Der hessische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) fordert die Oberen Wasserbehörden in den Regierungspräsidien Darmstadt, Gießen und Kassel auf, aktiver gegenüber Kommunen vorzugehen, die in ihren Leitungsnetzen hohe Trinkwasserverluste verzeichnen.
Die Regierungspräsidien veröffentlichen jährlich die Wasserbilanzen der Kommunen. Dabei waren für das Jahr 2021 erschreckende Zahlen bekannt geworden.
Alle Rohrnetzverluste in Hessen zusammengerechnet ergeben demnach eine Wassermenge von 25,2 Mio. m³ für das Jahr 2021, die zwar in die Versorgungsnetze der Kommunen eingespeist wurde, aber nicht bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern angekommen, sondern in schadhaften Leitungssystemen im Untergrund versickert ist.
Mit dieser Wassermenge könnten die Kinzigtalsperre 3,5 mal oder 168 Mio. Badewannen gefüllt werden. Aneinandergereiht ergibt das eine Kette von Badewannen, die mehr als sieben mal rund um die Erde reichen würde.
Die Kommunen haben in den vergangenen Trockenjahren die Bürgerinnen und Bürger wiederholt zu einem sparsamen Umgang mit Trinkwasser gemahnt. Der Landesvorsitzende des BUND Jörg Nitsch sagt: „Diese Sparappelle stehen aber im krassen Widerspruch zu der Verschwendung von Trinkwasser durch Verluste in leckgeschlagenen Leitungssystemen. Die Kommunen müssten dringend Maßnahmen ergreifen, um die Missstände im Versorgungsnetz zu beheben. Erst dann wären die Sparappelle glaubwürdig.“
Wer hohen Wasserverlusten nicht entgegenwirkt, trägt seinen Anteil an der Schädigung der Vegetation in den Gewinnungsgebieten für Trinkwasser bei.
Den Regierungspräsidien wirft der BUND vor, zu wenig und nur stichprobenhaft zu überwachen und gegenüber den Kommunen mit hohen Wasserverlusten zu wenig Druck auszuüben, diese Mängel zu beheben. Die Wasserbehörden müssten im Rahmen der Gewässeraufsicht nach den Vorgaben des Hessischen Wassergesetzes tätig werden.
Weiterhin fordert der Landesverband, die Wasserbilanzen der Regierungspräsidien vollständig dem technischen Regelwerk anzupassen und hessenweit zu vereinheitlichen, was durch eine Erlassregelung des Umweltministeriums ermöglicht würde.
Vermutlich ist es der dünnen Personaldecke der Regierungspräsidien geschuldet, dass eine solche Überwachung nicht umfassend erfolgen kann, so der Landesvorsitzende Jörg Nitsch. Aus diesen Gründen fordert der BUND die Regierungspräsidien personell mit weiteren Stellen für diese Überwachungsaufgaben auszustatten.
Die Wasserversorgung führte in der Vergangenheit und in der Gegenwart, vor allem in den Trinkwassergewinnungsgebieten der überregionalen Wasserversorger Hessenwasser und OVAG im Hessischen Ried und im Vogelsberg zu massiven Konflikten zwischen der Grundwasserförderung und dem Naturschutz. Dies haben die entstandenen Schäden in der Natur und die dadurch ausgelösten Diskussionen und die aktuell beklagten Wasserrechte deutlich gemacht.
Allein in Frankfurt gingen im Jahr 2021 3,3 Mio. m³ Trinkwasser durch marode Wasserleitungen verloren. Diese Wassermenge, so der BUND Hessen, wäre besser im Grundwasser des Vogelsbergs oder des Hessischen Rieds zur Verhinderung von Trockenschäden geblieben.
Jörg Nitsch sieht in der Verminderung der Wasserverluste einen Baustein von vielen, diese Wassergewinnungsgebiete zu entlasten. Hierzu müssen die Wasserbehörden und die Kommunen tätig werden.
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