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Auf Samtpfoten durch das hessische Bergland: Große Wildkatzenerfassung gestartet

05. März 2021 | Wildkatze

Wildkatze am Lockstock Beim Reiben am Lockstock hinterlassen die Wildkatzen Haare am Holz. (foto: blickpunkt natur – Helmut Weller)

Gemeinsame Pressemitteilung von BUND Hessen und dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie
 

FRANKFURT/Wiesbaden. Gemeinsam gehen der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) auf die Suche nach der Wildkatze im hessischen Bergland. Mitte Februar startete die große Wildkatzenerfassung, bei der 50 Lockstöcke zum Einsatz kommen. Die Forstämter Melsungen und Hessisch Lichtenau sowie das Waldgut Schnellrode unterstützen den Umweltverband und das Landesamt dabei tatkräftig, die Wildkatzenpopulation zwischen Melsungen, Spangenberg und Hessisch Lichtenau systematisch zu erfassen. Die Ergebnisse helfen, Rückschlüsse auf die Populationsdichte und genetische Merkmale der erfassten Wildkatzen zu ziehen.

„Lockstöcke sind raue Dachlatten, die in den Waldboden eingebracht und dann mit Baldrian besprüht werden. Dieser zieht Wildkatzen fast magisch an. Sie reiben sich am Stock und hinterlassen dabei Haare“, verrät Susanne Steib, Projektmanagerin beim BUND Hessen. Förster*innen, Jäger*innen und Freiwillige des BUND suchen auf einer Fläche von 100 Quadratkilometern die 50 Lockstöcke von Februar bis April nach Haaren der Wildkatze ab. Die gesammelten Haare analysiert die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, Fachbereich Wildtiergenetik in Gelnhausen, genetisch. So kann zweifelsfrei festgestellt werden, ob sich tatsächlich eine Wildkatze, oder nicht doch ein anderes Tier, am Stock gerieben hat. Darüber hinaus werden genetische Profile der verschiedenen Wildkatzen erstellt, um deren Populationszugehörigkeit und Wanderbewegungen erfassen zu können.

„Die Wildkatzenerfassung im hessischen Bergland ist Teil eines bundesweiten Monitorings. Wir können beobachten, wie sich der Wildkatzenbestand in dem Untersuchungsgebiet über die Jahre entwickelt. Die Ergebnisse fließen in die Bewertung des Erhaltungszustands der Wildkatze in Deutschland ein. Dieser wird in regelmäßigen Abständen an die EU gemeldet“, erklärt Yvonne Henky, Wildkatzen-Expertin des HLNUG. „Das hessische Bergland ist aufgrund seiner hohen Wildkatzen-Populationsdichte bestens für diese Untersuchung geeignet.“

Petra Westphal, Leiterin des Forstamts Melsungen, unterstützt die Aktion: „Die Wildkatze ist ein faszinierendes Tier unserer Wälder. Hier findet sie beste Lebensbedingungen und profitiert von den zusammenhängenden, abwechslungsreichen Waldbeständen. Wir Forstleute sehen die Wildkatzen regelmäßig bei unserer Arbeit und freuen uns, einen Beitrag zur Erfassung der Art leisten zu können.“

Die Wildkatze ist laut Bundesnaturschutzgesetz „streng geschützt“ und im Anhang IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union gelistet. In Hessen leben schätzungsweise wieder rund 1.000 Wildkatzen. Einst durch massive Bejagung fast ausgerottet, steht die Art heute unter strengem Artenschutz und kann sich langsam wieder ausbreiten. Zahlreiche überfahrene Tiere belegen jedes Jahr, dass die größte Gefahr für die heimische Samtpfote heutzutage vom Straßenverkehr ausgeht. Daher spiele die Vernetzung der Wälder und die Möglichkeiten einer gefahrlosen Überquerung von Straßen für das Überleben der Wildkatze eine entscheidende Rolle, erklärt Susanne Steib: „Sind Wälder durch grüne Korridore miteinander vernetzt, können Wildkatzen gefahrenfrei wandern. Damit ist ein genetischer Austausch zwischen den verschiedenen Populationen möglich.“ Derzeit hindern die Wildkatze vor allem Autobahnen, Straßen und ausgeräumte Ackerlandschaften an der Wiederausbreitung.

 

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