BUND Landesverband
Hessen e.V.
Mitglied werden Jetzt spenden
BUND Landesverband
Hessen e.V.

Pressemitteilung

AKW Biblis: Seit 10 Jahren stillgelegt, doch die atomare Gefahr ist noch nicht vorüber

18. März 2021 | Atomkraft

18.03.21 – Das AKW Biblis ist seit 10 Jahren abgeschaltet, doch die atomare Gefahr ist noch nicht vorüber.

Grafik: Niko Martin

Frankfurt am Main, Pressemitteilung vom 18. März 2021

Der hessische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist froh, dass das AKW Biblis am 18. März 2021 seit nunmehr 10 Jahren abgeschaltet ist. Doch ist die atomare Gefahr noch nicht vorüber. Im Standortzwischenlager befinden sich die Castor-Behälter mit hoch radioaktivem Atommüll aus dem Betrieb des AKW Biblis. Dieses weist erhebliche Sicherheitsmängel auf, die der BUND im September 2020 in seiner Studie „Aktuelle Probleme und Gefahren bei deutschen Zwischenlagern für hoch radioaktive Abfälle“ zusammengetragen hat. 

Der BUND kritisiert nach wie vor, dass für die erst kürzlich im Zwischenlager Biblis eingelagerten Behälter mit Atommüll aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield weniger strenge Anforderungen an den Verschluss der Behälter gelten als für die Behälter mit abgebrannten Brennelementen aus dem stillgelegten AKW. 

Dr. Werner Neumann, Atomexperte beim BUND Hessen: „Das Zwischenlager ist nicht ausreichend gegen Flugzeugabstürze geschützt und es gibt auch keine sogenannte „heiße Zelle“ zur Reparatur von eingelagerten Brennelemente-Behältern, falls diese undicht werden. Dies ist aus unserer Sicht nicht vereinbar mit der Vorsorge gegen erhebliche Schäden durch radioaktive Strahlung, die laut Atomgesetz gegeben sein muss, und stellt eine Gefährdung für die Bevölkerung dar.“ 

Da die Bundesregierung zudem im Atomrecht Klagerechte Betroffener grundlegend einschränken will, führt der BUND Hessen seine Klage gegen die Einlagerungsbedingungen der Castor-Behälter aus dem Ausland fort. 

Der BUND führt weiterhin eine Klage zum Abrissverfahren des Atomkraftwerks. Insbesondere kritisiert der BUND, dass zehntausende Tonnen radioaktiven Atommülls über die sogenannte „Freimessung“ als „nicht radioaktiv“ deklariert werden und in den allgemeinen Wirtschaftskreislauf, auf Deponien sowie Müllverbrennungsanlagen verschickt werden sollen. „So wird aktiviertes Metall in der Brille oder schwach strahlender Beton im Hausfundament möglich", kritisiert Guido Carl, stellvertretender Vorsitzender des BUND Hessen. Ein Gesamtkonzept, wo dieser Atommüll landen soll, liegt in Hessen nicht vor. Neumann: „Es sollen sogar so viel Atomabfälle freigegeben werden, wie möglich, da das geplante Lager im Schacht Konrad wohl nicht ausreichen wird. Diese Verteilung einer immensen Mengen von gering strahlenden Stoffen in die Umwelt widerspricht den Zielen des Strahlenschutzes. Wir wollen dies verhindern.“ Diese Zusatzbelastung der Bevölkerung tritt beim Rückbau in allen Atomkraftwerken auf. Allein im AKW Biblis sollen 277.000 Tonnen möglicherweise kontaminiertes Material aus den Gebäuden und 55.000 t radioaktive Reststoffe durch „Freimessung“ in Umwelt, Baustoffe, Deponien, Müllverbrennung entlassen werden.

Der BUND Hessen ruft daher Bürger*innen und Kommunen auf, sich an dem Verfahren zur sogenannten „Endlagersuche“ zu beteiligen. In Hessen kommen dafür Gebiete im Spessart, Odenwald und in Osthessen in Frage. Der Atommüll darf nicht auf alle Ewigkeit in Biblis verbleiben. Der BUND wird sich in allen Verfahren für die höchstmögliche Sicherheit einsetzen. 

 

Weitere Informationen:

 

Pressestelle BUND Hessen

Lynn Sophie Anders
069 677376 43
presse(at)bund-hessen.de
www.bund-hessen.de

BUND Landesverband Hessen e.V.
Geleitsstraße 14
60599 Frankfurt am Main

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb