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Pressemitteilung

Inakzeptable Trinkwasserverluste in südhessischen Kommunen durch undichte Rohrleitungen: Kommunen in der Pflicht

29. Juni 2023 | Flüsse & Gewässer, Hessisches Ried Wälder

Durch marode Trinkwasser-Leitungssysteme gehen in Südhessen täglich mehrere Tausend Liter Trinkwasser bei der Beförderung verloren. Der BUND Hessen fordert Kommunen auf, die Leitungen zu sanieren.

Karaffe wird mit Trinkwasser gefüllt. Die Nachfrage nach Wasser steigt in Hitzesommern.  (Foto: Lynn Anders / BUND Hessen)

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland in Hessen (BUND Hessen) zeigt sich entsetzt über inakzeptabel hohe Trinkwasserverluste in kommunalen Rohrleitungsnetzen, wie sie in der aktuellen Wasserbilanz Rhein-Main des Regierungspräsidiums Darmstadt aufgeführt sind. „Kommunen müssen dringend ihrer Pflicht zur Sanierung ihrer Trinkwasser-Leitungssysteme nachkommen, damit kostbares Trinkwasser bei den Menschen ankommt anstatt nutzlos im Boden zu versickern“, fordert BUND-Vorsitzender Jörg Nitsch. „Undichte Leitungen lassen in Südhessen und im Vogelsberg Wälder und Wiesen vertrocknen.“ Über 200 Liter Wasserverlust - so viel wie eine volle Badewanne – pro Stunde und Leitungskilometer sind angesichts der anhaltenden Trockenheit unannehmbar.

„Leider wurde bei vielen Kommunen der Sanierung des Trinkwasserleitungssystem kein oder nur geringes Augenmerk geschenkt. Was im Untergrund mit dem Trinkwasser passiert, sieht niemand und die Sanierung von Wasserleitungen ist teuer. Also schonen die Kommunen den kommunalen Haushaltsplan vor solchen Investitionen. Auf Dauer gesehen wird sich dies aber rächen“, so Nitsch weiter. Um die Kosten der Leitungssanierung zu finanzieren, könnte die Wiedereinführung des Wassercents als zweckgebundene Abgabe für Kommunen hilfreich sein.

Spitzenreiter in Sachen Wasserverluste (pro Stunde und Leitungskilometer) ist Steinbach im Taunus, dicht gefolgt von Frankfurt, Bad Homburg, Heppenheim, Obertshausen und Liederbach.

Spitzenreiter Steinbach im Taunus verliert in seinem Leitungsnetz jährlich 72.000 Kubikmeter Trinkwasser, Frankfurt sogar über 3,3 Millionen Kubikmeter. Aber auch in Wiesbaden, Lampertheim, Glashütten, Wöllstadt, Bad König, Friedrichsdorf, Bad Orb und Wächtersbach sind die Wasserverluste nur geringfügig niedriger, dort versickern mehr als 150 Liter Wasser pro km Leitungsnetz in einer Stunde. Diese Werte werden auch nach den technischen Regelwerken als „hoch“ eingestuft.

In Frankfurt könnte das verloren gegangene Trinkwasser jährlich 1.600 Schwimmbäder (50-Meter-Bahn) füllen. Die Wasserverluste aller genannten Kommunen in nur einem Jahr würde zur Füllung von mehr als 3.500 Schwimmbecken ausreichen. Der Mittelwert für die spezifischen Rohrnetzverluste im gesamten Regierungsbezirk liegt laut Wasserbilanz Rhein-Main bei 90 Liter/km*h.

Hintergrund

Alljährlich veröffentlicht das Regierungspräsidium Darmstadt die Wasserbilanz Rhein-Main für die Kommunen innerhalb des Regierungsbezirks Darmstadt.

Die von den Kommunen für 2021 gemeldeten Zahlen zeigen erschreckende Wasserverluste. Das mit großem Aufwand geförderte und aufbereitete Trinkwasser verschwindet durch Leckagen im maroden Leitungssystem.

Für die Sanierung und Rehabilitation solcher zum Teil über hundert Jahre alten Leitungssysteme steht den Kommunen ein ganzer Katalog von Maßnahmen zur Verfügung, die alle dem bereits genannten technischen Regelwerk entnommen werden können: z. B. planmäßiger Austausch alter Leitungen deren „Lebensdauer“ überschritten ist (hier vor allem Grauguss und Stahl), Einteilung des Leitungssystems in Messnetze und deren engmaschige (Fern-)Überwachung mit Durchflussmessgeräten, sog. Nachtminimummessungen, konsequente Einhaltung vorgegebener Inspektionsturnusse, akustische Überwachung des Systems und rasches Handeln, wenn Leckagen verortet werden.

Hohe Wasserverluste im Versorgungssystem schaden nicht nur dem Geldbeutel der Endverbraucher*innen sondern auch der Natur, der Umwelt und dem Artenschutz. Die Wasserversorgung im Regierungsbezirk Darmstadt basiert auf dem historisch gewachsenen Verbundsystem der überregional agierenden Versorgungsunternehmen wie der Hessenwasser und der OVAG. Dass es dabei zu massiven Konflikten zwischen der Grundwasserförderung und dem Naturschutz kommt, haben die entstandenen Schäden in Wäldern und die dadurch ausgelösten Diskussionen in der Vergangenheit deutlich gemacht.

Wer hohen Wasserverlusten nicht entgegenwirkt, trägt seinen Anteil an der Schädigung der Vegetation in den Gewinnungsgebieten für Trinkwasser bei.

Die Wasserbilanzen Rhein-Main des RP Darmstadt der nächsten Jahre wird der BUND unter diesem Blickwinkel wiederum kritisch unter die Lupe nehmen.

 

Weiterführende Informationen:

 

Pressestelle BUND Hessen

Lynn Sophie Anders
069 677376 43
presse(at)bund-hessen.de
www.bund-hessen.de

BUND Landesverband Hessen e.V.
Geleitsstraße 14
60599 Frankfurt am Main

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