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Pressemitteilung

Auf der Spur des „kleinen Zorro” in Wiesbaden – BUND-Aktive helfen bei der Erforschung des Gartenschläfers – Bürger*innen können Sichtungen melden

21. Mai 2019 | Gartenschläfer

Die Aktion ist Teil des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer”, das im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt mit Bundesmitteln gefördert wird.

Teamwork Nistkastenkontrolle (Foto: Andreas Lange) Teamwork bei der Nistkastenkontrolle in Wiesbaden (Foto: Andreas Lange) - Das Foto ist unter Nennung des Fotografen zur Veröffentlichung freigegeben. © Andreas C. Lange  (Foto: Andreas Lange)

Wiesbaden ist nicht nur die Landeshauptstadt, sondern auch Hessens „Gartenschläferhauptstadt“: Der kleine Nager tummelt sich sowohl auf den Streuobstwiesen der ländlichen Stadtteile als auch auch in der Innenstadt und ist den meisten Bewohnern Wiesbadens wohl bekannt. Kaum zu glauben also, dass die Art aus vielen Regionen Europas und Deutschlands spurlos verschwunden ist. Bei der Erforschung möglicher Rückgangsursachen helfen nun die Aktiven des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Kreisverband Wiesbaden tatkräftig mit. Sie haben kürzlich spezielle Nistkästen für den Gartenschläfer angebracht, die dabei helfen sollen, mehr über die Lebensweise des Bilchs zu erfahren.

„Ziel ist es, dem Gartenschläfer die Kästen als Schlafplatz oder zur Jungenaufzucht zur Verfügung zu stellen. Regelmäßige Besatzkontrollen können uns dann Aufschluss über Besiedlungsdichte und Fortpflanzungsaktivitäten geben“, erklärt Susanne Schneider, Managerin Naturschutzprojekte beim BUND Hessen. „Zudem werden regelmäßig Kotproben gesammelt, deren Untersuchung uns zeigen wird, wie sich die Gartenschläfer in Wiesbaden ernähren.“ Die Aktion ist Teil des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“, das im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert wird.

Noch bis Oktober kontrollieren die Aktiven des BUND einmal monatlich die 25 auf Streuobstwiesen an Bäumen und angrenzenden Hecken angebrachten Nistkästen. „Bei der Kontrolle der Kästen gehen wir sehr behutsam vor, um die Tiere und ihren Nachwuchs nicht zu stören. Wir hoffen, so mehr über die Lebensweise und insbesondere die Nahrungsvorlieben unserer Gartenschläfer herauszufinden“, so Julia Beltz, Koordinatorin der Aktion beim BUND Wiesbaden. Die Ergebnisse können dann mit denen aus anderen Lebensräumen der Art wie dem Harz oder den Kleingartenbereichen im Köln-Bonner Raum verglichen werden, wo ebenfalls intensiv geforscht wird. Neben den Kotuntersuchungen kommen weitere Forschungsmethoden, wie z. B. die Telemetrie zum Einsatz. Im besten Fall liefern die Ergebnisse Hinweise darauf, warum es dem Gartenschläfer in Wiesbaden – im Gegensatz zu anderen Regionen – noch vergleichsweise gut geht. Die Erkenntnisse aus dem Wiesbadener Raum sind daher für die Erarbeitung von Schutzmaßnahmen im weiteren Verlauf des Projekts sehr wertvoll.

Bürger*innen, die Gartenschläfer sichten, können dies bitte, wenn möglich mit Foto, der Meldestelle unter www.gartenschlaefer.de melden. Jeder Hinweis hilft, dem kleinen Nager auf die Spur zu kommen.
 

Hintergrundinformationen

Der Gartenschläfer gibt Wissenschaft und Naturschutz große Rätsel auf. In den vergangenen 30 Jahren ist sein Verbreitungsgebiet um mehr als die Hälfte geschrumpft. Warum, ist noch völlig unklar. In Hessen kommt die Art noch vor allem entlang der Flusstäler von Rhein und Main – in Wiesbaden, im Main-Taunus-und Rheingau-Kreis und im Kreis Groß-Gerau – vor.

Daher starteten der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Justus-Liebig-Universität Gießen und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung im Oktober 2018 die „Spurensuche Gartenschläfer“. Bis 2024 sollen eine umfassende Forschung und intensive Schutzmaßnahmen dabei helfen, die kleine Schlafmaus in großen Teilen ihres Verbreitungsgebiets in Deutschland zu erhalten. Dabei werden die Forscher von vielen Freiwilligen unterstützt, die neben den Nistkästen auch sogenannte „Spurtunnel“ kontrollieren sowie lokale Schutzmaßnahmen umsetzen. Dort, wo der Gartenschläfer als lästig empfunden wird – ob im Haus, Garten, im Wein- oder Obstbau – soll das Projekt zwischen Mensch und Tier vermitteln und zeigen, dass ein Zusammenleben gut möglich ist. Die betroffenen Akteursgruppen werden zum Dialog eingeladen und an der Erarbeitung des Schutzkonzepts beteiligt.

Der Gartenschläfer ist eine sogenannte ‚Verantwortungsart‘. Ein großer Teil seines Verbreitungsgebietes liegt hier, so dass Deutschland für die Erhaltung dieser Art in hohem Maße verantwortlich ist. Die Erforschung des Verschwindens des Gartenschläfers ist damit Teil der nationalen Anstrengungen für den Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland.
 

Webseiten:

www.gartenschlaefer.de und
https://biologischevielfalt.bfn.de/bundesprogramm/projekte/projektbeschreibungen/29021
 

Weitere Fotos:

Die anhängenden Fotos sind unter Nennung des Fotografen zur Veröffentlichung freigegeben. © Andreas C. Lange

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