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Pressemitteilung

BUND warnt: Industrie und Kraftwerke treiben Rheinwassertemperatur noch weiter nach oben – Kritisches Temperaturniveau droht in den nächsten Tagen erreicht zu werden

26. Juli 2018 | Flüsse & Gewässer, Klimawandel

Der BUND befürchtet, dass im Gefolge des Klimawandels die Hitzeperioden unweigerlich an Häufigkeit zunehmen werden.

Kohle (Foto: Niko Martin) Kohle (Foto: Niko Martin)  (Foto: Niko Martin)

Frankfurt, 26. Juli 2018. – Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor steigenden Temperaturen im Rhein und seiner Nebenflüsse. In Kürze drohe die für die Gewässerökologie kritische Temperatur von 28 Grad Celsius überschritten zu werden. Neben der andauernden Hitze- und Niedrigwasserperiode sorgen vor allem auch Industriebetriebe und fossil befeuerte Kraftwerke mit ihren Kühlwasser-Einleitungen für zusätzliche Wärmefrachten. An der offiziellen Messstelle Worms wurden am 25.07.2018 bereits 27 Grad Celsius festgestellt. 

„Die vorausgesagten Hitzetemperaturen und der weiter sinkende Abfluss lassen befürchten, dass der Rhein und einiger seiner Nebenflüsse in den nächsten Tagen ein kritisches Temperaturlimit erreichen werden”, sagt Jörg Nitsch, BUND-Landesvorsitzender in Hessen. „Es besteht dringender Handlungsbedarf, denn spätestens ab 28 Grad ist mit Schädigungen der Gewässerbiologie zu rechnen.”

Der BUND fordert, dass umgehend die vorbereiteten Managementpläne zum Herunterfahren von Kraftwerken umgesetzt werden. Denn die Abwärme von Kraftwerken und großen Industrieunternehmen sattelt sich auf die wetterbedingte Erhöhung der Rheinwassertemperaturen oben auf.

Für BUND-Chef Jörg Nitsch ist das Abwärmeproblem „ein weiterer Beweis, dass der Weiterbetrieb von Kohlekraftwerken nicht zukunftsfähig ist.” Die in Kohle steckende „Primärenergie” werde in diesen Kraftwerken allenfalls zu 40 Prozent genutzt. „Der große Rest landet als Abwärme in den Flüssen oder heizt über die Kühltürme die ohnehin schon zu heiße Atmosphäre auf.”

Der BUND befürchtet, dass im Gefolge des Klimawandels die Hitzeperioden unweigerlich an Häufigkeit zunehmen werden. Dann werde auch der Betrieb der abwärmeträchtigen Kraftwerke immer weniger planbar. Dem könne nur durch den Umbau des Energiesystems auf erneuerbare Energien entgegen gewirkt werden.
 

Hintergrund

Das zeitliche Zusammentreffen von Niedrigwasser im Rhein und der lang andauernden Hitzeperiode bedroht in vielfältigster Weise die Gewässerökologie. Beispielsweis ziehen sich aufstiegsbereite Fische in kühlere Grundwasserzutritte zurück. Die bei der Aufwärtswanderung in ihre Laichgründe pausierenden Fische werden dadurch aus dem Takt gebracht: So kann beispielsweise das Paarungsverhalten und der Ablaicherfolg gestört werden, wenn die Fische zu spät die angestammten Laichgründe in den Oberläufen der rheinischen Seitengewässer erreichen. Der in der Oberflächengewässerverordnung festgelegte Grenzwert von 28 Grad erscheint den Gewässerexperten des BUND als zu hoch. Unter Berücksichtigung von Kaltwasser geprägten Fischen, beispielsweise dem Lachs, müssten Minderungsmaßnahmen in den Kraftwerken und Industriebetrieben schon ab 26 Grad ergriffen werden. U.a. im Rahmen seiner Mitarbeit in der Internationalen Rheinschutzkommission setzt sich der BUND für eine Reduzierung der Temperatur-Limits ein.

Hohe Rheinwassertemperaturen können auch die Trinkwasserversorgung beeinträchtigen: Bei Niedrigwasser steigt nicht nur die Konzentration von schwer abbaubaren Mikroverunreinigungen. Darüber hinaus wird das Wasser in der Uferfiltratpassage immer wärmer. Zu warmes Trinkwasser kann die Vermehrung von koliformen Keimen in den Trinkwasserversorgungen begünstigen.
 

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