
14. Januar 2025 | Pressemitteilung
Je größer ein Naturwald ist, desto bessere Voraussetzungen bietet er für die dauerhafte Erhaltung seltener Arten, die Entwicklung vielfältiger Waldstrukturen und die gleichzeitige Existenz aller Waldentwicklungsphasen. Zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die an unterschiedlichen Altersphasen der Bäume spezialisiert sind, können in großen Naturwäldern einen Lebensraum finden.
Darüber hinaus fungieren stillgelegte Waldschutzgebiete als essentielle Biotopverbunde, die eine Wanderung, Ausbreitung und Wiederbesiedlung von verschiedenen Tier- und Pflanzenarten ermöglichen. Durch die Vernetzung verschiedener Lebensräume kann ein genetischer Austausch stattfinden, was die genetische Vielfalt und somit die Anpassungsfähigkeit und Resilienz der Arten gegenüber Umweltveränderungen erhöht. Dadurch wird die langfristige Überlebensfähigkeit der Arten in diesen Gebieten gesichert. Große Naturwaldgebiete leisten somit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt und zur Stabilität von Ökosystemen.
Waldschutzgebiete gelten ab einer Größe von 1.000 Hektar als sogenannte Wildnisgebiete. Ein deutschlandweites Ziel ist die Schaffung großer Wildnisgebiete auf 2 % der Landesfläche im Rahmen der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Die Ausweisung großer Naturwälder kann somit einen Beitrag zur Erreichung dieses nationalen Ziels leisten.
Der Wald hat nachweislich eine signifikante Erholungsfunktion für den Menschen und wirkt sich positiv auf die geistige und körperliche Gesundheit aus. Besonders in großen, weitgehend ungestörten Naturwaldgebieten liegt ein enormes Potenzial, ruhige Erholungsräume zu schaffen und das Naturerlebnis für die Bevölkerung zu intensivieren.
Darüber hinaus trägt die Entwicklung solcher ruhigen Erholungswälder zum Erhalt und zur Förderung der Biodiversität bei. In ungestörten Naturwäldern finden zahlreiche Tierarten wichtige Lebens- und Rückzugsräume, die für ihr Überleben und ihre Fortpflanzung von entscheidender Bedeutung sind. Besonders bedrohte Arten, die zunehmend unter den Eingriffen und der Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume leiden, wie die Wildkatze oder der Schwarzstorch, können in solchen Erholungswäldern wichtige Refugien finden.
Ein Wald benötigt etwa 300 Jahre, um sich ohne menschliche Bewirtschaftung durch natürliche Prozesse zu einem Naturwald zu entwickeln. Um diesen Prozess langfristig zu sichern, ist eine Ausweisung als Naturschutzgebiet (NSG) notwendig. Sie schafft den rechtlichen Rahmen, um den Prozessschutz und die Stilllegung des Waldes auch über lange Zeiträume hinweg zu gewährleisten. Nur so kann der Naturwald vor kurzfristigen wirtschaftlichen Entscheidungen, wie der kommerziellen Holznutzung, geschützt werden.
In einem NSG ist zudem ein umfassender Schutz gegen jegliche, auch unvorhersehbare Störungen gewährleistet. Planer*innen wissen, dass Störungen und Zerstörungen in einem NSG verboten sind und vermeiden deshalb möglichst die Beeinträchtigung dieser Schutzgebiete. Die Ausweisung von Naturschutzgebieten führt somit zu rechtlicher Klarheit und vereinfacht spätere Infrastrukturplanungen. Gerade in Zeiten, in denen die Energiewende zu zahlreichen neuen Stromtrassen und Leitungsprojekten führt, ist diese Klarheit besonders wichtig.
Ein forstlicher Standort bezeichnet den spezifischen Ort, an dem ein Waldbaum wächst, und umfasst alle natürlichen Umweltbedingungen, die das Wachstum und die Entwicklung des Baumes beeinflussen. Zu diesen Bedingungen zählen vor allem die Bodenbeschaffenheit, die Wasserverfügbarkeit, der Nährstoffgehalt des Bodens, die Lichtverhältnisse, die Temperatur sowie das Klima. Jeder dieser Faktoren wirkt sich auf die Vitalität und das Wachstum des Baumes aus und bestimmt, welche Baumarten sich an einem bestimmten Standort optimal entwickeln können.
Die Auswahl der Naturwaldgebiete in Hessen sollte so getroffen werden, dass die natürliche Vielfalt an Standorten repräsentiert wird. Hessen weist aufgrund seiner unterschiedlichen geografischen und klimatischen Bedingungen eine Vielzahl von Standorttypen auf, die von feuchten Auenwäldern über trockene Sand- und Kalkböden bis hin zu hochgelegenen Gebirgslagen reichen.
Durch die gezielte Auswahl von Naturwaldgebieten in verschiedenen Standorttypen können auch seltene Waldgesellschaften wie Auenwälder, Erlenbrüche oder Schluchtwälder geschützt werden. Darüber hinaus profitieren zahlreiche Tierarten, die auf spezifische Lebensräume angewiesen sind, von dieser differenzierten Auswahl. Dies trägt nicht nur zur Förderung der biologischen Vielfalt bei, sondern stärkt auch die Widerstandsfähigkeit des gesamten Waldökosystems.
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Unsere Wälder sind ein Natur-Schatz und unsere Lebensversicherung: Denn Wälder speichern riesige Mengen an Wasser, binden das Treibhausgas CO2 und Schadstoffe, produzieren Sauerstoff und sind Heimat unzähliger Tiere, Pflanzen und Pilze. Nicht zuletzt sind unsere Wälder Orte der Erholung und Selbstentfaltung für uns Menschen. Unsere Aufgabe ist es, die „Lebensquelle Wald“ zu schützen und zu bewahren. Möchten Sie auch, dass Hessen eines der waldreichsten Bundesländer bleibt? Dann unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende.
Laubwälder sind ein großer natürlicher Schatz – und Hessen hat bundesweit am meisten davon: Es ist das waldreichste Bundesland und hat einen sehr hohen Anteil an Staatswald mit ausgedehnten Laubwäldern. Dieser Reichtum verpflichtet: Die hessische Landesregierung hat bereits 2016 mit der weiterentwickelten Hessischen Biodiversitätsstrategie beschlossen, Naturwäldern wieder mehr Raum zu geben und mindestens fünf Prozent der Waldfläche nicht mehr forstwirtschaftlich zu nutzen. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Broschüre im Jahr 2018 gelang dies bei rund drei Prozent.
Mit dem vorgeschlagenen Netz aus großen Waldschutzgebieten hat Hessen die Chance, eine Vorreiterrolle in Deutschland und Europa einzunehmen und seiner nationalen und internationalen Verantwortung gerecht werden.
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