Romrod, 02.07.2014. – Bereits zum zweiten und vorerst letzten Mal waren die freiwilligen Helfer im Vogelsberg von Januar bis April mithilfe von Lockstöcken der Wildkatze auf der Spur. Beim Abschlusstreffen der Wildkatzenaktion, die der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Hessen gemeinsam mit den Forstämtern Romrod und Schotten im letzten Jahr startete, zeigten sich alle Beteiligten zufrieden mit der beendeten Sammelsaison: Zwanzig Proben konnten an 20 im Wald aufgestellten Lockstöcken gefunden werden – das sind fünf Mal so viele wie letztes Jahr. „Der Winter war für uns Wildkatzenschützer sehr günstig: Es gab keine Probleme durch eingeschneite Stöcke oder Schneeverwehungen, die im Jahr zuvor die Arbeit der Lockstockhelfer erschwerten”, so Susanne Schneider vom BUND Hessen. Die Proben werden nun im Senckenberg Institut in Gelnhausen untersucht. Erst danach ist bekannt, ob einige der gesammelten Haare tatsächlich von Wildkatzen stammen. Im letzten Jahr konnte an einem Lockstock im Schlitzerland bereits der handfeste Nachweis einer Wildkatze erbracht werden, weshalb alle sehr gespannt sind, ob sich der Nachweis in diesem Jahr bestätigen lässt.
Die Lockstöcke, mit Baldrian besprühte Latten, ziehen die Wildkatzen insbesondere in der Paarungszeit im Winter an. Sie reiben sich daran und hinterlassen Haare, die anschließend genetisch analysiert werden können.
Hans-Jürgen Rupp, Forstamtsleiter in Romrod, zieht folgendes Fazit aus der Aktion: „Wir haben uns an der Wildkatzenaktion gerne beteiligt, um auch bei dieser Gelegenheit unseren Beitrag im Rahmen der Umsetzung der Naturschutzleitlinie von Hessen-Forst zu leisten. Verschiedene Beobachtungen der Vergangenheit sollen damit verifiziert werden, um anschließend über konkrete Schutz- bzw. Vernetzungsmaßnahmen im Forstamtsbereich nachzudenken”, so Rupp.
Mit der Lockstock-Methode ist es bereits gelungen, die Wildkatze in verschiedenen Teilen Hessens nachzuweisen. Durch die Untersuchungen erhofft sich der BUND weitere Erkenntnisse darüber, wie viele Tiere in Hessen leben, wie sie wandern und mit welchen anderen Wildkatzenvorkommen in Deutschland sie verwandt sind. Die Aktion ist Teil des vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums geförderten Projekts „Wildkatzensprung” im Bundesprogramm Biologische Vielfalt. In diesem Projekt hat sich der BUND unter anderem zum Ziel gesetzt, eine bundesweite Gendatenbank für Wildkatzen aufzubauen. Die Kosten für die Analyse eines Teils der hessischen Haarproben werden durch das Servicezentrum für Forsteinrichtung und Naturschutz (FENA) von Hessen-Forst getragen.
Parallel zur Einrichtung der Gendatenbank setzt sich der BUND bereits seit 2004 mit seinem Rettungsnetz Wildkatze für die Schaffung eines Waldverbunds in Deutschland ein. Im Rahmen des Projekts „Wildkatzensprung”, des bislang größten Einzelprojekts des BUND, entstehen aktuell in sechs Bundesländern Wanderkorridore zwischen Wildkatzenwäldern. Straßen, Siedlungen und ausgeräumte Agrarlandschaften hindern die Wildkatze daran, weitläufig zu wandern, sich mit anderen Populationen genetisch auszutauschen und langfristig zu überleben. Von der Vernetzung ihrer Lebensräume durch die Pflanzung grüner Korridore aus Bäumen, Büschen und Sträuchern profitiert nicht nur die Wildkatze, sondern mit ihr auch viele andere Arten des Ökosystems Wald. Denn wo die Wildkatze lebt, fühlen sich auch andere Arten wohl.
Weitere Informationen
- Pressekontakt:
Susanne Schneider, Managerin Naturschutzprojekte beim BUND Hessen, Tel. 069 67737616, susanne.schneider(at)bund-hessen.de - Pressekontakt:
Hans-Jürgen Rupp, Hessen-Forst, Forstamtsleiter Romrod, Zeller Straße 14, 36329 Romrod, Tel. 06636 9179311, hans-juergen.rupp(at)forst.hessen.de - Bild herunterladen (Foto: Thomas Stephan)
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