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Pressemitteilung

Die Nadel im Heuhaufen? – Mit Lockstöcken auf der Suche nach der Wildkatze im Odenwald

01. Februar 2017 | Wildkatze

Seit dem Jahr 1900 gilt die Wildkatze im Odenwald durch eine über mehrere Jahrzehnte stattfindende, intensive Bejagung als ausgerottet.

Wildkatze auf schneebedecktem Ast (Foto: Thomas Stephan BUND) Wildkatze auf schneebedecktem Ast (Foto: Thomas Stephan / BUND)  (Foto: Thomas Stephan)

Frankfurt/Main. – Heimlich und verborgen lebt sie in unseren Wäldern: Die Wildkatze. Ihr auf die Spur zu kommen ist eine knifflige Angelegenheit, die oftmals der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen gleicht. Dennoch startet jetzt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) den Versuch, die seltene Waldbewohnerin im Odenwald rund um Sensbachtal, Gammelsbach und Finkenbach nachzuweisen. Die Mitglieder der Hegegemeinschaft Oberzent-Beerfelder Land unterstützen den BUND bei seinem Vorhaben. Sie suchen von Februar bis April wöchentlich so genannte Lockstöcke nach Haaren der Wildkatze ab. „Lockstöcke sind raue Dachlatten, die in den Boden eingebracht und dann mit Baldrian besprüht werden. Dieser zieht Wildkatzen fast magisch an, sie reiben sich am Stock und hinterlassen Haare”, verrät Harald Hoppe, Sprecher des BUND Odenwaldkreis. Die Haare werden dann im Forschungsinstitut Senckenberg für Wildtiergenetik genetisch analysiert. So kann zweifelsfrei festgestellt werden, ob sich tatsächlich eine Wildkatze, oder nicht doch ein anderes Tier am Stock gerieben hat.

Warum interessiert es die Naturschützer, ob im Odenwald Wildkatzen leben? Harald Hoppe erklärt: „Bis vor 200 Jahren streiften Wildkatzen durch alle größeren Wälder Hessens, so auch durch den Odenwald. Durch seine weitläufigen und strukturreichen Laub-Mischholzbestände ist er sehr gut als Lebensraum für die Art geeignet.” Seit dem Jahr 1900 gilt die Wildkatze im Odenwald durch eine über mehrere Jahrzehnte stattfindende, intensive Bejagung als ausgerottet. Seit 1952 steht sie deutschlandweit unter Artenschutz und kann sich seitdem auch in Hessen langsam wieder ausbreiten. Jedoch offenbar noch nicht bis in den Odenwald: „Bis heute gibt es hier keinen gesicherten Nachweis einer Wildkatze. Auch ein groß angelegtes Monitoring des BUND im Rahmen des Projekts Wildkatzensprung rund um Bad König und Höchst in den Jahren 2012 bis 2014 konnte keine Wildkatze aufspüren”, sagt Susanne Schneider, Koordinatorin des Wildkatzenprojekts beim BUND Hessen. Eine Probe aus dem Jahr 2012 war zwar zunächst einer Wildkatze zugeordnet worden, bei wiederholter Untersuchung zeigten die Haare dann jedoch leider die genetischen Eigenschaften einer Hauskatze. Ein genetischer Nachweis im Rahmen der aktuellen Untersuchung könnte daher eine große Wissenslücke hinsichtlich des Vorkommens der Wildkatze in Hessen schließen und eine Wiederbesiedelung der Region dokumentieren.

Auch die Mitglieder der Hegegemeinschaft würden sich sehr über den Nachweis der Art freuen. Tobias Kuhlmann vom Hegering betont: „Die Wildkatze steht mit ihren hohen Ansprüchen an den Lebensraum als Stellvertreterin für viele andere waldbewohnende Tierarten. Kurz gesagt: wo die Wildkatze lebt, fühlen sich auch andere Arten wohl. Sie bereichert die Lebensgemeinschaft des Waldes und zeigt uns, dass der Lebensraum intakt ist.”

Doch nicht nur die Qualität des Lebensraums muss stimmen, ebenso spielt die Vernetzung der Wälder eine entscheidende Rolle. „Sind Wälder durch grüne Korridore miteinander vernetzt, sind Wanderungen und damit ein genetischer Austausch zwischen den verschiedenen Populationen möglich. Für das Überleben der Wildkatze ist das unerlässlich”, erklärt Susanne Schneider. Derzeit hindern sie vor allem Autobahnen, Straßen und ausgeräumte Ackerlandschaften an der Wiederausbreitung. Seit 2004 engagiert sich der BUND daher im Projekt „Rettungsnetz Wildkatze” für den Schutz der gefährdeten Tiere und ihres Lebensraums. Das Ziel: Die Wälder Deutschlands wieder miteinander zu verbinden. Grüne Korridore aus Bäumen, Büschen und Sträuchern helfen der Wildkatze dabei, neue Reviere zu erschließen und sich mit anderen Populationen genetisch auszutauschen. Diese Lebensraumvernetzung stützt die biologische Vielfalt, sie hilft nicht nur der Wildkatze, sondern auch vielen weiteren Waldbewohnern wie Rothirsch und Luchs.
 

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