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Pressemitteilung

Nagergifte gefährden seltenen Gartenschläfer – BUND und Stadt Eschborn rufen zum Verzicht auf Rattengift auf

08. August 2023 | Gartenschläfer, Biologische Vielfalt

Nach Totfunden von Gartenschläfer in Eschborn, rufen der BUND und die Stadt Eschborn die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, den Einsatz von Rattengift im privaten Gebrauch möglichst zu unterlassen, um weitere Verluste zu vermeiden.

Gartenschläfer auf Moos Quirlige Schlafmaus: der Gartenschläfer.  (Foto: Jiří Bohdal)

Frankfurt/Eschborn, gemeinsame Pressemitteilung vom 08. August 2023 von BUND Hessen und der Stadt Eschborn

Immer wieder gingen in den letzten Jahren Meldungen beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Stadt Eschborn über tote Gartenschläfer im Stadtgebiet ein. In einem besonders drastischem Fall fand ein aufmerksamer Bürger die sterbenden oder bereits verstorbenen Tiere unter einer Hecke. Aufgrund der Auffindesituationen liegt noch in weiteren Fällen die Vermutung nahe, dass sich die Tiere vermutlich durch Nagergifte, sogenannte Rodentizide, vergiftet haben. „Als Nagetier und Allesfresser ist der Gartenschläfer gleichermaßen wie Ratten und Mäuse von Nagergiften betroffen. Werden sie aufgenommen, verenden die Tiere qualvoll. Bei einer Rote-Liste-Art wie dem Gartenschläfer ist das tragisch, da jedes Individuum für den Erhalt der Art wichtig ist“, erklärt Susanne Steib, Koordinatorin des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“ beim hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Um weitere Verluste unter den Gartenschläfern zu vermeiden, rufen der BUND und die Stadt Eschborn die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, den Einsatz von Rattengift im privaten Gebrauch möglichst zu unterlassen. „Wir sind sehr stolz darauf, dass sich diese besondere Tierart in unserer Stadt wohlfühlt und möchten alles dafür tun, dass es so bleibt“, so Bärbel Grade, Erste Stadträtin der Stadt Eschborn und zuständige Dezernentin für Landschafts- und Naturschutz. Durch vorbeugende Maßnahmen kann die Ansiedlung von Ratten verhindert werden. Zum Beispiel sollten Vögel und andere Tiere nicht übermäßig gefüttert werden, um keine Schadnager anzulocken. Bei Rattenbefall sollten Fütterungen zeitweise ganz unterlassen und auf rattensichere Futterspender umgestellt werden. Zudem sollten Essensreste nicht über den Abfluss entsorgt und für die Müllentsorgung geschlossene Behälter und Komposter verwendet werden. „Wenn alle mithelfen, können wir als Stadt einen wichtigen Beitrag zum Schutz des Gartenschläfers leisten“, möchte Erste Stadträtin Grade die Bürgerinnen und Bürger motivieren. Bei Fragen rund um das Thema Ratten können sich die Bürgerinnen und Bürger unter der Telefonnummer 06196 490-210 oder der E-Mail-Adresse ordnung@eschborn.de an das städtische Ordnungsamt wenden.

Im Rahmen des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“ wurden bis Anfang 2023 bereits über 100 tote Gartenschläfer an der Justus-Liebig-Universität Gießen auf Rückstände von Pestiziden untersucht. Vor allem bei Gartenschläfern, die in und um Siedlungen gefunden wurden, befanden sich bei etwa der Hälfte der untersuchten Tiere Rodentizide in der Leber. Neben der unmittelbaren tödlichen Wirkung durch das Gift können die Tiere auch indirekt durch Rodentizide betroffen sein: Wenn sie Beutetiere fressen, die zuvor Gift aufgenommen haben, belastet das Gift die Tiere ebenfalls. „Dies hat zwar nicht unbedingt den unmittelbaren Tod zur Folge, doch können sich Gifte im Körper anreichern und dort Schaden anrichten. Besonders für Winterschläfer wie den Gartenschläfer kann das fatale Folgen haben, wenn sich im Fett eingelagerte Stoffe über den Winterschlaf abbauen. Dies kann zu Energieverlusten führen und schließlich die Sterblichkeit erhöhen“, so Steib.

Gartenschläfer in Hessen

Im Main-Taunus-Kreis sowie entlang Rhein und Main ist der Gartenschläfer Kulturfolger und vor allem im Siedlungsraum stellenweise recht häufig anzutreffen. Städte haben damit einen hohen Stellenwert für den Erhalt und die Wiederausbreitung der Art. Generell hat der Bestand des Gartenschläfers deutschlandweit, vor allem aber in den östlichen Verbreitungsgebieten Deutschlands, über die letzten Jahrzehnte stark abgenommen. Die möglichen Ursachen dieses Rückgangs wurden seit 2018 mithilfe vieler freiwilliger Bürgerwissenschaftlerinnen und Bürgerwissenschaftler erforscht, sodass seit 2022 gezielte Schutzmaßnahmen umgesetzt werden können. Das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert. Der Gartenschläfer ist eine sogenannte ‚Verantwortungsart‘. Ein großer Teil seines Verbreitungsgebietes liegt hier, sodass Deutschland für den Erhalt der Schlafmaus in hohem Maße verantwortlich ist. Die Erforschung ihres Verschwindens ist damit Teil der nationalen Anstrengungen für den Schutz der biologischen Vielfalt in Deutschland.

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