BUND Landesverband
Hessen e.V.
Mitglied werden Jetzt spenden
BUND Landesverband
Hessen e.V.

Pressemitteilung

BUND-Nothilfe für den stark bedrohten Feldhamster – Bürokratische Probleme zu Lasten einer gefährdeten Tierart

21. September 2016 | Biologische Vielfalt, Naturschutz

„Ohne die schnelle Hilfe des BUND wäre der Feldhamster in einem seiner letzten hessischen Vorkommen in große Bedrängnis gekommen.”

Feldhamster (Foto: M. Sattler) Feldhamster (Foto: M. Sattler)  (Foto: M. Sattler)

Frankfurt/Main, 20.09.2016. – Der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) engagiert sich in diesem Sommer mit einer Nothilfe für den in Hessen stark bedrohten Feldhamster. Susanne Schneider, die Projektmanagerin Naturschutz beim BUND Hessen, erklärt: „Die staatlichen Hilfsmaßnahmen wären in diesem Jahr in einem der letzten Hamster-Vorkommen an bürokratischen Hürden gescheitert. Deshalb ist der BUND kurzfristig mit einer Nothilfe eingesprungen.” Gesichert wird so die Durchführung von Schutzmaßnahmen auf insgesamt rund 17.000 Quadratmetern in den weiträumigen Ackerflächen der Städte Maintal und Hanau im Main-Kinzig-Kreis. „Ohne die schnelle Hilfe des BUND wäre der Feldhamster in einem seiner letzten hessischen Vorkommen in große Bedrängnis gekommen”, freut sich Tobias Reiners von der Arbeitsgemeinschaft Feldhamsterschutz über die Maßnahmen.

Für den Feldhamster ist es in Hessen fünf vor zwölf. Seine Bestände haben in den letzten Jahren noch einmal stark abgenommen und ohne spezielle staatliche Schutzmaßnahmen wäre das einst sehr häufige Nagetier in Hessen schon ausgestorben. Doch nach den letzten Änderungen der Bestimmungen zu den Umweltschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft verhindern plötzlich widersprüchliche Vorgaben die Durchführung der langjährig bewährten und unverzichtbaren Schutzmaßnahmen. „In diesem Jahr konnten wir das Schlimmste verhindern, doch damit der Hamster überleben kann, müssen die Bestimmungen schnell geändert und an die Bedürfnisse des Feldhamsters angepasst werden”, fordert Susanne Schneider vom BUND.

Hintergrund des Problems sind sich ausschließende Bestimmungen zum so genannten „Greening”, das den Landwirt rechtlich und ohne eine Ausgleichszahlung zum Erhalt ökologischer Vorrangflächen verpflichtet, und zum Vertragsnaturschutz, bei dem ein Landwirt für eine besondere Naturschutzaufwendung einen vertraglich vereinbarten Geldbetrag erhält. Um Doppelförderungen zu vermeiden, dürfen beide Maßnahmen bisher nicht auf derselben Fläche durchgeführt werden. „Das Verbot der Doppelförderung ist prinzipiell richtig, damit die staatlichen Naturschutzmittel zielgerichtet eingesetzt werden. Doch was nun fehlt, sind Maßnahmen-Kombinationen, die den rechtlichen und fachlichen Vorgaben zum Schutz des Hamsters gerecht werden”, erläutert Susanne Schneider vom BUND. Zusammen mit der AG Feldhamsterschutz will der BUND der hessischen Umweltministerin Priska Hinz in Kürze Vorschläge für solche Kombi-Maßnahmen machen, die schon im nächsten Jahr umgesetzt werden können.

In den Stadtteilen Wachenbuchen und Mittelbuchen der Städte Maintal und Hanau im Main-Kinzig-Kreis war Manfred Sattler, ein langjährig aktives Mitglied der AG Feldhamsterschutz, in diesem Jahr plötzlich mit dem Problem konfrontiert. Anders als in den Vorjahren konnten die Landwirte die Hamster-Schutzmaßnahmen nicht wie geplant vertraglich vereinbaren. Sie hatten sich nämlich zum Anbau von Zwischenfrüchten entschieden, um dem Landwirtschaftsamt die rechtlich geforderten Greening-Flächen von 5 % ihrer Ackerflächen nachzuweisen. Zusätzliche Hamsterschutzmaßnahmen, auf denen das Getreide nicht geerntet wird, um so dem Hamster im Nacherntezeitraum noch genügend Deckung bereitzustellen, konnten die Landwirte dann aus betrieblichen Gründen nicht mehr vereinbaren. Manfred Sattler und den Fachleuten in der AG Feldhamsterschutz war sofort klar, dass die Hamster ohne die notwendigen Hamster-Flächen ein massives Problem bekommen würden. Sie baten deshalb im Juli den BUND um Hilfe, der tatsächlich 5.000,00 Euro bereitstellen und durch die Vermittlung der AG Feldhamsterschutz entsprechende Verträge mit acht Landwirten abschließen konnte.
 

Früher Schädling, heute Schützling

Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war der Feldhamster so häufig, dass er als Ernteschädling galt und massiv bekämpft wurde. Durch eine kontinuierliche Intensivierung der Landwirtschaft seit 1950 haben sich seine Bestände stark reduziert sodass er, auch in Hessen, vom Aussterben bedroht ist. Die größten Probleme sind die fehlende Vernetzung der Landschaft, Siedlungsausdehnung, das Fehlen von Nahrung und Deckung im Nacherntezeitraum. Die Vorkommen in Hessen beschränken sich auf wenige Gebiete in der Wetterau, den Main-Kinzig-Kreis, sowie wenige Bereiche im Rhein-Main-Gebiet.

Die AG Feldhamsterschutz engagiert sich seit vielen Jahren für den Schutz der sympathischen Nager, indem sie die Vorkommen erfasst, die Bevölkerung sensibilisiert und mit Landwirten zusammenarbeitet. Der BUND unterstützt dieses Engagement sehr gerne – denn nur gemeinsam kann es gelingen, den Feldhamster in Hessen vor dem Aussterben zu bewahren.
 

Weitere Informationen

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb