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Pressemitteilung

Mehr Lebensräume für geschützten Gartenschläfer in Rüsselsheim: Naturschützer pflanzen über 200 Sträucher und Obstbäume

12. Januar 2023 | Gartenschläfer, Naturschutz

Im Rüsselsheimer Stadtteil Königstädten haben zwei Naturschützer Sträucher und Obstbäume auf einer ehemaligen landwirtschaftlichen Fläche gepflanzt, damit der gefährdete Gartenschläfer dort weiteren Lebensraum findet.

200 Sträucher für die Gartenschläfer in Rüsselsheim-Königstädten. 200 Sträucher für die Gartenschläfer in Rüsselsheim-Königstädten.  (Foto: Dieter Baumgardt)

Wo vor Kurzem noch intensive Landwirtschaft betrieben wurde, wächst jetzt ein vielfältiger Lebensraum mit Hecken und Obstbäumen: Dafür setzt sich der Naturschützer Dieter Baumgardt im Rüsselsheimer Ortsteil Königstädten ein. Er ist seit vielen Jahren im Naturschutz aktiv und engagiert sich in verschiedenen Rüsselsheimer Naturschutzvereinen. Im Rahmen des Projekts „Spurensuche Gartenschläfer“ pflanzten er und ein Mitstreiter Ende des Jahres 2022 zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf einem ehemaligen Ackerstück 200 heimische Sträucher, darunter Schneeball, Holunder, Schlehe und Wildrose sowie 20 Hochstamm-Obstbäume. „Unser Ziel ist es, Rückzugsräume für den stark gefährdeten Gartenschläfer zu schaffen, der erfreulicherweise hier noch vorkommt. Der Bilch ist auf dichte Hecken angewiesen und sucht in ihnen Schutz und Nahrung. Auch viele weitere Tierarten wie das ebenfalls stark gefährdete Rebhuhn profitieren davon“, erklärt Dieter Baumgardt. „Sind die Bäume und Sträucher in einigen Jahren groß geworden, werden sie mit den angrenzenden, vielfältig bewachsenen Flächen einen größeren Rückzugsort für die Natur in der Agrarlandschaft bilden“, ergänzt Baumgardt. Die „Spurensuche Gartenschläfer“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Es wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

Freiwillige für die Pflege gesucht

Die aufwändige Pflege des Stücks übernehmen die Naturschützer selbst. Vor allem in den ersten Jahren müssen die Bäume und Sträucher gegossen und die Flächen gelegentlich gemäht werden. „Wir freuen uns dabei über jede helfende Hand. Wer etwas Gutes für die Natur tun möchte und sich gern an der frischen Luft bewegt, ist herzlich eingeladen“, so Baumgardt abschließend. Interessierte melden sich gern unter der  E-Mail: dieter.baumgardt(at)gmx.de


Hintergrund

Der Gartenschläfer ist eine heimische Tierart, war aber bislang kaum bekannt und wenig erforscht. Seine Bestände in Europa und auch in Deutschland sind in den vergangenen Jahren drastisch zurückgegangen. „Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir die letzten drei Jahre alle denkbaren Ursachen untersucht: von der Genetik, möglichen Krankheiten und Fressfeinden, der Nahrung bis zu Lebensräumen und Klimaveränderungen“, sagt Susanne Steib, Koordinatorin der „Spurensuche Gartenschläfer“ beim BUND Hessen. Klar ist: Der Gartenschläfer kommt mittlerweile überwiegend im urbanen Raum im Südwesten Deutschlands vor.

In Hessen liegt der Schwerpunkt seines Verbreitungsgebiets im Raum Rhein-Main, wo er vom Rheingau über Wiesbaden, dem Main-Taunus-Kreis, Frankfurt und bis nach Maintal vorkommt. Südlich des Mains sind weite Teile des Kreises Groß-Gerau durch den Gartenschläfer besiedelt. Vor allem in den Städten findet er noch ausreichend Nahrung sowie den passenden Lebensraum mit vielen Verstecken. Doch auch in den Streuobstflächen und Hecken rund um Rüsselsheim lebt die Art nachweislich. Steib: „In anderen Gegenden wie etwa den Mittelgebirgen, in denen der Gartenschläfer ursprünglich weit verbreitet war, scheint er dagegen aktuell auszusterben. Daher ist es umso wichtiger, den Gartenschläfer in den bestehenden Verbreitungsgebieten umfassend zu schützen.“

Anhand der neuen Erkenntnisse entwickelt das Team aus Wissenschaft und Naturschutz jetzt passende Schutzaktionen und setzt diese – wie aktuell durch die Heckenpflanzung in Königstädten – in den kommenden Jahren gemeinsam mit Partnern um. Steib: „Wir wollen für den Gartenschläfer wieder Rückzugsräume und ein Nahrungsangebot schaffen, etwa durch Pflanzungen, durch das Zulassen von verwilderten Flächen oder konkret durch das Aufhängen von Nistkästen. Vor allem aber gilt es, die Menschen noch stärker für den Natur- und Artenschutz zu bewegen: Die Forschungsergebnisse zeigen ganz konkret auf, was jeder und jede von uns gegen das Aussterben des Gartenschläfers tun kann. Hier setzen wir jetzt an.“


Weitere Informationen: 

 

Pressestelle BUND Hessen

Lynn Sophie Anders
069 677376 43
presse(at)bund-hessen.de
www.bund-hessen.de

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Geleitsstraße 14
60599 Frankfurt am Main

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