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Pressemitteilung

BUND kritisiert Zustände im Forstamt Jossgrund

29. Januar 2016 | Wälder

Massive Schälschäden durch Überbesatz an Rothirschen vernichten wertvollen Staatswald im Hessischen Forstamt Jossgrund.

Rudel Hirsche auf Wiese (Foto: E. Sonneborn) und Bonsai-Wald westlich von Oberndorf (Foto: M. Kunkel) Rudel Hirsche auf Wiese (Foto: E. Sonneborn) und Bonsai-Wald westlich von Oberndorf (Foto: M. Kunkel)  (Foto: E. Sonneborn)

Im heute vom BUND Bundesverband veröffentlichten „Waldreport 2016” ist die Wald-Wild-Problematik im hessischen Forstamt Jossgrund ein herausgehobenes Beispiel fehlgeleiteter forstlicher Bewirtschaftung zugunsten der Jagd im Staatswald. Der Landesverband Hessen des BUND hat dies als Negativbeispiel zum Waldreport 2016 beigesteuert und für Hessen ausführlicher ausgearbeitet.

„Die Zustände im Forstamt Jossgrund sind seit Jahrzehnten inakzeptabel” fasst Jörg Nitsch vom Landesvorstand des BUND Hessen die Studie „Der Rotwildskandal im Forstamt Jossgrund” zusammen. Die Studie, die auf der Grundlage intensiver Untersuchungen im gesamten Forstamtsbereich erstellt wurde, zeigt massive Missstände in der Rotwildbewirtschaftung auf. Diese führen zu teilweise katastrophalen Schäden in den dortigen Staatswaldflächen.

Der Autor der Studie, Michael Kunkel, kommt aus dem bayerischen Teil des Spessarts und ist einer der besten Kenner des gesamten Mittelgebirges. Er hat in wochenlanger Geländeerkundung Fakten zusammengetragen und dokumentiert. Im Vergleich zu Bayern spricht er davon, dass „die Zustände im hessischen Spessart bisher nicht gekannte Zerstörungen in den Wäldern aufweisen. Dies gilt in gleicher Weise für Laub- und Nadelholzbestände”.

Der BUND kritisiert, dass im Forstamt Jossgrund seit Jahrzehnten nach dem Motto „Wild vor Wald” gewirtschaftet wird. Dies führt in den Waldbeständen zu massiven und großflächigen Schäden an Laub- und Nadelbäumen. Mangels ausreichender Nahrung für die überhöhten Rotwildpopulationen fressen die Tiere im Sommer und Winter die Rinde der Bäume. Dadurch gelangen Pilze ins Holz und zerstören die Bäume, die oftmals an den befallenen Stellen abknicken und z.T. bestandsweise zusammenbrechen. Gleichzeitig erfolgt ein massiver Verbiss an den jungen Bäumen, die oft nur noch Bonsai-Wuchsformen erreichen.

Durch eine derart fehlgeleitete Rotwildbewirtschaftung gehen die ökologischen Qualitäten der Wälder verloren. Ausreichend Alt- und Totholz im Laubwald fehlen fast auf der gesamten Fläche. Die weit überwiegenden Nadelholzbestände stellen zudem eine Fehlbestockung zu Lasten des dort standortheimischen Laubholzes dar. In die verbliebenen Altbestände insbesondere der Buche wird zudem gezielt die Douglasie gepflanzt, wodurch der Laubholzanteil weiter verringert wird.

„Es ist nicht akzeptabel, dass im Forstamt Jossgrund derart gravierend gegen die waldbaulichen Grundsätze, die sich der Landesbetrieb Hessen-Forst selbst gegeben hat, verstoßen wird” erläutert Jörg Nitsch die Kritik des BUND. „Wir verlangen eine drastische Kehrtwende unter der Maßgabe „Wald vor Wild” und ein Umsteuern zu deutlich mehr Laubwaldanteilen im Bereich des Forstamtes Jossgrund”.

Dass es auch anders geht, belegen die Beispiele aus Bayern, aber auch aus den direkt benachbarten kommunalen Wäldern, z. B. in Bad Orb. Dort werden im Vergleich gut doppelt so viele Hirsche pro 100 Hektar geschossen. Gleichzeitig finden sich dort keine derart eklatanten Waldschäden wie sie im Staatswald dokumentiert werden konnten. „Hier muss von der Landesbetriebsleitung im Landesbetrieb Hessen-Forst und vom Umweltministerium schnellstens die Reißleine gezogen werden. Ansonsten wird weiterhin Staatsvermögen in Millionenhöhe vernichtet und der Naturschutz bleibt im Forstamt weiter auf der Strecke” untermauert Jörg Nitsch die BUND-Kritik.

Der BUND fordert für den Forstamtsbereich Jossgrund eine waldverträgliche Rothirschpopulation insbesondere auch im Staatswald und eine langfristig orientierte deutliche Anhebung des Laubwaldanteils. Dies ist Voraussetzung für stabilere Waldbestände, die gleichzeitig die Gemeinwohlfunktionen des Waldes erfüllen können.

Abschließend weist der BUND noch darauf hin, dass es wohl auch kein Zufall ist, dass im Forstamt Jossgrund die geringste Quote aller hessischen Forstämter an sogenannten „Kernflächen” für den Naturschutz zu finden ist. Diese werden im Rahmen der Umsetzung der Naturschutzleitlinie für den Staatswald ausgewiesen, um dann nutzungsfrei für mehr Alt- und Totholz in den Beständen zu sorgen und damit dem Naturschutz auch im Forstbetrieb einen ausreichenden Raum zu gewähren. Auch hier gilt es massiv nachzubessern.

Interessenten können auf den Seiten www.spessart-wald.de und www.bund-hessen.de die Studie sowie Bilddokumentationen dazu herunterladen.
 

Bilddokumentation

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