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Pressemitteilung

Für den nächsten Energiegipfel den Rucksack packen!

30. Oktober 2015 | Energiewende

Zur erneuten Einberufung eines „Hessisches Energiegipfels” – 4 Jahre nach der Reaktorkatatastrophe in Fukushima.

Schwarzgrün (Foto: Niko Martin) Schwarz-Grün (Foto: Niko Martin)

Im Jahr 2011 rief nach der Atomkatastrophe in Fukushima und der Abschaltung des AKW Biblis der Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier den Hessische Energiegipfel ein. Nach zahlreichen Sitzungen und Arbeitsgruppen wurde das Ergebnis Ende 2011 vorgelegt. Nun – fast auf den Tag genau – vier Jahre später wird erneut ein „Hessischer Energiegipfel” einberufen. Der BUND Hessen stellt hierzu fest:

1.  Wir müssen den damaligen Stand nicht noch einmal von vorne aufarbeiten. Nach dem Energiegipfel 2011 gilt es, nun klar und zügig in die Gänge zu kommen. Es liegen wesentliche Ziele und konkrete Vorschläge für Aktionsprogramme sowie vielfältige Erfahrungen, z. B. bei den Klimaschutz-Kommunen (100 Kommunen für den Klimaschutz) in Hessen vor. Das Rad muss nicht neu erfunden werden. Viele warten auf ein Signal für gemeinsame Aktionen.

2.  Der BUND packt nun seinen Rucksack für den Energiegipfel und das weitere Voranschreiten – mit Vorschlägen und eigenen Beiträgen. Aus den bisherigen Ergebnissen sollten insbesondere die genutzt werden, die man rasch angehen kann und mit denen man – wie mit einem Stück Traubenzucker – schnell in Fahrt kommt. Dies gilt besonders für die Energieeinsparung und Energieeffizienz! Wir schlagen Aktionen vor, bei denen es Erfahrungen und Wege gibt, Wegweiser und erfahrene Pfadfinder vorhanden sind. Gruppen von Akteuren können nun gemeinsam starten.

3.  Der BUND Hessen fordert konkrete Aktionen zur Umsetzung – „Vom Gipfel in die Ebene”

a.  Ein breites Stromsparprogramm für Haushalte, Gewerbe, Industrie.

Werbeaktionen für Umrüstung von Beleuchtung auf LED in Haushalten und v.a. im Gewerbe, kommunalen Gebäuden – Ansatzpunkt ist das „Programm für Gewerbeberatung” des HMWEVL. Mehrere Firmen in Hessen bieten LED Beleuchtung an, eine Firma bietet dies als Contracting und finanziert durch viele Beteiligte („crowd funding”) an.

Unterstützung des Stromspar-Check Plus für Haushalte mit geringem Einkommen in allen Kreisen/kreisfreien Städten. Der SSC+ wurde durch die Stadt Frankfurt am Main und den Caritas-Verband entwickelt und erfolgreich bundesweit in 180 Kommunen (darunter 11 in Hessen) mit über 180.000. Checks umgesetzt. Nun sollte der SSC+ in ganz in Hessen für die soziale Energiewende eingeführt und ausgeweitet werden, wo es ihn schon gibt.

b.  In Verbindung mit geplanten Programmen auf Bundesebene sollte der schon in Hessen erfolgreiche Austausch auf hocheffiziente Heizungspumpen erneut gefördert werden. Mit jeder Förderung sollte die Erstellung eines „Energiepass Hessen” durch die Hessische Energiesparaktion verbunden werden. (breites Bündnis von Herstellern, Handwerk, Energieberatern, Kommunen). Das Heizungspumpenprogramm wirkt dann als „Türöffner” für die Energiewende im Haus.

c.  Davon ausgehend sollte jeweils ein Sanierungsfahrplan für alle diese Gebäude erstellt werden mit Vorschlägen für die energetische Modernisierung, Wärmedämmung, Lüftung, neue Heizung, Solaranlage, KWK-Anlage, je nach konkreter Situation. Akteure sind das Handwerk, v. a. SHK, Dachdecker, Fenster, Maler, Schornsteinfeger sowie Energiebera-tungsstellen von Kommunen, Energiedienstleistern oder Verbraucher Zentrale (soweit vorhanden, siehe f.) Damit kann die Sanierungsrate konkret gesteigert werden.

d.  Ein Landesweites Informationsprogramm für den Bau von KWK-Anlagen (v. a. dezentrale Blockheizkraftwerke). Dies verbindet Strom- und Wärmewende in kommunalen Gebäuden, Schulen, Kindergärten, Gewerbe, Krankenhäusern, Heimen usw. – Ansatzpunkt ist die hessenweite KWK Infokampagne des BUND, die im Anfang 2016 starten soll. Der Strom, der in Hessen erzeugt wird, muss nicht weit transportiert werden und bietet Energieeffizienz, Klimaschutz und Versorgungssicherheit. Eine gute Ergänzung zu Strom aus Wind- und Sonnenenergie. Know how und Angebote sind vielfältig in Hessischen Firmen vorhanden.

e.  Energiemanagement für alle größeren Gebäude. Nur wenige Kommunen und Betriebe und wenige Landesliegenschaften haben ein Energiemanagementsystem. Allein durch Überwachung und Kontrolle können 10-20 % Energie (Strom und Wärme) eingespart werden. Die Energieeffizienzmesse Frankfurt zeigte einen guten Marktüberblick. Landeseigene Gebäude sollten hier Vorbild werden. Energiemanagementsysteme und –personen sparen oft 2 - 3mal so viel wie sie kosten. Bei großen Gewerbebetrieben und in der Industrie sind solche Systeme und Energieaudits schon vorgeschrieben.

f.  Flächendeckender Ausbau von Energieberatungsstellen und lokalen Energieagenturen. Wo diese in größeren Städten, einigen Landkreisen existieren, sind sie auch erfolgreich. Die Nachfrage von Hauseigentümern, Mietern, Gewerbe nach qualifizierter Beratung zum Energie sparen und Hilfe für Fördermittel ist riesig. Gemäß Koalitionsvertrag sollen Energieagenturen flächendeckend und vernetzt in Hessen eingerichtet oder ausgebaut werden, wie schon in anderen Bundesländern. Typisch sind Kooperationen von Kommunen, Kreditinstituten, Handwerk, Umweltverbänden, EVUs. Etwa 10 Mio. € Fördermittel des Landes in 3 Jahren würden durch die induzierte Wirtschaftsförderung wieder über Steuern eingespielt werden.

Dieses Programm setzt mit dem vorhandenen Knowhow und der Motivation vieler Akteure auf breiter Ebene zur Umsetzung der Energiewende in Hessen an. Vielfach sind die Maßnahmen wirtschaftlich für die Energienutzer. Den Anbietern von Energietechnik bieten diese Gewinn und Arbeitsplätze. Mit der systematischen die Einrichtung von Energiemanagementsystemen und der Gründung neuer lokaler Energieagenturen wird eine nachhaltige Struktur für die Energiewende in Hessen geschaffen.
 

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