BUND Landesverband
Hessen e.V.
Mitglied werden Jetzt spenden
BUND Landesverband
Hessen e.V.

Pressemitteilung

Die Wildkatze fühlt sich am Winterstein wohl – Wildkatzenerfassung des BUND bestätigt fünf Individuen der seltenen Art bei Ober-Mörlen

14. Dezember 2016 | Wildkatze

„Heute gehen wir davon aus, dass der gesamte Taunus besiedelt ist. Die Wildkatze findet hier in den großflächigen Laub-Mischwäldern einen idealen Lebensraum.”

Wildkatze (Foto: Marlis Zimmermann) Wildkatze (Foto: Marlis Zimmermann)  (Foto: Marlis Zimmermann / BUND)

Frankfurt. – Rund um den Winterstein bei Ober-Mörlen leben mindestens fünf verschiedene Wildkatzen. Dies konnte nun der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) mithilfe einer Lockstockaktion nachweisen. Die Untersuchung wurde von Februar bis April diesen Jahres in Zusammenarbeit mit HessenForst Forstamt Weilrod und dem Naturpark Taunus durchgeführt. Wöchentlich kontrollierten freiwillige Helferinnen und Helfer des BUND sogenannte Lockstöcke auf Haare der scheuen Waldbewohnerin. Mit großem Erfolg: Die genetische Analyse der gefundenen Haare ergab, dass sich drei Männchen und zwei Weibchen an den Stöcken rieben. Bei einer Katze konnte das Geschlecht nicht festgestellt werden.

„Die Untersuchung hat unsere Vermutungen bestätigt, dass die Wildkatze auch am Taunusrand beheimatet ist”, so Jürgen Hutfiels vom BUND Kreisverband Wetterau. „Zwar gab es in diesem Bereich in der Vergangenheit zahlreiche Sichtungsmeldungen vermutlicher Wildkatzen, diese müssen jedoch wegen der Verwechselbarkeit zur Hauskatze als unsicher eingestuft werden. Nun liegt uns der wissenschaftliche Nachweis vor”, freut sich Jürgen Hutfiels. Dies ist insofern von Belang, weil immer noch nicht alle Verbreitungsgebiete der heimlichen Samtpfote in Hessen bekannt sind. Mithilfe von Lockstockuntersuchungen wie am Winterstein werden Wissenslücken nach und nach geschlossen. Am Winterstein seien die Lebensraumverhältnisse für die Wildkatze ideal: „Die sehr abwechslungsreiche Waldstruktur mit Offenlandanteilen wie zum Beispiel dem ehemaligen Truppenübungsplatz Eichkopf bieten der Wildkatze gute Jagdgründe”, betont Thomas Götz vom Forstamt Weilrod. Ein krasser Kontrast dazu sei dagegen die sich unmittelbar östlich anschließende landwirtschaftlich intensiv genutzte Wetterau. „Die auf lange Strecken strukturarme Landschaft bietet nicht nur der Wildkatze, sondern auch vielen anderen Tierarten des Waldes weder Wandermöglichkeiten noch Lebensraum”, sagt Jürgen Hutfiels.

Der Wildkatze auf die Spur kommen der BUND und seine Helferinnen und Helfer durch die sogenannten Lockstöcke. Die mit Baldrian besprühten Holzpflöcke werden zur Paarungszeit der Wildkatzen im Winter in den Wäldern aufgestellt. Die Tiere werden durch den Duft angezogen, reiben sich am Holz und hinterlassen dabei Haare. Diese werden regelmäßig eingesammelt und im Forschungsinstitut Senckenberg für Wildtiergenetik genetisch analysiert. Mit der Lockstock-Methode ist es bereits gelungen, die Wildkatze in verschiedenen Teilen Hessens nachzuweisen. Durch die Untersuchungen erhofft sich der BUND weitere Erkenntnisse darüber, wie viele Tiere in Hessen leben, wie sie wandern und mit welchen anderen Wildkatzenvorkommen in Deutschland sie verwandt sind.

In der Vergangenheit stark bejagt, konnte die Wildkatze in Hessen unter anderem im Rheingau-Taunus überleben. Seit 80 Jahren steht sie unter Artenschutz und kann sich langsam wieder ausbreiten. „Heute gehen wir davon aus, dass der gesamte Taunus besiedelt ist. Die Wildkatze findet hier in den großflächigen Laub-Mischwäldern einen idealen Lebensraum”, sagt Susanne Schneider, Koordinatorin des Wildkatzenprojekts beim BUND Hessen. Doch nicht nur die Qualität des Lebensraums muss stimmen, ebenso spielt die Vernetzung der Wälder eine entscheidende Rolle. „Sind Wälder durch grüne Korridore miteinander vernetzt, sind Wanderungen und damit ein genetischer Austausch zwischen den verschiedenen Populationen möglich. Für das Überleben der Wildkatze ist das unerlässlich”, erklärt Susanne Schneider. Seit 2004 engagiert sich der BUND daher im Projekt „Rettungsnetz Wildkatze” für den Schutz der gefährdeten Tiere und ihres Lebensraums. Das Ziel: Die Wälder Deutschlands wieder miteinander zu verbinden. Grüne Korridore aus Bäumen, Büschen und Sträuchern helfen der Wildkatze dabei, neue Reviere zu erschließen und sich mit anderen Populationen genetisch auszutauschen. Diese Lebensraumvernetzung stützt die biologische Vielfalt, sie hilft nicht nur der Wildkatze, sondern auch vielen weiteren Waldbewohnern wie Rothirsch und Luchs. Denn wo die Wildkatze lebt, fühlen sich auch andere Arten wohl.
 

Weitere Informationen

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb