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Pressemitteilung

Grundwasserschutz im Ried: Fehler der Vergangenheit umfassend aufklären und beseitigen!

12. März 2019 | Hessisches Ried Wasserqualität

„Das Land Hessen muss garantieren, dass Feldfrüchte wie Salat und Spargel künftig ausschließlich mit sauberem Wasser beregnet werden.”

Grundwasserschutz (Grafik: Niko Martin) Grundwasserschutz (Grafik: Niko Martin)  (Grafik: Niko Martin)

Anlässlich der Diskussion um die Verschmutzung des Grundwassers im Hessischen Ried mit dem Pflanzenschutzmittel „Dikegulac” fordert der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dass die Fehler der Vergangenheit umfassend aufgeklärt und beseitigt werden.
„Das Land Hessen muss garantieren, dass Feldfrüchte wie Salat und Spargel künftig ausschließlich mit sauberem Wasser beregnet werden”, fordert Jörg Nitsch, Landesvorsitzender des BUND Hessen.

Umweltministerin Priska Hinz darf im Ried nicht nur nach schädlichen Vorkommen von Dikegulac suchen lassen, sondern muss die Untersuchung auf zahlreiche weitere Schadstoffe ausdehnen. Im Fokus hat der BUND hier alle Stoffe, von denen schon Überschreitungen von Grenz-, Richt-, Leit- oder Vorsorgewerten im Hessischen Ried bekannt sind. Dazu gehören verschiedene Arzneimittel wie z. B. Carbamazepim (Antiepilektikum), Sulfomethoxazol, Azitromycin (Antibiotika) und Diclofenac (Schmerzmittel), Pestizide wie Bentazon und Mecoprop oder der Stoff Benzotriazol aus Geschirrspül- und Kühlmitteln.

Der BUND begrüßt, die bisherigen Anstrengungen des Landes zur Aufklärung der Grundwasserverschmutzung mit Dikegulac und zur Bereitstellung von Beregnungswasser ohne erhöhte Schadstoffbelastungen. Er hält aber gerade nach der überraschenden Erfahrung mit der Verschmutzung mit Dikegulac die strikte Anwendung des Vorsorgegrundsatzes für erforderlich, damit verschmutzte Grundwasserkörper möglichst schnell identifiziert werden. „Die Altlasten der Vergangenheit sind größer als wir bisher angenommen haben. Eine gründliche Analyse der Problematik ist auch zum langfristigen Schutz der Trinkwasserversorgung des Rhein-Main-Gebietes erforderlich”, meint Jörg Nitsch vom BUND.
 

Hintergrundinformation

Im Dezember 2018 wurde bekannt, dass ein Bio-Bauer Feldfrüchte nicht verkaufen durfte, weil sie zu hoch mit Dikegulac belastet waren. Der Schadstoff war mit belastetem Grundwasser auf die Früchte gelangt, dass der Landwirt zur Beregnung gefördert hatte. Das Vorkommen des Stoffes Dikegulac, der von der Firma Merck hergestellt wurde, im Grundwasser war grundsätzlich bekannt. Dass er im Beregnungswasser mit einer Konzentration auftreten könnte, die den Verkauf von Feldfrüchten verhindert, war hingegen überraschend und lenkte den Blick auf die bisher in der Öffentlichkeit kaum beachtete Altlastenproblematik im Grundwasser. 

Seit Mitte der 1980er Jahre ist bekannt, dass im Hessischen Ried stofflich problematische Abwasserbestandteile ins Grundwasser versickern, seit 2010 gemäß amtlichen Untersuchungen auch per- und polyfluorierte Chemikalien, für die teilweise Krebsverdacht besteht. Laut Bericht des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) über Kläranlageneinleitungen in oberirdische Gewässer und dadurch bedingte Spurenstoffeinträge in das Grundwasser des Hessischen Rieds aus dem Jahr 2016 wurden 114 organische Mikroschadstoffe im Grundwassser nachgewiesen. Dazu gehören Rückstände von Arzneimitteln, per- und polyfluorierten Chemikalien, Pestiziden, Süßstoffen und Industrie- und Haushaltschemikalien. Eine Vielzahl von Substanzen ist zwar erfasst, bisher aber noch nicht identifiziert worden, darunter auch bis zu 235 Stoffe aus dem Abwasser der Firma Merck.
 

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