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Pressemitteilung

Erörterungstermin zum beantragten Abbau des AKW Biblis: BUND kritisiert die Unvollständigkeit der Unterlagen und sieht erhebliche Unfallrisiken – Antrag muss grundlegend überarbeitet und nachgebessert werden

11. November 2014 | Atomkraft

Gefahrenpotential: 60.000 Tonnen radioaktiv belasteten Materials sollen undeklariert in die Umwelt und in Stoffkreisläufe freigegeben werden.

AKW Biblis und Absperrband mit der Aufschrift „Radioaktiv” und dem Warnzeichen „Warnung vor radioaktiven Stoffen oder ionisierenden Strahlen”. Das Band wurde während einer Protestaktion angebracht. (Foto: Niko Martin) AKW Biblis (Foto: Niko Martin)

Der hessische Landesverband des BUND begrüßt, dass das AKW Biblis abgeschaltet ist und RWE den Abbau der beiden Reaktorblöcke plant. Allerdings sieht der BUND ein erhebliches Gefahrenpotential, das insbesondere aufgrund der weiteren Lagerung von insgesamt 946 Brennelementen in beiden Reaktoren in offenen Nasslagerbecken besteht, die ständig gekühlt werden müssen.

Dr. Werner Neumann, Sprecher des BUND-Bundesarbeitskreises Energie und Sachverständiger im Erörterungstermin: „Fällt die Kühlung eines Nasslagerbeckens aus, kann auch jetzt noch ein Störfall mit immensen Auswirkungen und radioaktiver Verseuchung des ganzen Rhein-Main-Neckar-Raums erfolgen. Die Ausführungen von RWE in den Antragsunterlagen zu den Kühl- und Sicherheitssystemen sind unklar und widersprüchlich.”

Ein großes Problem und Gesundheitsrisiko sieht der BUND darin, dass beim geplanten Abbau der Reaktorblöcke 60.000 Tonnen radioaktiv belasteten Materials undeklariert in die Umwelt und in Stoffkreisläufe freigegeben werden sollen.

Dr. Neumann: „Riesige Mengen von Radioaktivität mit einer Aktivität von hunderten Billionen Becquerel werden dann auf Alltagsgegenstände verteilt, kommen aus der Abluft von Müllverbrennungsanlagen oder werden in Gebäude, Straßen und Sportplätze als Recyclingmaterial eingebaut, und niemand weiß wo.”

Der BUND stellt fest, dass hierbei die Grenzwerte zur Freigabe dieses belasteten Materials um bis zum 1000-fachen zu hoch angesetzt wurden. Die Risiken würden unterschätzt – die Methodik sei fehlerhaft – die Messungen seien unsicher. Deshalb könne das Schutzziel für die Bevölkerung nicht eingehalten werden.

Ein weiteres erhebliches Sicherheitsrisiko sieht der BUND in der Lagerung von weiteren 969 Brennelementen in 51 CASTOR Behältern in einem Zwischenlager, das nicht den größtmöglichen Schutz vor allem gegen Flugzeugabstürze und Terrorangriffe aufweist und deshalb nachgerüstet werden müsste.

Dr. Neumann: „Angesichts dieser für noch einen langen Zeitraum bestehenden hohen Gefahren ist eine grundlegende Ausweitung der Notfallschutzes erforderlich. Der Katastrophenschutz muss von einem Radius von 10 km auf über 100 km ausgedehnt werden. Dies fordert auch die Strahlenschutzkommission der Bundesregierung nach den Erfahrungen von Fukushima. Die Hessische Landesregierung muss hier endlich handeln.”

Der BUND hat eine umfassende Stellungnahme zu den Antragsunterlagen von RWE zum Abbau der beiden Reaktorblöcke des AKW Biblis erstellt. Festzustellen sei, dass die Unterlagen völlig unzureichend sind, viele Informationen fehlen oder widersprüchlich sind.

Kritisch sieht der BUND auch, dass RWE bisher noch nicht verbindlich erklärt hat, die Anlagen endgültig stillzulegen. Dies solle von der Genehmigung des Umweltministeriums abhängig gemacht werden, aber nur wenn diese dem AKW-Betreiber „genehm” sei. Der BUND fragt, wer hier eigentlich wem die Vorgaben macht.

Hermann Maxeiner, BUND-Vorstandssprecher: „Der BUND fordert Umweltministerin Priska Hinz auf, das Versprechen nach mehr Transparenz einzulösen. Aufgrund der völlig unzureichenden Unterlagen und der geplanten Freisetzung immenser Mengen von Radioaktivität durch den Abbau darf der von RWE vorgelegte  Antrag nichtgenehmigt werden. Vielmehr muss RWE aufgefordert werden, die Antragsunterlagen grundlegend zu überarbeiten und nachzubessern.”
 

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