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Pressemitteilung

Jubiläumsfeier 40 Jahre BUND Landesverband Hessen e.V. am Samstag, den 22. Oktober 2016 im Südbahnhof in Frankfurt a.M.

24. Oktober 2016 | BUND, BUNDintern

Ein besonderer Festakt mit Festrede „40 Jahre BUND in Hessen – Ein umwelt- und naturschutzpolitischer Rückblick” und weiteren Beiträgen.

Friedrich von Wangenheim, erster Vorsitzender des BUND Hessen im Jahr 1976, mit BUND Bundesvorsitzendem Hubert Weiger (Foto: Niko Martin) Friedrich von Wangenheim, erster Vorsitzender des BUND Hessen im Jahr 1976, mit BUND Bundesvorsitzendem Hubert Weiger (Foto: Niko Martin)  (Foto: Niko Martin)

Der hessische Landesverband des BUND feierte am Samstag, den 22. Oktober 2016, sein 40-jähriges Bestehen mit 250 Gästen, darunter Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Verwaltung und Verbänden und mit einem Konzert vieler namhafter Künstlerinnen und Künstler auf der Bühne.

Die Grüße von Umweltministerin Priska Hinz übermittelte Dr. Christian Hey, Leiter der Abteilung Klimaschutz, nachhaltige Stadtentwicklung, biologische Vielfalt im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Er stellte fest, dass im Hinblick auf die großen Megatrends wie Klimaerwärmung oder Verlust der Artenvielfalt auf Internationalen Konferenzen zwar oft Konsens darüber herrsche, dass unsere Lebensweise nicht zukunftsfähig sei, weil so getan werde als hätten wir mehrere Planeten zur Verfügung. Aber in der Umsetzung würden sich die hehren Ziele am Widerstand all derer brechen, die die enormen Chancen des Wandels nicht begreifen könnten und wollten. Der BUND ist und bleibt für Dr. Hey unverzichtbar, weil er deutlich mache, dass der Wandel tiefer reichen müsse, als einzelne technische Innovationen, auch wenn diese unverzichtbar sein mögen. Es sei gerade das Markenzeichen des BUND, dass er eine politische Ökologie vertrete und sich glaubhaft dafür einsetze, dass der Wandel Fragen nach unserem Wirtschaftsmodell, unseren Lebensstilen und nach Gerechtigkeit beantworten müsse. Auch wenn alle die Defizite nur zu gut kennen und wüssten, dass sie sich nicht sofort beheben ließen, sei es um so wichtiger, dass der BUND dafür eintrete, dass aus der Erkenntnis auch Taten folgen. Die hessische Umweltpolitik benötige einen starken, einen professionellen, einen sachkompetenten BUND.

Landesvorstandsmitglied Jörg Nitsch beschrieb in seiner Festrede „40 Jahre BUND in Hessen - Ein umwelt- und naturschutzpolitischer Rückblick“ die Entwicklung des BUND Hessen zu einem heute 30.000 Unterstützer starken, in Öffentlichkeit und Politik glaubwürdigen, immer an der Sache und an Lösungen orientierten Verband. Er erinnerte an viele natur- und umweltschutzpolitische Erfolge, so erhielt die Rhön den Status eines Biosphärenreservats, die Hanauer Nuklearbetriebe ALKEM und NUKEM wurden stillgelegt, die als Mülldeponie vorgesehene Grube Messel wurde aufgrund der bedeutenden Fossilienfunde zum Welterbe der UNESCO ernannt, das Atomkraftwerk Biblis abgeschaltet, auf den Bau eines Kohlekraftwerksblocks 6 am Standort Staudinger verzichtet und in der Region Kellerwald-Edersee der erste hessische Nationalpark eingerichtet. Doch, so Jörg Nitsch, wäre ein Rückblick unvollständig, wenn der letztlich leider nicht erfolgreiche Widerstand gegen die Erweiterungen des Frankfurter Flughafens unerwähnt bliebe. Eine breite Bürgerbewegung konnte in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts die Startbahn 18 West ebenso wenig verhindern wie später den Bau der 3. Landebahn. Beide Planungen seien Beispiele für eine Politik auf Kosten der Natur und des Schutzbedürfnisses vieler hunderttausender Menschen vor gesundheitsgefährdenden Lärmbelastungen. Seit seiner Gründung habe der BUND sich auch in die Diskussionen um eine Energiewende eingebracht, die zunächst geprägt war von den Auseinandersetzungen um die Atomkraft, später dann auch um die Kohle und heute konkret mit der Fragestellung Naturschutz contra Erneuerbare Energien vor dem Hintergrund des spürbar stattfindenden Klimawandels.

In seinem Grußwort hob der Bundesvorsitzende des BUND, Prof. Dr. Hubert Weiger, hervor, dass der BUND seit vierzig Jahren ein wichtiges gesellschaftliches Regulativ sei, weil er den nicht zukunftsfähigen Ressourcenverbrauch kritisiere und dringend erforderliche Maßnahmen z.B. zur Rettung der Artenvielfalt und zum Schutz des Klimas fordere. Dazu gehöre für den BUND die Diskussion um eine andere Wirtschaftspolitik, die sich viel stärker Gemeinwohlinteressen verpflichtet fühlen müsse als reinen Wirtschaftsinteressen, die auf kurzfristige Profite setzen. Der BUND Hessen habe seine Forderungen oft aus einer Minderheitenposition heraus kämpferisch vorgetragen und sich nicht gescheut, Konflikte mit den „Mächtigen“ einzugehen. Beispiele seien der Widerstand gegen die Atomkraftnutzung, der mehr als 30 Jahre währende Einsatz gegen die Erweiterung des Frankfurter Flughafens, der erfolgreiche Kampf gegen ein neues Kohlekraftwerk am Standort Staudinger oder aktuell das Beispiel des Weltkonzerns K+S, wo wir erleben müssten, dass der Umweltschutz heute immer noch gern zum Sündenbock für den Verlust von Arbeitsplätzen gemacht werde. Hubert Weiger dankte dem BUND Hessen ausdrücklich für sein Durchhalten in verschiedenen Auseinandersetzungen um Autobahnplanungen in Nord- und Mittelhessen, auch wenn seinen Verbandsklagen höchstrichterlich kein Erfolg beschieden war. Als zukunftsweisend für den BUND benannte er eine stärkere Verknüpfung der ökologischen mit der sozialen Frage. Das breite gesellschaftliche Bündnis von Umweltverbänden, Gewerkschaften, Sozialverbänden und Kirchen gegen die Freihandelsabkommen TTIP und CETA, das am 17. September 2016 in sieben Städten 320.000 Menschen auf die Straße gebracht hatte, die sich für einen fairen Welthandel aussprachen, sei dafür ein sichtbares Zeichen. Als Dank für die 40-jährige Arbeit der vielen Aktiven im BUND in Hessen überreichte Hubert Weiger einen „Aktionsscheck“ des Bundesverbandes verbunden mit den besten Wünschen für eine erfolgreiche Zukunft des Landesverbandes.

Im Gespräch mit Dr. Werner Neumann, Schatzmeister des BUND, erinnerte Friedrich von Wangenheim, der 1976 zum ersten Landesvorsitzenden des BUND gewählt wurde und dieses Amt zwei Jahre innehatte, daran, dass eine wesentliche Motivation zur Gründung des BUND Hessen die immensen Umweltfolgen aufgrund der damaligen Industrie- und Wirtschaftspolitik waren. Das Buch „Ein Planet wird geplündert“ von Herbert Gruhl , der Mitbegründer des BUND in Hessen war, war für ihn der Anlass, sich mit einer Gruppe Gleichgesinnter zusammen zu tun, um angesichts global wachsender Umweltprobleme konkret etwas zu tun. Die Programmatik der Gründungserklärung, dass „die Probleme durch die Ausdehnung der Städte und das Anwachsen der Industrie so gelöst werden müssen, dass die Schädigungen des ökologischen Gleichgewichts von vornherein ausschließen“, sei heute noch voll gültig.

Für Carolin Lotter, Mitglied im Vorstand der hessischen und der Bundes-BUND-Jugend, ist besonders wichtig, dass der BUND sich offen zeige für das Thema einer sozial-ökologischen Transformation der Gesellschaft und sich mit Themen wie globale Verantwortung und Suffizienz beschäftige. Für sie als jungem Menschen werden prognostizierte Katastrophen, die beispielsweise mit der Klimaerwärmung verbunden sind, Realität werden, umso wichtiger sei es, sich gemeinsam für erneuerbare Energien und eine ökologisch verträgliche Ernährung einzusetzen.

Begeistert waren die Gäste vom abwechslungsreichen Bühnenprogramm mit der Rhythmus-Gruppe Fusão do Samba, der Anton le Goff Band, dem Münchner Kabarettisten Ecco Meineke, Sabine Fischmann, Ali Neander und Anselm Wild sowie der Anselm Wild-Band zum Abschluss eines gelungenen Abends. Alle Künstlerinnen und Künstler hatten ein speziell für diesen Abend erstelltes Programm präsentiert, welches somit als Unikat in die BUND-Geschichte eingehen wird.
 

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