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Pressemitteilung

Wildkatzenerfassung im Werra-Meißner-Kreis brachte tolles Ergebnis: Über 70 Haarproben gesammelt

06. August 2014 | Wildkatze

Zwei Winter lang waren die rund 30 ehrenamtlichen Helfer rund um den Hohen Meißner mit 50 Lockstöcken der Wildkatze auf der Spur.

Lockstockhelfer (A. Hennemuth / BUND Hessen) Die angehängten Fotos sind in Verbindung mit dieser Pressemitteilung unter Nennung des Fotografen zur Veröffentlichung freigegeben. Gruppenfoto der Lockstockhelfer (A. Hennemuth/BUND Hessen)

Hessisch-Lichtenau, 06. August 2014. – Die Arbeiten des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zur Erfassung der Wildkatze im Werra-Meißner-Kreis wurden Ende Juli beendet. Zwei Winter waren die ehrenamtlichen Helfer rund um den Meißner mit 50 Lockstöcken der Wildkatze auf der Spur. „Das Ergebnis hat uns positiv überrascht. Die heimlich lebende Wildkatze kommt am Meißner noch relativ häufig vor”, freut sich Susanne Schneider vom BUND. Der Erfolg des BUND-Projektes beruhte auf dem Engagement von rund 30 ehrenamtlichen „WildkatzenretterInnen” und der Unterstützung des BUND-Projektes durch das örtliche Forstamt Hessisch Lichtenau. Matthias Dumm, Leiter des Forstamtes Hessisch Lichtenau: „Für uns ist das gute Vorkommen der Wildkatze in unseren Wäldern eine tolle Bestätigung, dass unsere naturnahe Waldbewirtschaftung zu einem großen Maß zum Erhalt der biologischen Vielfalt beiträgt.”

Im ersten Erfassungsjahr wurden so bereits sechs verschiedene Wildkatzen-Individuen in 28 Haarproben nachgewiesen. Der letzte Winter war für die Wildkatzenschützer dann aber sehr günstig. Forstamtsleiter Matthias Dumm: „Es gab diesmal keine Probleme durch eingeschneite Stöcke oder Schneeverwehungen. Beides hatte im ersten Winter die Arbeit der Lockstockhelfer sehr erschwert.” Die günstige Witterung hatte Konsequenzen: Im zurückliegenden Winter konnten rund 70 und damit mehr als doppelt so viele Haarproben gesammelt werden wie in der ersten Saison. „Auch wenn die Ergebnisse der genetischen Untersuchung noch ausstehen, dürfen wir uns wohl bei dieser hohen Ausbeute auf mehrere Nachweise zusätzlicher, noch unbekannter Wildkatzen am Meißner freuen”, erläutert Susanne Schneider. Doch werden nicht alle Haarproben von Wildkatzen stammen: Die Erfahrung zeigt, dass auch andere Tiere wie Fuchs und Wildschwein die Stöcke richtig „dufte” finden und ihre Haare hinterlassen.

Die Methode zur Erfassung der Wildkatzen beruht darauf, dass die WildkatzenretterInnen im Auftrag des BUND Wildkatzenhaare von präparierten Lockstöcken abzupfen, die dann vom Forschungsinstitut Senckenberg genetisch analysiert werden. Kann eine ausreichend große Menge an Haaren gesammelt werden, dann ermöglicht die genetische Analyse sogar die Erkennung von Wildkatzen-Individuen. Damit die Wildkatzen sich an den Lockstöcken reiben, werden diese mit Baldrian besprüht. Der Baldrianduft zieht die Wildkatzen insbesondere in der Paarungszeit im Winter an, sie reiben sich daran und hinterlassen Haare.

Mit der Lockstock-Methode ist es bereits gelungen, die Wildkatze in verschiedenen Teilen Hessens nachzuweisen. Durch die Untersuchungen erhofft sich der BUND weitere Erkenntnisse darüber, wie viele Tiere in Hessen leben, wie sie wandern und mit welchen anderen Wildkatzenvorkommen in Deutschland sie verwandt sind. Die Aktion ist Teil des vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums geförderten Projekts „Wildkatzensprung” im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. In diesem Projekt hat sich der BUND unter anderem zum Ziel gesetzt, eine bundesweite Gendatenbank für Wildkatzen aufzubauen. In die gleiche Richtung arbeitet auch Hessen-Forst: Über das ganze Land verteilt gibt es Sammelstellen für tote Wildkatzen, die dann beim Senckenberg-Institut genetisch untersucht werden.

Parallel zur Einrichtung der Gendatenbank setzt sich der BUND bereits seit 2004 mit seinem Rettungsnetz Wildkatze für die Schaffung eines Waldverbunds in Deutschland ein. Im Rahmen des Projekts „Wildkatzensprung”, des bislang größten Einzelprojekts des BUND, entstehen aktuell in sechs Bundesländern Wanderkorridore zwischen Wildkatzenwäldern. Straßen, Siedlungen und ausgeräumte Agrarlandschaften hindern die Wildkatze daran, weitläufig zu wandern, sich mit anderen Populationen genetisch auszutauschen und langfristig zu überleben. Von der Vernetzung ihrer Lebensräume durch die Pflanzung grüner Korridore aus Bäumen, Büschen und Sträuchern profitiert nicht nur die Wildkatze, sondern mit ihr auch viele andere Arten des Ökosystems Wald. Denn wo die Wildkatze lebt, fühlen sich auch andere Arten wohl.
 

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