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Pressemitteilung

Bitte mehr davon: Landwirtschaft, Naturschutz, Ernährung und Klimaschutz zusammen stärken

28. Juni 2023 | Landwirtschaft, Klimawandel

Die hessische Allianz für die Agrar- und Ernährungswende begrüßt den Setzpunkt „Landwirtschaftsförderung praxisnah und an den Herausforderungen des Arten- und Klimaschutzes ausrichten“ der Grünen im hessischen Landtag, darunter besonders die Pläne zum Humusaufbau.

Für den heutigen Mittwoch hat die Partei Bündnis 90/Die Grünen den Setzpunkt „Landwirtschaftsförderung praxisnah und an den Herausforderungen des Arten- und Klimaschutzes ausrichten“ für das Plenum des hessischen Landtags angekündigt. Die hessische Allianz für die Agrar- und Ernährungswende begrüßt dies ausdrücklich. Zudem spricht sie ihre volle Unterstützung für die darin vorgeschlagene Förderung von Humusaufbau im Rahmen eines neuen Moduls im Hessischen Agrar- und Landschaftsprogramm „HALM“ aus.

Dr. Susanne v. Münchhausen (Netzwerk der hessischen Ernährungsräte) sagte: „Es besteht wissenschaftlich und in weiten Teilen der Gesellschaft Konsens darüber, dass der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität Krisen darstellen, deren Gefährlichkeit nicht hoch genug einzuschätzen sind. Diese Krisen bedrohen unsere Ernährungssicherheit und den Lebensraum auf dieser Erde massiv1. Es besteht somit dringender Handlungsbedarf diesen Krisen auf allen Ebenen zu begegnen. Im Setzpunkt der Grünen sehen wir einen richtigen Vorschlag im Bereich der Landwirtschaft für das Land Hessen.“

Jörg Nitsch (BUND Hessen) ergänzte: „Es ist wichtig, dass in der Politik erkannt wird, dass die biologische Vielfalt die Grundlage unseres Wohlergehens ist. Daher ist es auch dringend dafür zu sorgen, dass der Erhalt und die Förderung der Biodiversität in die politischen Leitlinien und Förderprogramme zentral eingebunden werden.“

In der Pressemitteilung zum Setzpunkt heißt es u.a. „Den Erfordernissen des Klimaschutzes Rechnung zu tragen und sich gleichzeitig an die durch den Klimawandel zunehmenden Wetterextreme anzupassen, sind immense Herausforderungen.“ Und weiter: „Mit dem Modul ‚Humusaufbau‘ wollen wir dabei ein innovatives Förderprodukt an den Start bringen.“

Auf diesen Passus ging Tim Treis (Vereinigung Ökologischer Landbau in Hessen e. V.) ein: „Ja, die Herausforderung sind immens. Umso wichtiger ist es, dass wir uns ihnen stellen. Aus Sicht des Ökolandbaus ist die Einführung eines Humusmoduls in Hessen eine sehr gute Möglichkeit, um den Anbau von ‚lebenswichtigen‘ – in Anbetracht unserer massiven ökologischen Probleme ist der Ausdruck nicht übertrieben – Kulturen wie Luzerne-Kleegras-Gemengen in die Fläche bringen kann. Denn mit diesen Kulturen in der Fruchtfolge können wir Humus gut aufbauen. Das bedeutet in der Praxis: Stickstofflieferung durch natürliche Prozesse, längerfristige Speicherung von CO2 im Boden und Steigerung der Bodenfruchtbarkeit. Oder anders gesagt: ein großer Schritt in Richtung ressourcenschonender und klimafreundlicher Landwirtschaft.“

Aus Sicht von Treis würde die Förderung von Humusaufbau durch das Land einen weiteren wichtigen Vorteil mit sich bringen: „Durch ein Humusmodul im Rahmen des HALM können konventionelle Betriebe bspw. den Anbau von Mais durch den Anbau von Kleegras ersetzen. Sie nähern sich damit einer „Öko-Fruchtfolge“ an, sammeln damit Erfahrung, ohne aber direkt umstellen zu müssen.“

Oliver Diehl (Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft Hessen) stellte einen anderen Aspekt zum Thema Humus in den Mittelpunkt: „Humus trägt durch die Erhöhung der Stabilität der Bodenteilchen zur Minderung von Verschlämmung und Erosion bei. Gleichzeitig gibt es unter stabilen Bodenverhältnissen ausreichend großen Poren im Oberboden, die Wasser einsickern lassen und speichern können. In Zeiten des Klimawandels, ist der gezielte Humusaufbau somit sehr wichtig für die Landwirtschaft und die Gesellschaft insgesamt. In diesem Sommer machen uns Bäuerinnen und Bauern die Trockenperioden und Starkregenereignisse die Arbeit nicht leicht. Wer unter diesen Umständen nicht die richtige Anbauplanung gemacht hat, riskiert buchstäblich den Ackerboden unter den Füßen zu verlieren. Die Förderung von Humusaufbau hilft gegenzusteuern und die Risiken deutlich zu verringern.“

Die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz e. V. (HGON) stellten heraus, dass durch ein Modul ‚Humusaufbau‘ im HALM auch ein wichtiger Beitrag zum Vorhaben „Insektenschutz mit der Landwirtschaft“ geleistet werden könne: „Im Rahmen der „Kooperationsvereinbarung Landwirtschaft und Naturschutz in Hessen“ haben wir die „Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent“ vereinbart. Eine der effektivsten Stellschrauben zur Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes sehen wir weiterhin in der Förderung einer diesbezüglich zielführenden Fruchtfolge. Ein Modul zum Humusaufbau hat aus unserer Sicht das entsprechende Potential, denn humusreiche Böden und vielfältige Kulturen sind Grundlage für die Artenvielfalt im Offenland.“

Für die hessische Allianz für die Agrar- und Ernährungswende ist insgesamt klar: Die Landwirtschaftsförderung an den Herausforderungen des Arten- und Klimaschutzes ausrichten ist ein richtiger Schritt. Und: Ein nächster Schritt soll folgen: Die entsprechende Ausrichtung aller weiterer Förderprogramme in Hessen.

Diese vielversprechende Erweiterung des Förderprogramms HALM zeigt zudem sehr deutlich, wie wichtig es ist, dass die Bereiche Landwirtschaft und Naturschutz unter dem Dach eines Ministeriums in Hessen vereint bleiben. Die jüngsten Vorschläge zur Teilung des HMUKLV würden künstlich gerade die Abteilungen teilen, die im Sinne des Klima- und Artenschutzes und der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit nachhaltiger Landnutzung Hand in Hand arbeiten müssen.


Bei Fragen zu dieser Pressemeldung stehen für Rückfragen gern bereit:


1 Aus der Stellungnahme von Antonio Guterres, UN Generalsekretär, 18. Mai 2022

 

Pressestelle BUND Hessen

Lynn Sophie Anders
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