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Pressemitteilung

Streift die Wildkatze durch Bergsträßer Wälder?

24. Januar 2013 | Wildkatze

Mit der Wildkatzensuche im Odenwald will man herausfinden, ob und wie sich die Vorkommen im Spessart mit bekannten Populationen in Baden-Württemberg und im Pfälzer Wald verbinden lassen.

Wildkatze klettert (Foto: Thomas Stephan) Wildkatze klettert (Foto: Thomas Stephan)

Kreis Bergstraße. – Im vergangenen Jahr gelang dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) der Nachweis, dass im Odenwaldkreis eine Wildkatze unterwegs war. Nun fahnden auch Bergsträßer Naturschützer mit Unterstützung durch den Landesbetrieb HESSEN-FORST nach der scheuen Waldbewohnerin. Zu diesem Zweck hämmerten Mitglieder des BUND Bergstraße und die Revierförster Stefan Aßmann und Jens-Uwe Eder Holzpflöcke in den Waldboden – insgesamt 14 Stück in den Gemarkungen Wald-Michelbach, Mörlenbach und Fürth. Das wichtigste dabei: Die Hölzer werden aufgeraut und mit Baldriantinktur eingesprüht. „Während der Paarungszeit reagieren Katzen stark auf Baldrian. Umherstreifende Tiere reiben sich am Holz und hinterlassen dabei Haare”, erklärt Herwig Winter vom BUND Mörlenbach-Rimbach die von Wissenschaftlern entwickelte Lockstock-Methode.

Bis April, so lange dauert die Paarungszeit, suchen die BUND-Aktiven und Förster nun alle 10 bis 14 Tage die Lockstöcke nach Haaren ab, tüten Fundstücke sorgsam ein, rauen die Hölzer neu auf und präparieren sie wieder mit Baldrian. Alle Werkzeuge und Materialien dafür haben sie von Sarah Friedrichsdorf erhalten, die beim BUND Hessen das Wildkatzen-Projekt koordiniert. Im Labor des Senckenberg-Instituts werden die Haare genetisch untersucht, dann steht fest, ob die Fundstücke von einer Hauskatze oder tatsächlich von einer Wildkatze stammen. „Wir sind gespannt, wie viele Haare wir vorfinden werden und was dann die DNA-Analysen ergeben”, sagt Stefan Aßmann. Auf die Laborergebnisse müssen die Spurensucher allerdings noch einige Monate warten.
 

Waldvernetzung nützt vielen Tieren

Warum interessiert es die Naturschützer, ob im Kreis Bergstraße Wildkatzen leben? Bis vor 200 Jahren streiften Wildkatzen durch alle deutschen Wälder, später drohte die Ausrottung, da sie gejagt wurden. Heute verteilen sich einige tausend Tiere auf kleine Populationen, die oft so isoliert sind wie Inseln im Meer. Denn Verkehrswege, Siedlungen und kahle Agrarflächen zerschneiden oder verdrängen ihre Lebensräume - strukturreiche, naturnahe Wälder mit Totholz und verborgenen Lichtungen. Mit der Wildkatzensuche im Odenwald will man herausfinden, ob und wie sich die Vorkommen im Spessart mit bekannten Populationen in Baden-Württemberg und im Pfälzer Wald verbinden lassen.

Seit 2004 engagiert sich der BUND im Projekt „Rettungsnetz Wildkatze” für den Schutz der gefährdeten Tiere und ihres Lebensraums. Das Ziel: Die Wälder Deutschlands wieder miteinander zu verbinden. „Wenn grüne Korridore aus Bäumen, Büschen und Sträuchern gepflanzt werden, kann die Wildkatze neue Reviere erschließen und sich mit anderen Populationen genetisch austauschen. Diese Lebensraumvernetzung stützt die biologische Vielfalt, sie hilft nicht nur der Wildkatze, sondern auch vielen weiteren Waldbewohnern wie Rothirsch und Luchs”, so Christine Engesser vom BUND Wald-Michelbach. Denn wo die Wildkatze lebt, fühlen sich auch andere Arten wohl.
 

Europäische Wildkatze – scheue Waldbewohnerin

Wildkatzen sind keine verwilderten Hauskatzen. Seit Jahrtausenden leben die nachtaktiven Tiere in den Wäldern Europas - lange bevor die Römer die ersten Hauskatzen über die Alpen brachten. Sie ähneln wildfarbenen Hauskatzen, wirken meist kräftiger. Ihre Fellzeichnung ist verwaschen, ihr dunkel geringelter Schwanz endet in einer stumpfen, schwarzen Spitze. Nur über eine Genanalyse können sie gesichert identifiziert werden.
 

Projekt „Wildkatzensprung“

Parallel zur Einrichtung neuer grüner Korridore erfasst der BUND im Projekt „Wildkatzensprung” die Bestände und Wanderungen der Wildkatzen. Die Daten der untersuchten Haarproben fließen in eine bundesweite Gendatenbank ein. Der „Wildkatzensprung” wird durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.
 

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