Biber im Wasser.
(Foto: Elena
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Nachdem der Biber vor etwa 400 Jahren in Hessen ausgerottet wurde und lange Zeit als ausgestorben galt, erlebt er in den letzten Jahrzehnten dank gezielter Schutzmaßnahmen eine bemerkenswerte Rückkehr. Durch die erfolgreiche Wiederansiedlung und den Schutz ihrer Lebensräume konnte sich die Nagetierart stabilisieren und in den letzten Jahren deutlich erholen. Mittlerweile ist Hessen nahezu flächendeckend vom Biber besiedelt. Der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) begrüßt diese Entwicklung.
Jörg Nitsch, Vorsitzender des BUND Hessen: „Wir freuen uns sehr über die Rückkehr des Bibers. Er ist nicht nur ein faszinierendes Tier, sondern auch ein wichtiger Bestandteil unserer heimischen Fauna. Durch seine Aktivitäten trägt er maßgeblich zur Förderung der Biodiversität und zur Verbesserung von Gewässerökosystemen bei“. Der Verband appelliert daher an die hessische Regierung, den Biber nicht als Schädling, sondern als wertvolle Chance zu sehen, um die natürlichen Prozesse in unserer Umwelt zu stärken und aktiv zu unterstützen.
Der Biber als wichtiger Ökosystemingenieur
Der Biber ist weit mehr als nur ein „Baumeister“ seiner Umwelt – er ist ein „Ökosystemingenieur“, dessen Tätigkeit auf vielfältige Weise positive Auswirkungen auf die Natur hat. Durch das Errichten von Dämmen und den Anstau von Gewässern trägt der Biber zur Renaturierung von Flüssen und Bächen bei und schafft so neue Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Besonders die Feuchtgebiete, die durch die Biberaktivitäten entstehen, bieten bedrohten und seltenen Arten notwendige Brut- und Nahrungsstätten. Amphibien, Insekten, zahlreiche Vogelarten sowie Pflanzen, die auf feuchte Standorte angewiesen sind, können in diesen Lebensräumen optimale Bedingungen vorfinden.
Partner im Klimaschutz
Darüber hinaus wirkt der Biber den negativen Auswirkungen des Klimawandels entgegen. Durch den Bau von Dämmen und die Schaffung neuer Feuchtgebiete verlangsamt er den Wasserabfluss und sorgt so für einen Wasserrückhalt in der Landschaft. Böden bleiben dadurch länger feucht und sind nachhaltiger vor Austrocknung in langen Dürreperioden geschützt. Zusätzlich tragen die von Bibern geschaffenen Feuchtgebiete zur Kohlenstoffspeicherung bei, indem sie organische Stoffe in den Sedimenten der Teiche festhalten.
Konflikte mit dem Menschen
Trotz seiner positiven Auswirkungen auf die Natur kann die Lebensweise des Bibers auch zu Konflikten mit den Menschen führen, insbesondere durch Überschwemmungen von Wegen, landwirtschaftlichen Flächen und Infrastrukturanlagen. „Diese Probleme müssen selbstverständlich ernst genommen werden“, betont Nitsch. „Es ist wichtig, dass diese Konflikte mit nicht-letalen Lösungen angegangen werden, um den Biber zu schützen und gleichzeitig den Schaden für die Menschen zu minimieren.“ Eine effektive Maßnahme zur Reduzierung von Konflikten in der landwirtschaftlichen Nutzung wäre die Festlegung eines beidseitigen Uferrandstreifens von 10 Metern, der sich natürlich entwickeln und nicht bewirtschaftet werden darf. Dadurch würde die Betroffenheit landwirtschaftlicher Flächen durch Überschwemmungen deutlich verringert. Zusätzlich können Rohre in Biberdämme eingebaut oder Umgehungsgerinne geschaffen werden, um den Wasserstand zu regulieren und Überschwemmungen zu vermeiden. Auch Umsiedlungsmaßnahmen können in bestimmten Fällen ein effektives Mittel sein, um Konflikte mit dem Biber zu lösen.
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