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Pressemitteilung

Achtung Verwechslungsgefahr - Wildkätzchen im Wald lassen! Audio-Interview mit der Wildkatzenexpertin des BUND Hessen

11. April 2023 | Wildkatze

Die Wildkatzenexpertin beim BUND Hessen, Susanne Steib, klärt im Interview über neugierige Wildkätzchen in Hessens Wäldern auf und macht auf die Verwechslungsgefahr mit Hauskätzchen aufmerksam (Interview: 4:49 Minuten).

Aufmerksam beobachtet die Katzenmutter das Wildkätzchen. Aufmerksam beobachtet die Katzenmutter das Wildkätzchen.  (Foto: Helmut Weller – blickpunkt natur)

Anmoderationsvorschlag:

Frühlingszeit ist Jungtierzeit – auch bei der Europäischen Wildkatze. In diesen Wochen bringen die heimischen Samtpfoten in Hessens Wäldern ihre Jungen zur Welt. Dabei kommt es häufig vor, dass man den Wildkätzchen beim Spaziergang im Wald begegnet. Auch wenn sie allein und scheinbar mutterlos gefunden werden, empfiehlt der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Tiere nicht anzufassen oder mitzunehmen. Wir haben mit der Wildkatzenexpertin vom BUND Hessen, Susanne Steib, gesprochen. 

Liebe Frau Steib, warum sieht man Wildkätzchen überhaupt im Vergleich zu anderen jungen Wildtieren? Man würde ja vermuten, dass sie scheu sind.

O-Ton 1 (Susanne Steib, 32 Sek.)Je älter die Wildkätzchen werden, umso weiter trauen sich aus ihrem Versteck heraus. Und dann kann es passieren, dass sie auch am Wegrand spielen und das sind genau die Orte, wo auch die Spaziergänger vorbeikommen und sie entdecken. Auch wenn sie hilflos und verlassen aussehen auf den ersten Blick, in den meisten Situationen geht es ihnen gut und das Muttertier hat sie an dieser Stelle gelassen, um auf Jagd zu gehen. Wer Wildkätzchen entdeckt hat, sollte sie also unbedingt in Ruhe lassen und sie kurz aus der Entfernung beobachten.

Sie raten davon ab die Wildkatzen mitzunehmen. Kommt es denn regelmäßig vor?

O-Ton 2 (Susanne Steib, 46 Sek.): Ja, leider kommt es immer wieder vor, dass gut meinende Spaziergängerinnen und Spaziergänger die Kätzchen mitnehmen und dann beim Tierarzt oder in einer Schutzstation abgeben, weil sie sie für ein verwaistes Hauskätzchen halten. Das ist zwar gut gemeint, kann in dem Fall aber sogar schwere Folgen haben für die Wildkätzchen, denn sie werden schnell kratzbürstig, weil sie enorm gestresst sind, und können in Gefangenschaft Verhaltensstörungen entwickeln oder im schlimmsten Fall sich mit Haustierkrankheiten infizieren, die sogar tödlich enden können. Und da Wildkätzchen oder Wildkatzen nicht nur in abgelegenen Wäldern vorkommen, sondern mancherorts auch recht nah an Städten – wie beispielsweise in Wiesbaden – empfehlen wir vom BUND auch dringend Katzenjungen in Wäldern nicht aufzulesen.

Wenn ich beim Spaziergang jetzt ein Wildkätzchen sehe und nach einer Weile bemerke, dass die Katzenmutter nicht zurückkommt, kann ich dann trotzdem was tun?

O-Ton 3 (Susanne Steib, 13 Sek.): Wer sich wirklich Sorgen um das Wildkätzchen macht, kann sich gerne beim BUND Hessen oder beim zuständigen Forstamt melden. Wir werden dann vor Ort schauen, wie es dem Kätzchen geht und ob das Muttertier in der Zwischenzeit vielleicht schon wieder zurückgekommen ist.

Sie haben eben angesprochen, dass die jungen Wildkätzchen den Hauskatzen ähnlich sehen. Ist bei jungen Wildkatzen denn die Verwechslungsgefahr größer als bei erwachsenen Wildkatzen?

O-Ton 4 (Susanne Steib, 35 Sek.): Ja, tatsächlich kann man junge Wildkatzen viel schlechter von Hauskatzen unterscheiden, weil nämlich ihre Tigerung im Fell noch sehr viel stärker ausgeprägt ist. Bei erwachsenen Wild- bzw. Hauskatzen fällt die Unterscheidung dann viel leichter, denn wenn sie älter werden, verblasst die Fellzeichnung und sie sieht sehr viel verwaschener aus. Außerdem sind erwachsene Wildkatzen größer als Hauskatzen und haben einen kräftigen Körperbau. Als bestes Erkennungsmerkmal von Wildkatzen gilt der buschige Schwanz mit der stumpfen schwarzen Schwanzspitze.

Bis wann bzw. in welchen Monaten kann man denn den Wildkätzchen am ehesten begegnen?

O-Ton 5 (Susanne Steib, 18 Sek.): Die Wildkätzchen kommen häufig schon Ende März oder im April zur Welt, aber bis sie dann wirklich so alt sind bzw. mobil sind, bis sie sich auch nach draußen wagen, wird es Mai oder Juni.

Wo können denn die hessischen Spaziergängerinnen und Spaziergänger überhaupt die Wildkatze entdecken und werden sie denn auch vor Ort auf die Wildkätzchen aufmerksam gemacht?

O-Ton 6 (Susanne Steib, 47 Sek.): Wildkatzen sind heute wieder in fast allen großen Waldgebieten in Hessen heimisch, allen voran in Nordhessen, aber auch im Taunus, im Rothaargebirge, dem Hessischen Bergland oder auch in der Rhön und dem Spessart. Nur im Odenwald fehlen sie bislang. Wir vom BUND haben uns mit den Naturparken, wo die Wildkatze vorkommt, zusammengeschlossen, um auf diese Thematik »Wildkätzchen im Wald lassen« aufmerksam zu machen. Wir haben dort an gut frequentierten Wanderparkplätzen Schilder ausgebracht, die ganz klar die Spaziergänger informieren und sagen Wildkätzchen unbedingt nicht mitnehmen, sondern im Wald lassen.

Abmoderationsvorschlag:

Ich bedanke mich herzlich bei Ihnen für das Gespräch.

O-Ton 7 (Susanne Steib, 1 Sek.): Ich danke Ihnen.

 

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