FRANKFURT/BÜDINGEN. „Mithilfe von Lockstöcken und Baldrian ist es uns gelungen, Wildkatzen im Büdinger Wald nachzuweisen“, freut sich Susanne Steib vom hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen). Mindestens vier Wildkatzen leben in den Wäldern zwischen Büdingen und Ortenberg. Im Rahmen einer Lockstockuntersuchung konnte der BUND Hessen die entscheidenden Nachweise erbringen. Unterstützt wurde der Umweltverband bei seiner Arbeit vom Forstamt Nidda und der Jägerschaft, die von Januar bis April 2022 bei der Kontrolle der 23 zwischen Büdingen und Ortenberg sowie im Lorbacher Wald platzierten Lockstöcke halfen. Die mit Baldrian besprühten Latten ziehen die Tiere insbesondere in der Paarungszeit an, sie reiben sich daran und hinterlassen Haare. Diese können dann genetisch untersucht werden. „Zwei Lockstöcke wurden mehrere Male durch vier männliche Wildkatzen besucht. Auch ein Weibchen war an einem Lockstock, bei dem es sich laut Genetik vermutlich um einen Hybrid, also eine Mischung aus Haus- und Wildkatze, handelt“, sagt Susanne Steib.
Die aktuelle Untersuchung wird bereits zum dritten Mal in der Region wiederholt. Im Jahr 2014 wurden drei Wildkatzen nördlich von Nidda nachgewiesen, 2018 konnte eine männliche Wildkatze im Büdinger Wald festgestellt werden. „Aufgrund der erhobenen Daten konnte man nicht sagen, ob es eine stabile Population im Büdinger Wald gibt oder ob es sich zum Beispiel um ein durchziehendes Tier handelte. Daher entschied sich der BUND für eine Fortsetzung der Untersuchung – mit Erfolg. Die nun erneut nachgewiesenen Wildkatzen deuten darauf hin, dass Wildkatzen in der Region dauerhaft leben“, erläutert Steib die Ergebnisse.
Warum interessiert es die Naturschützer, ob es im Büdinger Wald Wildkatzen gibt? Nachdem sie in der Vergangenheit in vielen Teilen des Landes, auch im Büdinger Wald, durch eine intensive Jagd ausgerottet wurde, kann sich die Wildkatze in Hessen langsam wieder ausbreiten. Doch noch immer gibt es Wissenslücken bezüglich ihrer Verbreitung, die erst nach und nach geschlossen werden können. Susanne Steib erläutert: „Besonders bei seltenen und bedrohten Arten wie der Wildkatze ist es wichtig, die Bestände genau zu beobachten, um sowohl Ausbreitungen, Bestandszunahmen als auch -rückgänge feststellen zu können. Nur so können wir wirksame Schutzmaßnahmen ergreifen.“ Zudem sei der Büdinger Wald eine wichtige Verbindung zwischen den Wildkatzengebieten im Spessart und Vogelsberg, die den so wichtigen genetischen Austausch zwischen den beiden Populationen erlaube.
Mit der Lockstock-Methode ist es bereits gelungen, die Wildkatze in verschiedenen Teilen Hessens nachzuweisen. Durch die Untersuchungen erhofft sich der BUND weitere Erkenntnisse darüber, wie viele Tiere in Hessen leben, wie sie wandern und mit welchen anderen Wildkatzenvorkommen in Deutschland sie verwandt sind.
Hintergrund
Seit 2004 engagiert sich der BUND im Projekt „Rettungsnetz Wildkatze“ für die Erforschung der Vorkommen sowie für den Schutz der gefährdeten Tiere und ihres Lebensraums.
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