BUND Landesverband
Hessen e.V.
Mitglied werden Jetzt spenden
BUND Landesverband
Hessen e.V.

Pressemitteilung

Tag des Artenschutzes: Wo singt die Feldlerche noch in Hessen?

01. März 2024 | Biologische Vielfalt, Landwirtschaft

In den vergangenen 25 Jahren sind die Bestände der Feldlerche um etwa 50 Prozent zurückgegangen. Verantwortlich ist dafür die Intensivierung der Landwirtschaft. BUND und HGON fordern mehr naturverträgliche Landwirtschaft zum Schutz der Art!

Rufende Feldlerche Rufende Feldlerche.  (Foto: Herwig Winter)

Wer im Frühjahr an Feldern spazieren geht, wird den unverwechselbaren Gesang der Feldlerche (Alauda arvensis) vielerorts nicht mehr hören, denn der singfreudige Bodenbrüter wird in Hessen immer seltener. Anlässlich des Internationalen Tags des Artenschutzes am 03. März machen die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) und der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) auf „stumme Äcker“ aufmerksam. Die beiden Umweltverbände fordern eine Reduktion des Pestizideinsatzes, mehr spezielle Artenschutzflächen auf Feldern sowie eine Stärkung von naturverträglicher, extensiver Landwirtschaft durch einen größeren Reihenabstand bei der Getreideaussaat.

In den vergangenen 25 Jahren sind die Bestände der Feldvogelart um etwa 50 Prozent zurückgegangen. Verantwortlich ist dafür die Intensivierung der Landwirtschaft mit u.a. massivem Einsatz von Pestiziden, die zu Brutverlusten und Nahrungsmangel führt, da die für die Nahrungssuche der Feldlerche erforderlichen Bereiche auf landwirtschaftlichen Flächen schwinden. Um den Bestandsrückgang der Feldlerche entgegenzuwirken, müssen Schutzmaßnahmen vor allem auf eine Verbesserung der Lebensräume während der Brutsaison abzielen. Dabei ist besonders wichtig, dass Feldlerchen wieder mehr als eine Jahresbrut aufziehen können.

Dr. Tobias E. Reiners, der Vorsitzende der HGON: „Aufgrund der milden Witterung zeigen die ersten Feldlerchen schon seit etwa zwei Wochen ihre eindrucksvollen Singflüge über den hessischen Feldern und Wiesen. Leider lässt sich dieser Anblick immer seltener genießen, der Bestand der Feldlerche hat sich in Hessen seit Mitte der 1990 Jahre halbiert. Damit gibt es in unserem Bundesland 50.000 Feldlerchenpaare weniger als vor 25 Jahren.“

Jörg Nitsch, der Vorsitzende des BUND Hessen: „Der massive Bestandseinbruch muss die Politik wachrütteln! Deutlicher kann man das auf ganzer Fläche stattfindende Sterben einer Art nicht dokumentieren. Das sechste Massensterben macht auch vor Hessen nicht Halt. Und genau jetzt diskutiert man in der EU über die Streichung von Maßnahmen zu Artenschutz. Berlin und Wiesbaden müssen sich gegen diese einseitige Politik wehren. Das Verschwinden der Feldlerche zeigt deutlich, wie eng Landwirtschaft und Artenschutz miteinander zusammenhängen. Was wir jetzt brauchen, sind Maßnahmen für mehr naturverträgliche und extensive Landwirtschaft, die natürliche Lebensräume von Feldarten, wie der Feldlerche, erhalten und schützen! In der stärkeren Finanzierung solcher Maßnahmen liegt ein Schlüssel zur Erhaltung der Feldlerche in Hessen.“

Die Anfang 2024 erschienene 11. Fassung der Roten Liste der bestandsgefährdeten Brutvogelarten in Hessen gibt Aufschluss darüber, wie schlecht es um viele Vogelarten in Hessen steht. Vor allem Arten, die auf landwirtschaftlich genutzten Flächen leben und brüten, verzeichnen eine starken Rückgang. Darunter auch die Feldlerche.


Die Feldlerche im Porträt


Bestens getarnt

Dank ihres hell- und dunkelbraunen, gefleckten Gefieders ist die Feldlerche auf dem Ackerboden bestens getarnt.Markant ist ihre kurze, gestrichelte Federhaube am Oberkopf, die die Männchen manchmal aufstellen. Ihr hellbraunes Bauchgefieder bildet einen Kontrast zur braunen Oberseite. Sie hat eine Körperlänge von rund 16-18 cm und wirkt sehr hochbeinig.

Gesang direkt vom Himmel

Wenn es zwischen Februar und Juli von und über Feldern trillert, zirpt, rollt und pfeift, hat man vermutlich eine singende Feldlerche entdeckt. Die Männchen singen meistens während des Flugs und bieten uns himmlische Klänge aus bis zu 200 Metern Höhe. Die Weibchen singen meistens am Boden und sind leiser als die männlichen Tiere. Sie trällern von der allerersten Morgendämmerung bis zum Abend.Mit den energieaufwendigen Singflügen demonstrieren die singenden Männchen den Weibchen ihre Kondition.

Lebensraum: Mag den Blick in die Weite

Als Kulturfolger hat die Feldlerche sich auf Agrarflächen, Wiesen und Weiden spezialisiert, was sich auch in ihrem Namen widerspiegelt. Als typischer Feldvogel bevorzugt die Art offene Lebensräume mit wenig Gehölz und abwechslungsreicher Vegetation. Sie brütet auch am Boden und bevorzugt dafür möglichst trockene, ebene Flächen mit niedriger Vegetation oder nacktem Boden. Dort scharrt das Weibchen eine fünf bis sieben Zentimeter tiefe Mulde und polstert sie mit Wurzeln oder Halmen aus.

Fortpflanzung: Beeindruckende Brautwerbung

Bevor es jedoch zum Nestbau kommt, umwerben die Männchen mit imposanter Showeinlage die Weibchen: Untermalt von seinen Gesangskünsten hüpft das Feldlerchen-Männchen vor seiner Auserwählten über den Boden, verbeugt sich vor ihr, zittert mit den Flügeln und wackelt mit den Schwanzfedern. Doch nicht jede Feldlerchen-Dame kommt in diesen Genuss, denn manche Männchen drücken ihre Zuneigung etwas ruppiger aus und jagen das Weibchen rennend oder fliegend durchs Revier. Die erste Brut schlüpft in der Regel im April.

Nahrung

Feldlerchen ernähren sich recht vielseitig. Gerade während der Brutsaison im Frühjahr benötigen sie viel proteinreiche Nahrung, die sie durch Insekten, Spinnentiere, Regenwürmer und Schnecken zu sich nehmen. Im Winter, wenn tierische Nahrungsquellen knapp werden, geben sie sich auch mit Pflanzenteilen und Sämereien zufrieden. Aufgrund der schnellen Neueinsaat im Herbst finden Feldlerchen immer seltener große Getreidestoppelfelder oder Flächen die sich nach der Ernte selbst begrünen. Sie wären für die Feldvogelart in der kalten Jahreszeit ergiebige Plätze für die Futtersuche.

Feinde auf vier und zwei Beinen

Natürliche Feinde der Feldlerche sind Nesträuber wie Fuchs, Marder oder Hauskatze. Da pro Brutversuch im Schnitt nur ein Jungvogel flügge wird, brüten Feldlerchen zwei- bis dreimal im Jahr, um die Nachkommen zu sichern.

Doch neben den vierbeinigen Feinden, ist auch der Mensch zur Bedrohung für die Bodenbrüter geworden: In sechs südeuropäischen Ländern dürfen Feldlerchen weiterhin bejagt werden. Doch die größte Gefahr geht für die Vögel von der intensiven landwirtschaftlichen Praxis aus: Pestizide und Kunstdünger beeinflussen die Nahrungssuche und Bodenvegetation im Lebensraum der Feldlerche. Großen Einfluss auf die Bestände hat auch der Rückgang von Brachen und Grünland als Lebensraum und Brutgebiet. Gleichzeitig verhindert der Trend zum Anbau von Wintergetreide, Mais und Raps das ursprüngliche mehrfache Brüten im Jahr. Häufig bleibt es deshalb bei einer Brut. Intensiv bewirtschaftetes Grünland und zu stark beweidete Flächen bieten den Feldvögeln ebenfalls keinen geeigneten Lebensraum, da das Gras zu dicht wächst und zu oft gemäht wird, weshalb dort die Vögel nicht in Ruhe brüten können.

 

Weitere Informationen

 

Pressestelle BUND Hessen

Lynn Sophie Anders
069 677376 43
presse@bund-hessen.de
www.bund-hessen.de

BUND Landesverband Hessen e.V.
Geleitsstraße 14
60599 Frankfurt am Main

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb