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Sticht nur manchmal und nicht jeden: Der Stichling

Der Dreistachlige Stichling (Gasterosteus aculeatus) ist ein kleiner Fisch (er wird maximal 10 cm lang), der in allen Gewässern vorkommt und selbst küstennahes Salz- und Brackwasser nicht meidet. Seinen Namen verdankt er den zu drei Stacheln zusammengewachsenen Flossenstrahlen der Rückenflosse. Und auch die paarigen Bauchflossen sind zu Stacheln umgebildet. Mit diesen Stacheln kann sich der kleine Fisch vor dem Angriff größerer Fressfeinde in gewissem Umfang schützen, indem er beispielsweise einer Forelle, die gerade zupacken will, mit abgespreizten Stacheln das Zubeißen verleidet.

Dem Pinzettengriff eines Eisvogel- oder Zwergtaucherschnabels kann dieser Abwehrmechanismus allerdings nichts anhaben, schon gar nicht einem Graureiher. Der Stichling hat also eine ganze Reihe von Fressfeinden, ist aber selbst auch ein Beutegreifer, der sich von Kleinkrebsen, Würmern und Insektenlarven ernährt.

Fehlt in keinem Biologie-Lehrbuch

Obwohl wirtschaftlich unbedeutend ist der Stichling zur Berühmtheit geworden, die in keinem Biologie-Lehrbuch fehlt. Das hat er seinem außergewöhnlichen Fortpflanzungsverhalten zu verdanken, das schon früh die Aufmerksamkeit von Verhaltensforschern auf sich gezogen hat. Während der Herbst- und Wintermonate ist der Stichling ein unscheinbar gefärbter Schwarmfisch, der sich eher im tieferen Wasser aufhält. Das ändert sich mit den länger werdenden Tagen und der höher werdenden Wassertemperatur gänzlich. Die Männchen suchen flache Ufergewässer mit reichlich Vegetation auf und bekommen eine intensiv rot gefärbte Bauchseite und werden am Kopf und Rücken türkisblau. In Revierkämpfen grenzen sie Areale gegeneinander ab, in denen sie aus Pflanzenteilen ein walzenförmiges Nest mit Ein- und Ausgang auf dem sandigen Boden bauen.

Kurze Zeit später spielt sich auch bei den Weibchen eine Veränderung ab dergestalt, dass der Laich in ihrem Körper heranreift und ihnen einen dicken Bauch beschert. Gelangt ein solches Weibchen in das Revier eines Männchens, eröffnet das Männchen die Balz mit ruckartigen Schwimmbewegungen, dem so genannten Zickzack-Tanz. Am Ende der darauf folgenden Handlungskette schwimmt das Weibchen in das Nest und laicht dort meist einige hundert Eier ab, woraufhin das Männchen ebenfalls in das Nest schlüpft und die Eier besamt. 

Kinderbetreuung ist Sache des Vaters

Während das Weibchen nach dem Fortpflanzungsakt das Revier wieder verlässt, beginnen nun für das Männchen die Vaterpflichten. Ein bis zwei Wochen dauert es bis zum Schlüpfen der Jungen. In dieser Zeit fächelt der Stichling dem Nest mit der Schwanzflosse immer wieder frisches, sauerstoffhaltiges Wasser zu und trägt herausgefallene Eier ins Nest zurück.

Wenn die Jungen dann das erste Mal das Nest verlassen, hält das Männchen sie im Schwarm zusammen und sorgt dafür, dass die lieben Kleinen nach Vollendung des Tagwerks alle wieder brav im Nest landen und sich zur Ruhe begeben. Zu diesem Zweck saugt das Männchen den Nachwuchs in sein Maul und befördert ihn ins Nest. Nach einigen Tagen sind die Jungen dann aber schon selbständig, woraufhin das Stichlingsmännchen die nächste Fortpflanzungsrunde einläutet, was sich je nach Witterungsbedingungen im Frühjahr und Sommer noch zwei- bis dreimal wiederholen kann. 

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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