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Herrscherin der Unterwelt: Die Wanderratte

Die Wanderratte (Rattus norvegicus) ist ein Kulturfolger mit einer Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. In den letzten 300 Jahren hat sie sich nahezu überall dort verbreitet, wo Menschen wohnen. Schätzungen zufolge leben in der Stadt New York rund 16 Millionen Ratten, das wären umgerechnet zwei pro menschlichem Einwohner. Doch man kriegt sie kaum zu Gesicht, denn sie beherrschen die Unterwelt. Kanalisationssysteme sind ihr Reich, aus dem sie in der Regel nur nachts hervorkommen, um nach Fressbarem Ausschau zu halten. Doch haben sie das zumeist gar nicht nötig, denn wir Menschen liefern ihnen genug davon auf dem Abwasserweg. Dabei sind die Tiere keineswegs wählerisch; sie fressen schlicht und einfach alles, was fressbar ist, egal ob pflanzlicher oder tierischer Herkunft. 

Wanderratte (Foto: Herwig Winter) Wanderratte (Foto: Herwig Winter)

Dank dem Menschen weltweit verbreitet

Ursprünglich war die Wanderratte in Kleinasien beheimatet und legte in freier Natur unterirdische Gangsysteme gerne in der Nähe von Gewässern an, in denen sich die Nester und Vorratskammern befanden. Wohl gemeinsam mit dem Menschen hat sie von dort aus die Welt erobert. Dabei kam ihr zugute, dass sie ausgezeichnet schwimmen kann, was ihr mancherorts den Beinamen Wasserratte eintrug. Während die nahe verwandte Hausratte in Schiffen sogar ihren dauernden Wohnraum hat, war und ist für die Wanderratte das Schiff nur vorübergehendes Transportmittel. Mittlerweile gibt es keine Hafenstadt auf der gesamten Erde ohne eine stabile Wanderrattenpopulation.

Die Pest geht eher auf das Konto der Verwandtschaft

Kein Wunder, dass die Ratten auch alle möglichen Krankheitserreger teilweise auf dem Weg über ihre Parasiten, wie beispielsweise den Rattenfloh, verbreiten. Allerdings dürfte für die Verbreitung der Pest im Mittelalter eher die Hausratte verantwortlich gewesen sein, denn das Vorhandensein der Wanderratte in Europa ist erst seit dem 18. Jahrhundert sicher belegt.

Das Verhalten der Wanderratten weist eine Reihe von Besonderheiten auf. Sie leben in Gruppen von 50 bis 60 Tieren, meist ein Männchen zusammen mit mehreren Weibchen und deren Jungtieren. Die Weibchen werden je nach Witterung mehrfach im Jahr trächtig, doch die Lebenserwartung liegt in Freiheit auch nur bei einem Jahr. Die Jungtiere zeigen ein ausgeprägtes Spielverhalten, was für Kleinsäuger ungewöhnlich ist. Das Rattenrudel besetzt und verteidigt ein Revier, die Rudelangehörigen erkennen sich wohl am Geruch.

Ausgeprägtes Lernverhalten als Überlebensstrategie

Ungewöhnlich ist auch das Lernverhalten, das innerhalb des Rudels tradiert werden kann. So ist beispielsweise das Bekämpfen von Wanderratten mit Giftködern, deren Gift schon nach kurzer Zeit tödlich wirkt, ziemlich unwirksam, weil die Gruppe die Köder zu meiden lernt. Sie werden von den Tieren, die den Lernprozess erfolgreich vollzogen haben, fortan mit Kot markiert und damit auch für die unerfahrenen Jungtiere als zu meiden gekennzeichnet.

Für den Menschen sehr nützlich sind die von der Wanderratte abstammenden und weitergezüchteten Albinos. Sie haben zum einen zahlreiche Erkenntnisse über tierisches Lernverhalten ermöglicht und dienen zum anderen nach wie vor der medizinischen Forschung als Versuchstiere. 

Mehr Artenportraits?

Herwig Winter freut sich über Rückmeldung: Falls Sie sich ein Portrait zu einer speziellen Tier- oder Pflanzenart wünschen, können Sie das Herwig Winter gerne mitteilen. Vielleicht ein Tier mit Q? – Sie erreichen ihn unter herwig.winter(at)bund.net.  

Bildverwendung

Die Fotografien von Herwig Winter dürfen unter Angabe von „(Foto: Herwig Winter)“ zu nicht‑kommerziellen Zwecken verwendet – allerdings nicht auf anderen Internetseiten veröffentlicht werden. Andere Verwendungszwecke müssen mit Herwig Winter abgesprochen werden. 

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(Grafik: Titelbild BUNDmagazin 1/2010: Uli Staiger/die lichtgestalten; Aras: Andy & Gill Swash (WorldWildlifeImages.com), Krabben: IUCN/Gabriel Davila, Wildkatze: Thomas Stephan)

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