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Männlicher Neuntöter mit erbeuteter Heuschrecke (Foto: Herwig Winter)

Alles andere als ein Serienkiller: Der Neuntöter

Der Neuntöter (Lanius collurio) verdankt seinen martialischen Namen einer unter Singvögeln ungewöhnlichen Verhaltensweise. Beutetiere, mit Vorliebe Großinsekten, aber hin und wieder auch einmal junge Eidechsen oder Blindschleichen, pflegt er gelegentlich auf Dornen oder Stacheln von Sträuchern wie beispielsweise Schwarzdorn oder Heckenrosen aufzuspießen.

Tötet nicht zum Vergnügen

Männlicher Neuntöter mit erbeuteter Heuschrecke (Foto: Herwig Winter) Männlicher Neuntöter mit erbeuteter Heuschrecke (Foto: Herwig Winter)  (Foto: Herwig Winter)

Der Volksmund sagt ihm deshalb nach, er würde erst neun Beutetiere töten, bevor er eines verzehre. In Wirklichkeit hat dieses Verhalten zweierlei Hintergründe: Zum einen dient es der Bearbeitung der Beute dergestalt, dass der harte Chitinpanzer vor dem Verfüttern an die Jungvögel wenigstens teilweise entfernt werden kann, zum anderen wird auf diese Art und Weise eine gewisse Vorratshaltung betrieben.

Vor allem in Regionen mit sehr wechselhafter Witterung im Frühsommer wie beispielsweise auf den britischen Inseln ist dieses Verhalten des Neuntöters besonders ausgeprägt. Denn bei länger andauernden Regenperioden hat er große Probleme, genügend Beutetiere für die Aufzucht seiner Jungen zu jagen. Sein Jagdverhalten ist recht auffällig dadurch, dass er von einer erhöhten Sitzwarte aus ähnlich einem Greifvogel blitzschnell zu Boden stürzt, um sein Beutetier mit dem leicht hakenförmig gebogenen Schnabel zu packen.

Liebt Feldhecken und Magerrasen

Als Brutbiotop benötigt er offenes Gelände mit vielen dornigen Hecken. Vor allem die Tatsache, dass in den letzten Jahren immer mehr vor allem in den Mittelgebirgen aufgegebene landwirtschaftliche Nutzflächen ohne Pflege verbuschen, kommt dem Neuntöter sehr entgegen. Lange Zeit auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft, verzeichnet er derzeit in manchen Gebieten eher einen Aufwärtstrend. Dort allerdings, wo Intensivlandwirtschaft die Landschaft ausgeräumt hat und mit Pestiziden seine Nahrung vergiftet, trifft man den Neuntöter nicht mehr an. 

Männlicher Neuntöter (Foto: Herwig Winter) Männlicher Neuntöter (Foto: Herwig Winter)  (Foto: Herwig Winter)

Sein Nest baut der etwa starengroße Vogel in dorniges Gestrüpp, wo es für Nesträuber wie Krähen, Elstern, Marder und Wiesel kaum erreichbar ist. Die vier bis sechs Eier werden ausschließlich vom Weibchen etwa zwei Wochen lang bebrütet. Das Weibchen mit seiner hellbraunen Tarnfarbe fällt im Gegensatz zu dem prächtiger gefärbten Männchen mit seinem schieferblauen Kopf mit schwarzer Augenbinde, auffallenden Weiß im Schwanzgefieder und rostroten Rücken, weshalb er auch den Namen Rotrückenwürger trägt, kaum auf. Gegen Anfang Juni schlüpfen die Jungen, die nach weiteren zwei Wochen Fütterung ausfliegen. Ihr Federkleid ähnelt dem des tarnfarbenen Weibchens.

Weiblicher Neuntöter (Foto: Herwig Winter) Weiblicher Neuntöter (Foto: Herwig Winter)  (Foto: Herwig Winter)

Kommt spät, geht früh

Erst gegen Ende April oder Anfang Mai kehrt der Neuntöter in seine europäischen Brutgebiete zurück. Das liegt daran, dass er als Überwinterer in Südafrika zu den Singvögeln mit dem längsten Zugweg gehört. Je nach den Witterungsverhältnissen, die während seines Zuges herrschen, benötigt er für die einfache Strecke zwischen zwei und drei Monaten. Entsprechend zeitig Anfang September verlässt er Europa auch wieder, weshalb auch eine Zweitbrut in der Regel nicht möglich ist. 

Mehr Artenportraits?

Herwig Winter freut sich über Rückmeldung: Falls Sie sich ein Portrait zu einer speziellen Tier- oder Pflanzenart wünschen, können Sie das Herwig Winter gerne mitteilen. Vielleicht ein Tier mit Q? – Sie erreichen ihn unter herwig.winter(at)bund.net.  

Bildverwendung

Die Fotografien von Herwig Winter dürfen unter Angabe von „(Foto: Herwig Winter)“ zu nicht‑kommerziellen Zwecken verwendet – allerdings nicht auf anderen Internetseiten veröffentlicht werden. Andere Verwendungszwecke müssen mit Herwig Winter abgesprochen werden. 

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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