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Pressemitteilung

„Trockenheit gefährdet die Wälder im Hessischen Ried“ – BUND fordert Grundwasseraufspiegelung und kritisiert widersprüchliches Verhalten der Landesbehörden

20. Juli 2018 | Hessisches Ried Wälder

„Der Wald verliert im Wettlauf gegen die Trockenheit und die Zeit, wenn die Landesregierung nicht endlich die Grundwasseraufspiegelung beschließt.”

Wälder im Hessischen Ried brauchen Grundwasseraufspiegelung (Grafik: Niko Martin) Wälder im Hessischen Ried brauchen Grundwasseraufspiegelung (Grafik: Niko Martin)

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht in der lang anhaltenden Trockenheit in Verbindung mit der aktuellen Hitzeperiode eine ernste Gefährdung der Wälder im Hessischen Ried und fordert erneut die vom Runden Tisch Grundwassersanierung bereits in 2015 einstimmig beschlossene Grundwasseraufspiegelung zur Rettung des Waldes. „Der Wald verliert im Wettlauf gegen die Trockenheit und die Zeit, wenn die Landesregierung nicht endlich die Grundwasseraufspiegelung beschließt”, mahnt Jörg Nitsch, der Vorsitzende des BUND Hessen die Landesregierung.

Schwere Vorwürfe macht der BUND dem Regierungspräsidium Darmstadt, weil die Behörde am 07.03.2018 den Beschluss des Runden Tisches ignoriert und ohne das nötige Schutzkonzept für den Wald eine Grundwasserentnahme von rund 18 Millionen Kubikmetern pro Jahr unter dem FFH- und Vogelschutzgebiet Jägersburger-Gernsheimer Wald zugelassen hat. „Man kommt sich vor wie im Tollhaus”, kritisiert Jörg Nitsch das widersprüchliche Verhalten der Landesbehörden. „Während die Notwendigkeit zur Aufspiegelung bereits im Grundwasserbewirtschaftungsplan aus dem Jahr 1999 festgehalten ist und wir mit dem Umweltministerium über die Rettung der artenreichen und ökologisch besonders wertvollen Waldbestände diskutieren, erlässt das Regierungspräsidium eine klar rechtswidrige Genehmigung, die einfachste ökologische Zusammenhänge leugnet und die politische Diskussion der letzten 20 Jahre zur Waldsanierung einfach ignoriert.” Der BUND hat die RP-Entscheidung beklagt und seine Klage am 16.07.2018 gegenüber dem Verwaltungsgericht Darmstadt begründet. Gegen die RP-Entscheidung hat auch die Stadt Gernsheim als Waldeigentümer geklagt, denn die Entnahme bewirkt, dass der Grundwasserspiegel sich nicht regeneriert, sondern weit unterhalb der Baumwurzeln verbleibt.

Wie ernst die Situation ist, verdeutlichen aktuelle Untersuchungen des Regierungspräsidiums für das Schutzgebiet Jägersburger-Gernsheimer Wald. Danach sind bereits über die Hälfte der geschützten Buchenbestände des FFH-Gebietes verschwunden und ohne die Wiederherstellung des Grundwasseranschlusses drohen in den nächsten 10 Jahren auch fast alle übrigen Bestände und mindestens 50 % der geschützten Stieleichen-Hainbuchenwälder abzusterben. Angesichts des mehrjährigen Genehmigungsverfahrens zur Grundwasseraufspiegelung, die in Verbindung mit dem Schutz von Siedlungen und landwirtschaftlichen Flächen erfolgen soll, müsse die Landesregierung nun endlich die Grundsatzentscheidung zur Aufspiegelung treffen.
 

Hintergrundinformation

Auf einer Fläche von rund 12.000 Hektar werden die Waldschäden durch Wassermangel im Hessischen Ried immer deutlicher. Ursache sind die großräumigen Grundwasserabsenkungen der Großwasserwerke, die Trinkwasser für den Ballungsraum fördern. Diese Situation war der Auslöser zur Etablierung des Runden Tischs „Verbesserung der Grundwassersituation im Hessischen Ried". Hauptziel des Runden Tisches war es, entsprechend des Beschlusses des Hessischen Landtags vom 09.11.2006 eine nachhaltige Verbesserung des Waldzustands im Hessischen Ried und Südhessen zu erreichen. Diskutiert wurde ein Lösungskonzept mit Schutzmaßnahmen für Siedlungen und Landwirtschaft, das Fachleute aus der Wasser- und Forstwirtschaft 2011 vorgelegt hatten. Im August 2012 wurde der Runde Tisch einberufen. Ihm gehörten Vertreter der Städte und Gemeinden, der Forstwirtschaft, der Landwirtschaft, der Umwelt- und Naturschutzverbände, der Wasserversorger und der Politik an. Am 12. März 2015 übergab der Leiter des Runden Tisches, Dr. Bernd Kummer, den am Runden Tisch im Konsens erarbeiteten Abschlussbericht an Staatssekretärin Dr. Beatrix Tappeser vom Hessischen Umweltministerium.

Als zentrales Ergebnis wurde am Runden Tisch insbesondere die „gezielte Anhebung des Grundwasserstandes (über den derzeit maßgeblichen Grundwasserbewirtschaftungsplan hinaus) mit Schutzmaßnahmen für Siedlungen und Landwirtschaft” beschlossen. Weiter heißt es:

  • „Im Gernsheimer Wald sollte mit der Aufspiegelung des Grundwassers begonnen werden – als Pilotprojekt. Ob zusätzlich auch eine Aufspiegelung in weiteren Waldgebieten erfolgen soll, kann nach dem Probelauf zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden.
  • Die Wasser-Projekte zur Rettung des Waldes und zum Schutz von Landwirtschaft und Kellern in den Waldgebieten Darmstadt 1 (Harras und Triesch), Groß-Gerau 3 (Büttelborner Wald) und Darmstadt 5 (Pfungstädter Moor) (v.a. das ‚Westwaldprojekt’) sollten optimiert und fortgesetzt werden.”

(Quelle: https://umwelt.hessen.de/umwelt-natur/naturschutz/arten-biotopschutz/das-hessische-ried)
 

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