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Pressemitteilung

Auf der Spur des „kleinen Zorro” – Spurtunnel sollen dabei helfen, den Gartenschläfer in Niederhöchstadt aufzuspüren – Bürger*innen können Sichtungen melden

21. Mai 2019 | Gartenschläfer

Die Aktion ist Teil des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer”, das im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt mit Bundesmitteln gefördert wird.

Anbringen eines Spurtunnels (Foto: Susanne Schneider / BUND Hessen) Michaela Bender, Christine Völkner und Jürgen Blum (v.l.n.r.) vom BUND Schwalbach-Eschborn beim Anbringen eines Spurtunnels (Foto: Susanne Schneider / BUND Hessen) – Das Foto ist unter Nennung des Fotografen zur Veröffentlichung freigegeben: © Susanne Schneider / BUND Hessen

Lebt der gefährdete Gartenschläfer im Bereich Schwalbach-Eschborn? Dieser Frage geht in den nächsten Monaten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Ortsverband Schwalbach-Eschborn auf den Grund. In Niederhöchstadt sollen nun sogenannte Spurtunnel dabei helfen, der Schlafmaus mit der „Zorro-Maske“ – im wahrsten Sinne des Wortes – auf die Spur zu kommen. „Bislang gibt es im Osten des Main-Taunus-Kreises keinen Nachweis des Gartenschläfers“, so Susanne Schneider, Managerin Naturschutzprojekte beim BUND Hessen. „Die nächsten aktuell bekannten Vorkommen ziehen sich von Sindlingen entlang des Mains bis nach Hochheim. Es ist daher hoch spannend, ob sich das Verbreitungsgebiet auch in Richtung des Taunus ausdehnt.“

Die Methode ist denkbar einfach: Laufen die Tiere durch die Tunnel, treten sie auf ein „Stempelkissen“ und hinterlassen ihre Spuren auf einem Blatt Papier. Da der Gartenschläfer besondere Schwielen an seinen Pfoten hat, lassen sich seine Spuren gut von denen anderer Kleinsäuger unterscheiden. Die Aktion ist Teil des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“, das im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wird.

Noch bis Oktober werden die Aktiven des Ortsverbands alle ein bis zwei Wochen die 25 auf Streuobstwiesen an Bäumen und angrenzenden Hecken angebrachten Spurtunnel kontrollieren. „Eines Köders, um die Tiere anzulocken, bedarf es dabei nicht. Neugierig, wie sie sind, erkunden sie die Tunnel von selbst“, erklärt Michaela Bender, Sprecherin des BUND Schwalbach-Eschborn. „Wir freuen uns sehr auf die Untersuchung und hoffen, das Geheimnis um den kleinen Bilch zu lüften. Wir fühlen uns dabei ein bisschen wie Detektive bei der Arbeit“, so Bender. Erste Hinweise auf die Anwesenheit des Gartenschläfers gibt es bereits, nun gilt es, einen sicheren Nachweis zu erlangen. Wer zudem Gartenschläfer in der Region sichtet, die sich übrigens auch gerne in Vogelnistkästen und in Gärten einquartieren, kann dies bitte, möglichst mit Foto, der Meldestelle unter www.gartenschlaefer.de melden. Jeder Hinweis hilft, dem kleinen Nager auf die Spur zu kommen.
 

Hintergrundinformationen

Der Gartenschläfer gibt Wissenschaft und Naturschutz große Rätsel auf. In Hessen geht es der Art zwar entlang der Flusstäler von Rhein und Main – insbesondere in Wiesbaden, dem Main-Taunus-Kreis und dem Kreis Groß-Gerau – nach derzeitigen Erkenntnissen noch vergleichsweise gut. Doch aus vielen Regionen Europas und Deutschlands ist die Art spurlos verschwunden. In den vergangenen 30 Jahren ist sein Verbreitungsgebiet um mehr als die Hälfte geschrumpft. Warum, ist noch völlig unklar.

Daher starteten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung im Oktober 2018 die „Spurensuche Gartenschläfer“. Bis 2024 sollen eine umfassende Forschung und intensive Schutzmaßnahmen dabei helfen, die kleine Schlafmaus in großen Teilen ihres Verbreitungsgebiets in Deutschland zu erhalten. Dabei werden die Forscher von vielen Freiwilligen unterstützt, die neben den Spurtunnel auch Nistkästen kontrollieren sowie lokale Schutzmaßnahmen umsetzen. Dort, wo der Gartenschläfer als lästig empfunden wird – ob im Haus, Garten, im Wein- oder Obstbau – soll das Projekt zwischen Mensch und Tier vermitteln und zeigen, dass ein Zusammenleben gut möglich ist. Die betroffenen Akteursgruppen werden zum Dialog eingeladen und an der Erarbeitung des Schutzkonzepts beteiligt.

Der Gartenschläfer ist eine sogenannte ‚Verantwortungsart‘. Ein großer Teil seines Verbreitungsgebietes liegt hier, so dass Deutschland für die Erhaltung dieser Art in hohem Maße verantwortlich ist. Die Erforschung des Verschwindens des Gartenschläfers ist damit Teil der nationalen Anstrengungen für den Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland.
 

Webseiten:

www.gartenschlaefer.de und
https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/29021
 

Fotos:

Die angehängten Fotos sind unter Nennung des Fotografen zur Veröffentlichung freigegeben: © Susanne Schneider / BUND Hessen.

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