarkeit, der Nährstoffgehalt des Bodens, die Lichtverhältnisse, die Temperatur sowie das Klima. Jeder dieser Faktoren wirkt sich auf die Vitalität und das Wachstum des Baumes aus und bestimmt, welche Baumarten sich an einem bestimmten Standort optimal entwickeln können.

Auwald im Sommer Auwald im Sommer.  (Foto: Birgit Felinks / BUND)

Die Auswahl der Naturwaldgebiete in Hessen sollte so getroffen werden, dass die natürliche Vielfalt an Standorten repräsentiert wird. Hessen weist aufgrund seiner unterschiedlichen geografischen und klimatischen Bedingungen eine Vielzahl von Standorttypen auf, die von feuchten Auenwäldern über trockene Sand- und Kalkböden bis hin zu hochgelegenen Gebirgslagen reichen.

Durch die gezielte Auswahl von Naturwaldgebieten in verschiedenen Standorttypen können auch seltene Waldgesellschaften wie Auenwälder, Erlenbrüche oder Schluchtwälder geschützt werden. Darüber hinaus profitieren zahlreiche Tierarten, die auf spezifische Lebensräume angewiesen sind, von dieser differenzierten Auswahl. Dies trägt nicht nur zur Förderung der biologischen Vielfalt bei, sondern stärkt auch die Widerstandsfähigkeit des gesamten Waldökosystems.

 

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Unsere Aufgabe ist es, die „Lebensquelle Wald“ zu schützen und zu bewahren. Möchten Sie auch, dass Hessen eines der waldreichsten Bundesländer bleibt? Dann unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende.

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Es steht viel auf dem Spiel

Unsere Wälder sind ein Natur-Schatz und unsere Lebensversicherung: Denn Wälder speichern riesige Mengen an Wasser, binden das Treibhausgas CO2 und Schadstoffe, produzieren Sauerstoff und sind Heimat unzähliger Tiere, Pflanzen und Pilze. Nicht zuletzt sind unsere Wälder Orte der Erholung und Selbstentfaltung für uns Menschen. Unsere Aufgabe ist es, die „Lebensquelle Wald“ zu schützen und zu bewahren. Möchten Sie auch, dass Hessen eines der waldreichsten Bundesländer bleibt? Dann unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende.

Land der Naturwälder

25 Waldschutzgebiete für Hessen

Laubwälder sind ein großer natürlicher Schatz – und Hessen hat bundesweit am meisten davon: Es ist das waldreichste Bundesland und hat einen sehr hohen Anteil an Staatswald mit ausgedehnten Laubwäldern. Dieser Reichtum verpflichtet: Die hessische Landesregierung hat bereits 2016 mit der weiterentwickelten Hessischen Biodiversitätsstrategie beschlossen, Naturwäldern wieder mehr Raum zu geben und mindestens fünf Prozent der Waldfläche nicht mehr forstwirtschaftlich zu nutzen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Broschüre im Jahr 2018 gelang dies bei rund drei Prozent.
Mit dem vorgeschlagenen Netz aus großen Waldschutzgebieten hat Hessen die Chance, eine Vorreiterrolle in Deutschland und Europa einzunehmen und seiner nationalen und internationalen Verantwortung gerecht werden.

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Thomas Norgall, stellv. Landesgeschäftsführer und Naturschutzreferent

Thomas Norgall

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