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Pressemitteilung

Paddeln für eine saubere Werra: Schutz der Natur und Erhalt von Arbeitsplätzen kann in Einklang gebracht werden.

03. Mai 2018 | Werraversalzung, Flüsse & Gewässer, Chemie

„Notwendig ist weiterer Druck auf Politik und Wirtschaft, um die Werra wieder zu einem Süßwasserfluss zu machen, der Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist.”

Paddeln für eine saubere Werra Paddeln für eine saubere Werra am 1. Mai 2018  (Foto: BUND)

„Wir freuen uns sehr, dass 41 Personen dem Ruf des BUND gefolgt sind und bei einer Paddeltour auf der Werra am 1. Mai 2018 darauf aufmerksam gemacht haben, dass es noch ein langer Weg ist, bis zu einer salzfreien und damit ökologisch vorzeigbaren Werra”, erklärt Akida Azizi, BUND-Referentin für die Öffentlichkeitsarbeit im Gewässerschutz.

Gestartet wurde die Paddeltour in Heringen vor der Kalihalde, beendet wurde die Tour in der Gemeinde Gerstungen am Schwimmbad. Gerstungen leidet seit Jahren unter überhöhten Salzwerten des Grundwassers und musste bereits mehrere Trinkwasserbrunnen schließen. Die Gerstunger Bürgermeisterin Frau Sylvia Hartung ließ es sich nicht nehmen, die Paddler*innen in Berka/Werra zu begrüßen und sich für das Engagement für eine saubere Werra zu bedanken.

Der ADFC Suhl begleitete die Paddler*innen auf Rädern und wünscht sich, dass die Werra auch touristisch wieder attraktiver wird.

Akida Azizi: „Der BUND sieht die Veranstaltung als Auftakt für eine jährliche Aktion am 1. Mai, denn notwendig ist weiterer Druck auf Politik und Wirtschaft, um die Werra wieder zu einem Süßwasserfluss zu machen, der Lebensraum für Tiere und Pflanzen ist.”
 

Hintergrundinformation

Auch wenn der BUND dem Unternehmen K+S die endgültige Einstellung der Abwasserverpressung bis 2021 abgerungen hat und die Einleitungsmenge durch die neue KKF-Anlage reduziert wird, bleibt es noch ein langer Weg bis zu einer salzfreien und damit ökologisch und touristisch vorzeigbaren Werra.

In den zurückliegenden 80 Jahren wurden im hessisch-thüringischen Kalirevier fast eine Milliarde Kubikmeter Salzwasser in den Untergrund verpresst. Wir wissen heute alle, dass dieses Abwasser dort nicht verbleibt, sondern aufsteigt, das Grundwasser verunreinigt, Trinkwasserbrunnen gefährdet und über die Grundwasserströme als sogenannte „diffuse Einleitungen” maßgeblich zur Versalzung der Werra beiträgt.

Nach wie vor sind auch die heutigen Salzeinträge in die Werra zu hoch, die geplante „Umleitung” der Abwässer über die Oberweserpipeline ist inakzeptabel und stellt nur eine Verlagerung der Problematik dar!

Die angekündigten Maßnahmen zur Reduzierung der auch zukünftig anfallenden Abfallstoffe (Einstapelung und Haldenabdeckung) sind ungedeckte Schecks auf die Zukunft: Sie funktionieren bisher nicht und werden nach Expertenmeinung auch absehbar nicht umsetzbar sein.

Der Zukunft der Halden ist ungeklärt. Nach offizieller Planung sollen ihr Volumen bis zum Ende des Kalibergbaus in 40 Jahren verdoppelt werden, obwohl die Niederschläge ständig an ihnen nagen und sie zu einer ständig wachsenden Salzbelastung der Werra beitragen. Ihre Aufläsng wird über 1.000 Jahre dauern und so steht zu befürchten, dass sie zu Ewigkeitslasten für die Umwelt und den Steuerzahler werden, wenn K+S die Produktion 2060 einstellt.

Der Fortbestand von K+S ist in Deutschland unmittelbar von der Umstellung auf eine umweltgerechte Produktion und Entsorgung abhängig. Die jahrzehntelange umweltpolitische Ignoranz hat das Unternehmen in eine gefährliche Situation gebracht. Betriebsstillstände bei geringer Wasserführung in der Werra haben deutlich gezeigt, welche Folgen die fahrlässige Unterlassung der Entwicklung von Aufbereitungstechniken zur Reduzierung des Salzabstoßes hat. Die Gefahr, dass K+S neuerliche drastische Betriebsbeschränkungen erfahren wird, liegt weiterhin in der Luft. Die Folgen der umweltpolitischen Rücksichtslosigkeit der letzten Jahrzehnte haben die Handlungsspielräume sehr stark eingeschränkt und schweben heute wie ein Damoklesschwert über dem Unternehmen.
 

Der BUND fordert deshalb:

Die künftige Entsorgungs- und Sanierungsstrategie muss sich deshalb zum Ziel setzen, dass

  • Werra und Weser wieder zu Süßwasserflüssen werden, 
  • die Abfälle aus der Kaliproduktion entweder aufbereitet und wirtschaftlich genutzt oder vollständig als Feststoffe wieder in die ausgebeuteten Bergwerke eingebaut werden und
  • die vorhandenen Belastungen der Grund- und Oberflächengewässer aus der Verpressung und den bestehenden Abraumhalden durch Sanierungskonzepte reduziert werden.
     

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