Pressemitteilung

Tag der Fische: Audio-Interview mit Jörg Nitsch

16. August 2024 | Flüsse & Gewässer

Anlässlich des Tags der Fische erklärt der Landesvorsitzende Jörg Nitsch in einem Interview, wie es um Hessens Gewässer steht.

Jörg Nitsch, Landesvorsitzender BUND Hessen (Foto: Niko Martin) Jörg Nitsch, Landesvorsitzender BUND Hessen  (Foto: Niko Martin)

Am 22. August ist der Tag der Fische. Dieser Aktionstag soll auf den Schutz von Fischen und auch deren Bedrohungen aufmerksam machen. Denn erhöhte Wassertemperaturen durch den Klimawandel, Schadstoffbelastungen und auch bauliche Veränderungen in Gewässern erschweren den Fischen das Leben. Jörg Nitsch vom BUND Hessen erklärt, wie es um Hessens Fische und Hessens Gewässer steht.


Herr Nitsch, auf der aktuellen Roten Liste der Fische in Hessen gelten vier Arten bereits als ausgestorben und um 13 Arten steht es besonders schlecht. Woran liegt das denn?

Wir hatten seit Jahrzehnten das Problem, dass die Gewässer stark belastet wurden durch Stoffeinträge, insbesondere aus den Kläranlagen, aber auch aus der Landwirtschaft. Und wir hatten natürlich viele Jahre lang Bestrebungen, die Gewässer unter Kontrolle zu bringen, d.h. sie wurden begradigt. Und die natürliche Strukturvielfalt, die auch für die Fische wichtig ist, ging verloren.

Sind wir dank der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie denn auf einem guten Weg, die Gewässergüte aller Gewässer – also auch des Grundwassers – in einen guten Zustand zu bringen? Und was bedeutet das konkret?

Es gibt aus der Wasserrahmenrichtlinie heraus bestimmte Kriterien, die eingehalten bzw. erreicht werden müssen, um den guten Zustand im Sinne dieser Richtlinie zu erreichen. Beim Grundwasser handelt es sich um verschiedene Messwerte, zum Beispiel Nitrat, um die Gewässergüte zu bestimmen, aber auch der mengenmäßige Zustand muss so beschaffen sein, dass keine Schädigungen von zu niedrigen Grundwasserständen zu befürchten sind. Bei den Oberflächengewässern spielen sowohl die Randstrukturen, auch wieder bestimmte Messwerte der Gewässergüte und das Vorkommen ausgewählter Organismen die entscheidende Rolle.

Und wer überprüft die Erreichung bzw. die Einhaltung des guten Zustands der Gewässer?

Dies wird im Regelfall von den jeweils zuständigen staatlichen Stellen untersucht, kontrolliert und dokumentiert. Dabei ist es wichtig, alle vorgegebenen Qualitätskriterien einzuhalten. Das heißt, dass jeweils das schlechteste Kriterium die Gesamtbewertung vorgibt. Dies hat der BUND in einem Gerichtsverfahren so durchgesetzt.

Und was wird getan bzw. was kann man tun, um den guten Zustand an den Gewässern zu erreichen?

Zum einen muss an vielen Stellen der Eintrag von belastenden Substanzen deutlich reduziert werden. Dies bedeutet zum Beispiel ein Ausbau von Kläranlagen mit der vierten Reinigungsstufe, um auch Spurenstoffe und zum Beispiel Phosphateinträge zu reduzieren. Parallel muss an den Oberflächengewässern auch die Struktur, der Uferbewuchs und die Dynamik bei den Fließgewässern verbessert werden. Hier spricht man von Renaturierung, d.h. den Gewässern wird wieder mehr Raum zur dynamischen Entwicklung gegeben.

Und wie sieht es da konkret in Hessen aus?

Hessen ist auf dem Weg, die vorgegebenen Ziele zu erreichen, wird dies aber bis zum Zieljahr 2027 insgesamt nicht schaffen. Es gibt gute Ansätze, wie zum Beispiel das Programm »100 Wilde Bäche«. Im Bereich des Grundwassers existieren aber deutliche Defizite zum einem im Bereich der Qualität, zum anderen aber auch bei der Grundwassermenge bzw. den Grundwasserständen, die bei überhöhten Entnahmemengen zu großen Problemen vor Ort geführt haben – insbesondere im Hessischen Ried. Dort sterben die Wälder ab, weil die Wurzeln das Grundwasser nicht mehr erreichen können.

Vielen Dank!

 

Weitere Informationen:

Das Audio-Interview können Sie herunterladen (mp3-Datei) und die Antworten im Rahmen der Berichterstattung frei verwenden.

Zur Übersicht

BUND-Bestellkorb