„Wir halten ein Umdenken bei den baupolitischen Plänen der Landesregierung für erforderlich“, sagt Jochen Kramer, Vorstandsmitglied des hessischen Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND Hessen) anlässlich der Vorstellung der Wohnungsbedarfsprognose durch den Hessischen Wirtschaftsminister am 10.08.2020. „In Anbetracht der anhaltenden Corona-Pandemie, der Klimaerwärmung und dramatischer Verluste der Artenvielfalt, muss ein Umdenken einsetzen.“
Ziel muss die noch stärkere Konzentration auf bereits vorhandene Siedlungsbereiche sein. Die Schaffung zusätzlichen Wohnraums sollte vor allem im bebauten Raum, durch Aufstockungen, Umnutzungen von Gewerberäumen und Baulückenschlüssen erfolgen. Auch die Umnutzung von Konversionsflächen in hessischen Kommunen ist ein gutes Beispiel. Neubaugebiete bedeuten hingegen immer den Verlust von Offenland, das für Klima und Artenvielfalt ökologisch von Bedeutung ist.
Der BUND erwartet zum einen mittelfristig eine geringere Wohnungsnachfrage. Zum anderen erfordern Krisenzeiten eine Stärkung der gesellschaftlichen Resilienz gegenüber den enormen Herausforderungen der Pandemie, des Artensterbens und der Klimaerwärmung. Das Naturkapital der Gesellschaft, Naturräume und landwirtschaftliche Flächen müssen deshalb weitgehend geschont und dürfen nicht kurzfristigen Interessen geopfert werden.
Zur Umsetzung der von der Landesregierung angestrebten Nachhaltigkeit bei der Wohnraumschaffung gehören neben der vorrangigen Umnutzung bestehender Gebäude die Dach- und Fassadenbegrünung, die Energieeffizienz und Gewinnung von Solarenergie. Die von der Landesregierung angestrebte Anbindung von neuen Wohnquartieren an bestehende ÖPNV-Verbindungen ist ein Schritt in die richtige Richtung. Bei der weiter angestrebten hohen Zahl an neuen Wohnungen ist dennoch absehbar, dass die dafür notwendige Infrastruktur des ÖPNV nicht ausreicht. Zur Sicherstellung der Trinkwasserversorgung ist außerdem die Erweiterung der Rheinwasseraufbereitungsanlage in Biebesheim erforderlich.
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