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Rebhuhn mit Nachwuchs auf einer Wiese

Das Rebhuhn (Perdix perdix) ist ein klassischer Bewohner offener Landschaften und war ursprünglich in den Steppen und Heidelandschaften Europas und Asiens zuhause. Als die Menschen in Europa sesshaft wurden, folgten ihnen die Rebhühner in die Acker- sowie die namensgebende Rebenlandschaft und konnten sich so in Gegenden ausbreiten, die ursprünglich von mehr oder weniger dichtem Wald bestanden waren. Bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts galt das Rebhuhn als häufige Vogelart. Doch in den letzten rund 50 Jahren ging es steil bergab, der Bestand an Rebhühnern hat seit 1980 in West- und Zentraleuropa um mehr als 90 Prozent abgenommen.
 

Rebhuhn mit Nachwuchs auf einer Wiese Rebhuhn mit Nachwuchs auf Wiese. (Foto: Herwig Winter)  (Foto: Herwig Winter)

Ausgeräumte Agrarlandschaften bieten keine Deckung und keine Nahrung

Rebhühner sind auf eine reichhaltig strukturierte Landschaft angewiesen. Das liegt zum einen daran, dass sie Hecken und Feldraine brauchen, um als Bodenbrüter ihre Nester und sich selbst vor ihren zahlreichen Feinden zu verstecken. Zum anderen benötigen sie eine große Pflanzen- und Kleintiervielfalt als Nahrungsgrundlage. Denn die Rebhühner legen bei ihrer Ernährung Wert auf die Vielseitigkeit. Sie fressen Samen von Gräsern und damit auch von allen Getreidearten ebenso wie grüne Teile von Kräutern, aber auch Spinnen und Kleininsekten wie Käfer und Ameisen sowie Insektenlarven jeglicher Art. In den Ackermonokulturen, die sich in den letzten Jahrzehnten immer weiter ausgebreitet haben und in denen mit Agrochemikalien dafür gesorgt wird, dass Kräuter- und Insektenvielfalt auf der Strecke bleiben, ist auch für das Rebhuhn kein Platz mehr.

Gut getarnt und schnell zu Fuß

Mit ihren rund 30 cm Körperlänge sind Rebhühner nicht größer als Türkentauben. Ihr kompakter Körper lässt sich am besten mit einem einzigen Wort kennzeichnen: Rund. Aus der Ferne erscheinen sie einfach nur grau, doch bei genauem Hinsehen erkennt man die orangebraune Gesichtszeichnung, die kastanienbraune Bänderung der Flanken und den dunkelbraunen, hufeisenförmigen Brustfleck. Den rostroten Schwanz bekommt man meist nur dann zu Gesicht, wenn sich die Vögel im Flug befinden.

Doch wie für Hühnervögel typisch betätigen sich Rebhühner vorwiegend als Fußgänger. Bei Annäherung von Feinden nutzen sie zunächst das Prinzip Tarnung. Sie drücken sich flach auf den Boden und harren darauf, nicht entdeckt zu werden. Feinde hat das Rebhuhn in großer Zahl. Vom Rotfuchs über Marder und Wiesel bis hin zu Greifvögeln und Eulen. Eine Gefahr für die Nester und Jungvögel sind vor allem Füchse, Krähen und Elstern. Kommt der Fressfeind zu nahe heran, versucht das in Deckung befindliche Rebhuhn zunächst, ihm durch schnelles Weglaufen zu entkommen. Gelingt das nicht, fliegt es mit geräuschvollen, schnellen Flügelschlägen auf, um in sicherer Entfernung gleich wieder zu landen und zu Fuß sein Heil zu suchen.

Großfamilien bilden Ketten

Vorwiegend im Mai sorgen die Rebhühner für Nachwuchs. Das Männchen verteidigt ein Revier, in dem das Weibchen im Nest bis zu 20 Eier bebrütet. Männchen beteiligen sich nicht an der Brut. In der Zeit der Revierverteidigung kann man den typischen Ruf des Männchens über große Entfernungen hören. Der wissenschaftliche Name „Perdix“ ist eine Lautmalerei, die den Ruf ziemlich gut wiedergibt.

Nach rund dreieinhalb Wochen schlüpfen die Jungen gleichzeitig, da das Weibchen erst mit der Brut beginnt, wenn das Gelege vollzählig ist. Die Jungen sind Nestflüchter, die, sobald sie trocken sind, unter Begleitung und Aufsicht der Mutter die Umgebung erkunden. In den ersten drei Lebenswochen ernähren sie sich ausschließlich tierisch, später nehmen sie dann auch Sämereien und grüne Pflanzenteile zu sich.

Nach rund zwei Wochen sind die Jungvögel flugfähig. Kommt der Familie jetzt ein Feind zu nahe, kann man das Phänomen der Kettenbildung beobachten. Sobald die Mutter und die Jungvögel gestartet sind, fliegen sie nicht wild durcheinander, sondern ordnen sich an wie die Perlen an einer Kette. In dieser Formation bleiben sie bis zur Landung. In der Jägersprache hat sich deshalb die Bezeichnung „Kette“ für eine Rebhuhnfamilie gebildet. Noch vor weniger als hundert Jahren konnten Spaziergänger in der Feldflur oftmals mehrere Ketten von Rebhühnern im Flug gleichzeitig beobachten.

Konsequente Schutzmaßnahmen erforderlich

Nur durch gezielte Maßnahmen zur Schaffung von Artenvielfalt in ausgeräumten Agrarlandschaften lässt sich der Rückgang des Rebhuhns noch stoppen. Blühstreifen, Feldraine und Heckenstrukturen sind dabei ebenso wichtig wie der Verzicht auf Pestizide. Die Jagd auf Rebhühner muss so lange ganzjährig ausgesetzt bleiben, bis die Bestände wieder ihre Größe von vor hundert Jahren erreicht haben.

Mehr Artenportraits?

Herwig Winter freut sich über Rückmeldung: Falls Sie sich ein Portrait zu einer speziellen Tier- oder Pflanzenart wünschen, können Sie das Herwig Winter gerne mitteilen. Vielleicht ein Tier mit Q? – Sie erreichen ihn unter herwig.winter(at)bund.net.  

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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