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Pressemitteilung

Fotofallen belegen Luchse im Werra-Meißner-Kreis

18. Februar 2013 | Naturschutz

Im AK Hessenluchs arbeiten engagierte Naturschützer, Forstleute und Jäger aus den verschiedensten Verbänden zusammen. Ziel des AK ist eine sachgerechte Information über den Luchs in Hessen.

Luchsnachweis mittels Fotofalle in der Nacht (AK Hessenluchs / Hessen-Forst) Luchsnachweis mittels Fotofalle in der Nacht (AK Hessenluchs / Hessen-Forst)

Das gemeinsame Fotofallen-Monitoring des Arbeitskreises Hessenluchs (AK) und von Hessen-Forst war auch im zweiten Jahr erfolgreich. „Das wichtigste neue Ergebnis: Der hessische Luchs-„Hotspot” ist größer als bisher belegt und reicht weit in den Werra-Meißner-Kreis hinein”, erklärt Thomas Norgall, einer der Koordinatoren des AKes Hessenluchs und Naturschutzreferent des hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Unser langer Atem hat sich gelohnt”, freut sich Ralf Meusel von Hessen-Forst, der die Fotofallen im Forstamt Hessisch Lichtenau betreut und regelmäßig auswertet. „Gut, dass wir uns von der anfänglichen „Kamerascheu der Pinselohren” nicht entmutigen ließen. Nun haben wir gleich an zwei Stellen zweifelsfreie Fotonachweise unserer größten heimischen Katzenart”, ergänzt Forstamtsleiter Matthias Dumm.

Zwar wurden bereits im Winter 2011/2012 rund um den Meißner drei Luchsfährten dokumentiert und schon seit Jahren werden Luchse im Werra-Meißner-Kreis und auch im Umfeld von Hessisch Lichtenau beobachtet. Doch bis der lang ersehnte wissenschaftlich zweifelsfreie Foto-Nachweis gelang war es noch ein weiter Weg und viel Arbeit.
Dann endlich liefen am 20.09.2012 morgens um 4:35 Uhr und kurz darauf am 06.11.2012 abends in der Dämmerung um 17:18 Uhr je ein Luchs vor die Linsen der Fotofallen.
 

Anzahl der Luchse unklar

In Verbindung mit Beobachtungen und weiteren Fotos von Privatpersonen aus dem letzten Winter steht nun fest, dass der schon länger beschriebene „Hotspot“ in Riedforst und Söhre weiter nach Osten bis tief in den Werra-Meißner-Kreis hineinreicht. Die erhoffte individuelle Erkennung der Luchse gelang leider nicht, weil die fotografierten Luchse nahezu ungefleckt sind. Damit ist weiterhin unklar, wie viele Luchse im „Hotspot” zu Hause sind. „Auf Grund der großen Reviere können aber selbst in den weitläufigen Waldgebieten von Söhre und Riedforst nur wenige Einzeltiere auf Dauer leben”, verdeutlicht Diplom-Biologin Martina Denk, die den Fotofallenbericht 2012 erstellte. So wurde im ältesten Luchsgebiet Deutschlands, dem Bayerischen Wald, aktuell eine Dichte von nur 0,43 selbstständigen Luchsen auf 100 Quadratkilometern ermittelt. Aus der Schweiz sind Bestandesdichten von ein bis zwei selbstständigen Luchsen auf 100 Quadratkilometern bekannt.
 

Autobahnen sind gefährlich

Der Totfund eines jungen Luchses an der A44 westlich Kassel im letzten Jahr machte deutlich, dass der Luchs nur dann in Deutschland dauerhaft eine Chance hat, wenn er sich an die heutige hohe Verkehrsdichte anpasst. Hessen-Forst und der AK Hessenluchs sind deshalb froh, dass die Bundesregierung am 29.02.2012 das „Bundesprogramm Wiedervernetzung” beschlossen hat. Auch die hessische Umweltministerin Lucia Puttrich (CDU) bezeichnete die Verbesserung der Durchgängigkeit der Landschaft mit Hilfe von Grünbrücken und Durchlässen an Autobahnen, den Ausbau des vom BUND angestoßenen Wildkatzen-Wegenetzes und die Biotopverbundplanung als wichtige und notwendige Schritte.
 

Luchs fühlt sich in den naturnah bewirtschafteten Wäldern wohl

Für Hessen-Forst und den AK Hessenluchs steht im Ergebnis fest: Die Präsenz der Luchsexperten vor Ort und ihre fachliche Begleitung der öffentlichen Diskussion, das Fotofallen-Monitoring und das Meldewesen waren die Grundlage für eine „reibungsarme” Rückkehr des Luchses in den Werra-Meißner Kreis. Der Luchs wird von vielen Menschen in der Region begrüßt und auch von Kritikern geduldet. Der Waldbesucher, der das Glück hat einen Luchs zu sehen, verhält sich mit dem notwendigen Respekt.
„Wir freuen uns, dass sich der Luchs in unseren Wäldern wohl fühlt und auf einem guten Weg ist, hier heimisch zu werden”, so Forstamtsleiter Dumm. Sein Forstamt Hessisch Lichtenau will weiterhin die Akzeptanz dieser besonders geschützten Tierart in der Region fördern und die weitere Ansiedlung des Luchses mit seiner Arbeit fachlich fundiert unterstützen.
 

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Hintergrund-Informationen

Das Fotofallen-Projekt

Das Fotofallen-Projekt von AK Hessenluchs und Hessen-Forst begann im Mai 2011 und soll unter Beachtung der Datenschutzbestimmungen fortgesetzt werden. Die Methode entspricht einer Vereinbarung zwischen den Bundesländern und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) und ist für das Luchs-Monitoring in Deutschland unverzichtbar. Die Ergebnisse sind Bestandteil der nationalen Berichterstattung zu der Deutschland nach der Flora-Fauna-Habitat Richtlinie (FFH-Richtlinie) verpflichtet ist. Bisher gelangen in zwei Untersuchungsjahren immerhin 15 wissenschaftlich belastbare Fotonachweise. Insgesamt 53 Spezialkameras wurden in den Waldgebieten der Forstämter Melsungen und Hessisch Lichtenau sowie im Rheingau-Taunus-Kreis im Einsatz aufgestellt. Einige Fallen fielen durch technische Defekte aus. Immer wieder werden auch Fallen gestohlen. Im Forstamt Melsungen, in dem 27 Fotofallen eingesetzt waren, endete die Untersuchung im Herbst 2012. Derzeit laufen Abstimmungen über neue Standorte.
Das Projekt ist ein erfolgreiches Kooperationsprojekt zwischen dem Land Hessen ─ vertreten durch Hessen-Forst ─ und dem ehrenamtlichen Naturschutz. Innerhalb der Naturschutzverbände ist der BUND Hessen der wichtigste Partner. Er gab den Anstoß zum Fotofallen-Projekt und finanzierte bisher 27 Fotofallen sowie die Berichterstellung aus Spendenmitteln. Weitere Fotofallen wurden dem AK Hessenluchs vom NABU Hessen und der „Bürgerstiftung UnserLand! Rheingau und Taunus” zur Verfügung gestellt. Die zeitaufwendige Kontrolle der Fotofallen wird in den Forstämtern Melsungen und Hessisch-Lichtenau von Forstbeamten vorgenommen, die zugleich als Luchsbeauftragte im AK Hessenluchs engagiert sind.
 

Arbeitskreis Hessenluchs

Im AK Hessenluchs arbeiten engagierte Naturschützer, Forstleute und Jäger aus den verschiedensten Verbänden zusammen. Ziel des AK ist eine sachgerechte Information über den Luchs in Hessen. Dies soll durch Informationsveranstaltungen, Fachtagungen und Presse-Arbeit erreicht werden. Arbeitsgrundlage sind die Belege für das Vorkommen des Luchses in Hessen (Fotofallen-Nachweise, Fährten und andere Nachweise), die vom AK gesammelt und in einem hessenweiten Luchsregister zusammengeführt werden.
Der AK Hessenluchs konstituierte sich im Mai 2004 auf Initiative des Ökologischen Jagdvereins Hessen (ÖJV) und des BUND für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, Landesverband Hessen (BUND). Weitere tragende Organisationen sind z. B. die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft Hessen (ANW), der Bund Deutscher Forstleute (BDF), die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), der Naturschutzbund Hessen (NABU) und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Hessen (SDW) sowie der Landesbetrieb Hessen-Forst. Der AK steht in engem Arbeitskontakt mit dem Luchs-Hegering Vogelsberg, einer regionalen Initiative von engagierten Jägerinnen und Jägern. Er kooperiert mit dem hessischen Ministerium für Umwelt, dem Forschungsinstitut Senckenberg und dem Landesjagdverband.
 

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