Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT hat die Planung einer Vorzugstrasse für den Bau der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung (HGÜ) SuedLINK von der Elbe bis nach Schweinfurt und Heilbronn vorgelegt, die Hessen im Werra-Meißner-Kreis tangiert und ab Gerstungen durch Thüringen geht. Der Bau der über 600 km langen HGÜ-Leitung wird mit 40 m Breite eine große Schneise in die Landschaft, Wälder und Felder schlagen.
Dr. Werner Neumann, energiepolitischer Sprecher des BUND: „Der BUND beteiligt sich seit vielen Jahren an der Diskussion über den Stromnetzausbau, zuletzt bei einer Antragskonferenz im Mai 2017. Nun stellen wir fest, dass TenneT die vom BUND sowie von Bürgerinitiativen und Kommunen sowie der Landesregierung von Thüringen vorgetragenen Einwände und Vorschläge weitgehend ignoriert. Das schafft kein Vertrauen und bestärkt uns in unserer Ablehnung.”
Der BUND fordert seit Jahren einen dezentralen Ausgleich fluktuierenden Wind- und Sonnenstroms durch örtliche Anlagen der Kraft-Wärme-Kopplung in regionalen Strommärkten. Windstrom aus dem Norden könne einfacher mittels der „Power-to-Gas”-Technik in bestehenden Gasleitungen in den Süden transportiert werden, um Strom und Wärme in Heizkraftwerken zu erzeugen und dies mit höherer Versorgungssicherheit als mit empfindlichen Riesenstromkabeln. Fachkreise der Elektrotechnik wie die Universität Erlangen, Prognos AG und der VDE mit dem „zellularen Ansatz” sowie Forschungen des Öko-Instituts hätten aufgezeigt, dass auf diese Leitungen verzichtet werden kann. Gemeinsam mit der NERGIE AG, Nürnberg hatte sich daher der BUND im Oktober 2018 in Berlin gegenüber Bundestagsabgeordneten für eine dezentral basierte Energiewende ausgesprochen.
Werner Neumann: „Längst hat sich die Planung der HGÜ Leitungen verselbstständigt. Was die Netzbetreiber wie TenneT vorlegen, wird von der Bundesnetzagentur abgenickt. Der Bau dieser Leitung wurde auf europäischer Ebene vorgegeben, ohne jegliche Öffentlichkeitsbeteiligung. Die Bürgerbeteiligung hat daher kaum Einflüsse.”
SüdLINK und eine weitere solche Leitung, die mitten durch Hessen gehen soll, dienten den Betreibern von Offshore-Windkraftanlagen dazu, ihren Strom billig im Süden verkaufen zu können. Die Transport- und Schadenskosten würden verallgemeinert und müssten von allen bezahlt werden, die von dieser Leitung gar nichts haben. Die ökonomischen Vorteile blieben hingegen bei TenneT, die für die Investition eine gesetzlich gesicherte Eigenkapitalrendite von 9 Prozent erhalten. Die Bundesregierung unterstütze einen immensen Ausbau der Offshore-Windkrafterzeugung in der Nordsee mit erheblichen Auswirkungen auf dortige Fauna und Flora und einen Transport des Windstroms über viele „Südlink”-Leitungen mit erheblichen Eingriffen in Natur, Wald, Landschaft, Boden.
„So fahren Altmaier und TenneT die Energiewende an die Wand”, konstatiert Neumann.
Jörg Nitsch, Landesvorsitzender des BUND Hessen und Mitglied im Bundesvorstand des BUND erklärte: „Energiewende geht anders und besser als mit der Stromleitung SüdLINK – die Stromnetzplanung muss völlig neu aufgesetzt werden. Wir setzen auf Bürgerenergie mit technischen Alternativen in einem neuen Strommarkt mit deutlich geringeren Naturschäden!”
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