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Schleiereule mit Beute (Foto: Herwig Winter)
Schleiereule mit Beute (Foto: Herwig Winter) Schleiereule mit Beute (Foto: Herwig Winter)

Die Schleiereule (Tyto alba) verdankt ihren Namen ihrem Federschleier um die Augen. Diesen Gefiederkranz besitzen alle Eulen, doch bei der Schleiereule ist er seidenglänzend weißgrau. Zusammen mit dem schneeweißen Bauch und einem rostgelb-silbergrau melierten Rücken- und Flügelgefieder ist sie unter den heimischen Vögeln die unumstrittene Schönheitskönigin der Nacht. Dabei dient der Schleier gar nicht der Dekoration, sondern er bildet vielmehr eine Art Schalltrichter für die Ohren, die unter den Federn verborgen am Rand des Schleiers hinter den Augen sitzen.

Die Federn des Schleiers können ähnlich wie die Ohrmuscheln von Säugetieren bewegt und in Richtung der Schallquelle ausgerichtet werden. Das verleiht den Eulen das ausgezeichnete Gehör, mit dessen Hilfe sie beispielsweise eine im Gras verborgene Maus aufgrund ihres Raschelns orten und sicher greifen können, ohne sie zu sehen. Beim Greifen kommt den Eulen zusätzlich zugute, dass sie eine Wendezehe besitzen. Von den drei Vorderzehen des befiederten Laufs ist eine frei beweglich und kann auch zur Seite oder nach hinten gerichtet werden, je nachdem, wie die Maus am besten zu packen ist. Und Mäuse stehen auf der Speisekarte der Schleiereulen an erster und oberster Stelle; sie machen mehr als 95 Prozent ihrer Beute aus.

Lautloser Überraschungsangriff

Der Angriff auf die Beute erfolgt völlig lautlos, denn Eulen sind dank einer Spezialkonstruktion an ihren Schwungfedern, einer Zähnelung an den Außenfahnen, zu einem absolut geräuschlosen Flug in der Lage. Man hat deshalb von einer in nächster Nähe vorbeifliegenden Eule auch eher den Eindruck, es handele sich um eine zu groß geratene Fledermaus. 

Als Brutplatz wählt sich die Schleiereule am liebsten Dachstühle von Kirchen oder Scheunen. Sie lebt also mitten unter uns, ist aber ausgesprochen nachtaktiv und kann deshalb nur von aufmerksamen Beobachtern wahrgenommen werden. Ende März lässt sie meist beim Umfliegen ihrer Brutstätte ihren heiseren Balzruf erklingen. Die Brut beginnt im April, doch ist sowohl der Brutbeginn wie auch die Zahl der gelegten Eier wie bei keiner anderen Eule abhängig vom Nahrungsangebot. So kommt es vor, dass Schleiereulen auch einmal mitten im Winter Junge haben und das Gelege, das normalerweise zwischen vier und sieben Eier aufweist, kann auch auf drei Eier reduziert oder über zehn vergrößert werden. Da das Weibchen vom ersten Ei an brütet und der Legeabstand zwei bis drei Tage beträgt, liegt oft ein beträchtlicher Alters- und damit Größenunterschied zwischen dem ältesten und jüngsten Nestling. Bei Nahrungsmangel bleiben dann die Nesthäkchen als erste auf der Strecke.

Schleiereule, ausgefärbter Jungvogel (Foto: Herwig Winter) Schleiereule, ausgefärbter Jungvogel (Foto: Herwig Winter)  (Foto: Herwig Winter)

Wer schnarcht da in der Kirche?

Schleiereule und Turmfalke in Wohngemeinschaft (Foto: Herwig Winter) Schleiereule und Turmfalke in Wohngemeinschaft (Foto: Herwig Winter)

Wenn die Jungen um Futter betteln, lassen sie Schnarchlaute hören, die dem menschlichen Schnarchen zum Verwechseln ähnlich klingen. Schon manches Mal mag der Küster oder Pfarrer von nächtlichen Spaziergängern darauf aufmerksam gemacht worden sein, dass da wohl einer oder gar mehrere in seiner Kirche eingeschlafen seien.

Als unmittelbarer Nachbar der Menschen und dennoch weitgehend im Verborgenen lebend, bietet die Schleiereule natürlich auch den idealen Nährboden für Aberglauben aller Art. An die Tore von Scheunen genagelt, soll sie Unheil abwenden, insbesondere vor Blitzeinschlag und Feuer schützen. Ihr Ruf gilt mancherorts als Todesankündigung, in anderen Regionen wiederum als Signal für eine unmittelbar bevorstehende Geburt.

Leidet unter strengem Winter

Die Bestände der Schleiereule unterliegen starken Schwankungen. Insbesondere bei strengen und lang andauernden Frostperioden brechen die Populationen manchmal flächendeckend zusammen, erholen sich aber in guten Mäusejahren rasch wieder dank der dann reichhaltigen Nachkommenzahl. Ein Problem stellt häufig der Nistplatzmangel dar, nachdem man vielerorts Einfluglöcher in die Dachstühle gegen Tauben vergittert hat. Doch die strengen Schutzmaßnahmen verbunden mit geeigneten Nisthilfen haben in Deutschland dazu beigetragen, den Schleiereulenbestand in den letzten Jahrzehnten zu stabilisieren. 

Mehr Artenportraits?

Herwig Winter freut sich über Rückmeldung: Falls Sie sich ein Portrait zu einer speziellen Tier- oder Pflanzenart wünschen, können Sie das Herwig Winter gerne mitteilen. Vielleicht ein Tier mit Q? – Sie erreichen ihn unter herwig.winter(at)bund.net.  

Bildverwendung

Die Fotografien von Herwig Winter dürfen unter Angabe von „(Foto: Herwig Winter)“ zu nicht‑kommerziellen Zwecken verwendet – allerdings nicht auf anderen Internetseiten veröffentlicht werden. Andere Verwendungszwecke müssen mit Herwig Winter abgesprochen werden. 

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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