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Pressemitteilung

Keine Monsterbrücke über den Kinzigstausee – BUND sieht deutlichen Nachbesserungsbedarf bei der weiteren Planung – ICE Dialogforum Hanau-Würzburg/Fulda

01. August 2018 | Flüsse & Gewässer, Naturschutz, Mobilität, ICE-Strecken

Der BUND unterstützt grundsätzlich die Kritik des Main-Kinzig-Kreises an der fehlenden Transparenz der Abwägungsentscheidung.

Wasser (Foto: pixabay 3085701) Wasser (Foto: pixabay 3085701)  (Foto: Pixabay)

Der hessische Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) sieht nach der Variantenentscheidung der Deutschen Bahn (DB) zur Neutrassierung der ICE-Neubaustrecke von Gelnhausen nach Fulda noch deutlichen Nachbesserungsbedarf. Gegen die von der Bahn geplante Monsterbrücke über den Kinzigstausee bei Ahl kündigte der Verband entschiedenen Widerstand an. „Die Realisierung der Brücke ist vermeidbar, wenn man den Alternativvorschlag des BUND sachgerecht in die weitere Planung einbezieht”, begründete der Vorsitzende des BUND Jörg Nitsch die Ablehnung seines Verbandes. Auch zu weiteren Planungsdetails fordert der BUND Neubewertungen und Verbesserungen. Trotzdem bewertet der BUND das Dialogforum der Bahn nicht nur negativ, denn der Verzicht auf die „Mottgers-Spange” durch den Spessart sei ein Erfolg auch der Naturschutzarbeit.

Der BUND unterstützt grundsätzlich die Kritik des Main-Kinzig-Kreises an der fehlenden Transparenz der Abwägungsentscheidung. Auch die vorgetragenen BUND-Bedenken und Alternativvorschläge sind nicht bzw. nur fehlerhaft berücksichtig worden. Für Stephan Henrich, den Projektbeauftragten des BUND Hessen im Dialogforum, sollten die strittigen Punkte in den an­gekündigten weiteren Sitzungen des Dialogforums einer vertiefenden gemeinsamen Erörterung unterzogen werden. Henrich fordert: „Die von der Bahn favorisierte Linie IV muss im Südabschnitt optimiert und im Nordabschnitt unter den Gesichtspunkten des Lärm- und Umweltschutzes nochmals ergebnisoffen diskutiert werden.”

Für den Südabschnitt, der durch den Main-Kinzig-Kreis führt, hat der BUND nicht nur Alternativen zur Monsterbrücke über den Kinzigstausee, sondern auch zum verbesserten Schutz in der Kinzigaue und der Altwald-Bestände des Nordspessarts vorgelegt, die bisher nicht berücksichtigt wurden. Auch die BUND Forderung für einen verbesserten Lärmschutz an siedlungsnahen Trassenabschnitten hatte die Bahn bei der Trassenbewertung aus nicht nachvollziehbaren methodischen Gründen nicht berücksichtigt. Der BUND fordert außerdem eine Berücksichtigung des Gesamtlärms und eine Abkehr von der isolierten Betrachtung des Bahnlärms. „Auf die Menschen wirken alle Lärmquellen ein”, erläutert Jörg Nitsch. „Die isolierte Betrachtung der Verkehrsträger nach Straßen-, Bahn und Fluglärm halten wir deshalb für falsch.” Wegen der schwerwiegenden Nachteile für das Landschaftsbild und den Vogelschutz hatte Stephan Henrich vom BUND zur „Monsterbrücke” über dem Kinzigstausee bei Ahl rechtzeitig umweltverträgliche Westumfahrungs-Varianten in das Dialogforum eingebracht. Diese auf Tempo 200 km/h und ohne Eingriff in ein Wasserschutzgebiet optimierte Variante wurde von der Bahn fehlerhaft in die Planung eingestellt und mit nicht nachvollziehbaren Lärmschutz-Argumenten abgelehnt. Hingegen hat die Bahn eine frühzeitig ausgeschiedene und dann in der Schlussphase der Entscheidung plötzlich wiederbelebte „Rückstellvariante Ostumfahrung des Stausees”, als einzig ernsthafte Alternative zur Monsterbrücke erklärt, bei der der BUND wegen der Beeinträchtigung großer Siedlungs- und Naherholungsgebiete Schlüchterns und auch gravierender Umweltnachteile Genehmigungsrisiken sieht.

Beim Nordabschnitt für den Landkreis Fulda spricht sich der BUND weiterhin für eine Ausbaulösung mit optimiertem Lärmschutz aus, die z.B. Einhausungen in den Ortsdurchfahrten Neuhof und Kerzell für den dort zu konzentrierenden Nachtverkehr beinhaltet. Die DB hat aus BUND-Sicht bei ihrer Auswahlentscheidung nicht ausreichend bedacht, dass ihre Vorzugslinie IV durch die frühzeitige Einbindung in die Schnellfahrstrecke (SFS) Fulda-Würzburg zu erheblichen Kapazitätseinschränkungen im Gesamtnetz führen wird. Da bei der Line IV bis Fulda drei zweigleisigen SFS-Tunnels durchfahren werden müssen, in denen aus Sicherheitsgründen kein Begegnungsverkehr von Güter- mit Personenzügen erlaubt ist, werden die vielen künftigen ICEs die Güterzüge tagsüber fast vollständig auf die bestehende Bahnstrecke abdrängen, so dass es entlang der Altstrecke von Kerzell über Flieden nach Gemünden deutlich lauter werden wird.

Auch die im Zuge der Errichtung der A 66-Einhausung in Neuhof zusätzlich verlegten Schnellfahrgleise wären mit einer Einbindung in die Ausbaulösung nicht als Millionengrab zu bezeichnen, so die BUND-Vertreter abschließend.
 

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