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Pressemitteilung

Runder Tisch zur Verbesserung der Grundwassersituation im Hessischen Ried: Neuer Förderbescheid würde Arbeit am Runden Tisch gefährden – BUND konkretisiert seine Forderung nach einem Moratorium

05. März 2013 | Hessisches Ried Wälder

Der Absterbeprozess der Riedwälder wurde durch die vor etwa 50 Jahren beginnende starke Grundwasserentnahme im Hessischen Ried ausgelöst.

Bild des sich auflösenden Ried-Waldes (Foto: Henner Gonnermann) Bild des sich auflösenden Ried-Waldes (Foto: Henner Gonnermann)

Um einen drohenden neuen Bescheid mit erhöhter Grundwasserförderung und einer sehr langen Laufzeit für das Wasserwerk Jägersburg abzuwenden, hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) seine Forderung nach einem Moratorium in einem Beschlussvorschlag für die morgige Sitzung des Runden Tisches konkretisiert. BUND-Vorstandssprecher Jörg Nitsch sieht die Arbeit des Runden Tisches gefährdet, wenn sich nicht alle Teilnehmer auf ein Moratorium verständigen: „Ein Runder Tisch lebt davon, dass alle Beteiligten zum Schutz der Wälder zu einer Neuausrichtung der Wasserversorgung bereit sind und der Status quo während der Gespräche nicht verändert wird.”

Nach Meinung des BUND sollten sich die Teilnehmer am Runden Tisch darauf verständigen, dass „der heutige Status quo gewahrt bleibt”. Während der Laufzeit des Runden Tisches sollen keine Bescheide erlassen werden, die die heute bestehende Situation einseitig zu Lasten des Naturschutzes, der Siedlungen, der Wasserwirtschaft oder der Land- und Forstwirtschaft verändern.

Auslöser für die Sorge des BUND ist die drohende Neugenehmigung zur Grundwasserförderung unter dem FFH- und Vogelschutzgebiet im Bereich des Jägersburger und Gernsheimer Waldes. Obwohl die betroffenen Laub- und Mischwälder seit vielen Jahre schwer geschädigt sind und bei unveränderter Fortsetzung der Wasserentnahmen absterben werden, wurde für das Wasserwerk Jägersburg sogar noch eine Erhöhung der Wasserförderung auf über 21 Millionen Kubikmeter pro Jahr und eine Genehmigung für die nächsten 30 Jahre beantragt. „Würde dieser Antrag genehmigt, wäre dies das Todesurteil für den Jägersburger und Gernsheimer Wald”, befürchtet Jörg Nitsch vom BUND.
 

Hintergrund

Das Wasserwerk Jägersburg fördert bisher ca. 28 Millionen Kubikmeter Grundwasser pro Jahr. Der Eigentümer des Wasserwerks, die Riedgruppe Ost, hat beantragt, die Förderung um noch einmal 3 Millionen Kubikmeter zu erhöhen und für 30 Jahre festzuschreiben. Die Grundwasserförderung erfolgt vor allem unter dem Jägersburger und dem Gernsheimer Wald, die zusammen knapp 1.800 Hektar groß sind. Wegen ihrer hohen ökologischen Bedeutung sind sie als FFH-Gebiet (1.300 Hektar) und als Vogelschutzgebiet (1.779 Hektar) geschützt.

Der Absterbeprozess der Wälder wurde durch die vor etwa 50 Jahren beginnende starke Grundwasserentnahme im Hessischen Ried ausgelöst. Jahrhundertelang versorgten sich die Wälder im Hochsommer bei großer Trockenheit aus dem Grundwasser. Dies war plötzlich nicht mehr möglich, weil der Grundwasserspiegel im Hessischen Ried großflächig, z. T. um mehrere Meter abgesenkt wurde. In den letzten Jahren wurde der Grundwasserspiegel zwar vielerorts wieder angehoben, doch für die Wälder genügt diese Aufspiegelung bisher nicht. Auf Drängen des BUND entschied im Jahr 2007 das Umweltministerium, eine Machbarkeitsstudie zur Rettung der Wälder zu vergeben. Diese Studie liegt seit Sommer 2011 vor und bestätigt, dass viele Wälder im Hessischen Ried noch gerettet werden können. Voraussetzung wäre, dass der Grundwasserspiegel unter den Wäldern so weit erhöht wird, dass die Baumwurzeln das Grundwasser wieder erreichen können.

Der „Runde Tisch zur Verbesserung der Grundwassersituation im Hessischen Ried“ wurde im vergangenen Sommer vom Hessischen Umweltministerium einberufen. Er soll die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur Wiederaufspiegelung des Grundwasserstandes in geschädigten Waldbeständen mit den unterschiedlichen Interessengruppierungen und Akteuren diskutieren und Lösungsansätze als Beschlussempfehlungen ausarbeiten. In den kommenden Sitzungen sollen so Wege zu einer nachhaltigen Verbesserung der Situation der Wälder im Rhein-Main-Gebiet gefunden werden.

Der BUND präsentierte der Öffentlichkeit bereits auf einer Pressekonferenz im Jahr 2011 und in seiner Broschüre „Wasser für den Wald!” Lösungsvorschläge für die Grundwasserproblematik im Hessischen Ried.
 

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